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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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grazil an uns vorbei, während das Sonnenlicht auf seiner spiegelblanken Oberfläche reflektiert wurde.
    »Wie Sie verstehen werden, Bjørn, können wir …«
    CC verstummte plötzlich. Im Hintergrund, in der Tiefe des Weltraums, wurde ein Quasar sichtbar.
    »Geoff? Was hat das zu bedeuten? Geoff!«
    Der Quasar näherte sich mit majestätischer Würde. Ich zog den Hals ein. Als er bei unserem Sonnensystem angelangt war, geschah, was geschehen musste: Der Quasar explodierte in einem blendenden und vollkommen lautlosen Lichtblitz, der das Sonnensystem und den umliegenden Bereich des Universums im Laufe einer Zehntelsekunde auslöschte.
    »Ooops«, murmelte eine Stimme. »Tut mir leid«, sagte Geoff.
    »Ein Quasar?«, platzte Dr. Ian Maxwell hervor. Er hatte während der ganzen Zeit im Dunkeln hinter CC an der Wand gelehnt, trat jetzt aber vor wie ein Gott, der aufgefordert war, das kosmische Chaos zu beseitigen. »Entschuldigen Sie«, sagte er zu uns, »einen Augenblick. Geoff? Geoff! Verdammt, wo kam dieser Quasar her?«
    Dr. Maxwell war wissenschaftlicher Direktor des Windsor Astronomical Institute. Rote Haare, Sommersprossen, eine runde Brille und ein Pflaster auf der Stirn. Auf dem Flug von Rom hierher hatte CC mir erzählt, welches Ansehen Dr. Maxwell in Astronomenkreisen genoss.
    Im gleichen Moment ging das Licht an. » Sorry, sorry, sorry «, kam es wie ein Mühlrad voller Entschuldigungen. Ein Kopf – Geoff – tauchte hinter der Hightechkonsole des Planetariums auf, die in der Mitte des Raumes in einer Vertiefung platziert war. » Sorry ! Ich habe bis spät in der Nacht mit dieser Quasar-Explosion gearbeitet. Irgendwie muss ich den ganzen Film kopiert und versehentlich in die Mappe für unser Sonnensystem gelegt haben. Wirklich dumm!«
    »Geoff«, sagte Dr. Maxwell mit erzwungener Geduld, »Sie wissen ebenso gut wie ich, dass ein Quasar in unserem Teil des Universums …«
    »Ja, ja, ich weiß«, unterbrach Geoff ihn. »Es tut mir leid, ich werde das File sofort löschen.«
    CC blinzelte mir gutmütig zu. »Unser Planetarium kann Bilder und Animationen wiedergeben, die normale Planetarien wie die Heimkinos der Achtziger wirken lassen.« Er setzte sich neben mich auf den äußersten Rand des Stuhls. »Wie Sie wissen, kann Luzifers Evangelium auf sehr unterschiedliche Weise gelesen werden. Dr. Maxwell ist zuständig für eine der Hypothesen. Ian? Übernehmen Sie?«
    Der jugendliche Rotschopf trat zu uns.
    »Unser Ansatz bei der Erforschung des Textes basiert auf einer Theorie, die sich bis weit in den Weltraum erstreckt. Wir reden noch immer vom Tag des Jüngsten Gerichts, dem Tag der Entscheidung. Es gibt ein paar Formulierungen in Luzifers Evangelium , die auf eine Kollision der Erde mit einem Asteroiden hindeuten könnten.«
    2
    Ein paar Sekunden herrschte Stille.
    »Bjørn?«, fragte CC .
    Im Gegensatz zu anderen Menschen können Albinos nicht blass werden. Ich weiß nicht, wohin all mein Blut in diesem Moment verschwunden war, im Hirn war es jedenfalls nicht mehr. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich drehte die Handflächen nach oben, um zu signalisieren, dass mein Herz noch immer schlug und ich bloß ein bisschen Zeit brauchte.
    »Wieso«, fragte ich schließlich, »kommen Sie auf etwas so Konkretes wie einen Asteroiden?«
    »Das hängt wieder mit Zweideutigkeiten zusammen und ihrer Deutung, weil der Verfasser in einer Sprache geschrieben hat, die er nicht wirklich beherrschte«, sagte CC .
    An der Kuppeldecke tauchte folgender Text auf:
    WENN IN 1 647 000 TAGEN DIE ERDE
WIEDERAUFERSTEHT,
    NACH HÂRGA-MË-GÏDDÔ-DÔM,
    WENN DAS HIMMELSOBJEKT AUF DIE ERDE TRIFFT,
    WIRD EINE NEUE ZEIT ANBRECHEN, IN DER NICHTS AUF DER ERDE SO SEIN WIRD, WIE ES WAR
    »Aus Luzifers Evangelium Teil eins«, sagte CC . »Dieser Teil wurde 1970 in einer Höhle in Ägypten gefunden und von Professor Giovanni Nobile nach Italien gebracht. Hârga-më-gïddô-dôm ist uns früher ja schon mal untergekommen. Der Tag des Jüngsten Gerichts. Das akkadische Wort für auferstehen könnte man ebenso gut mit aufblühen oder erwachen übersetzen.«
    »Und der Rest?«
    »Das Wort Himmelsobjekt ist ziemlich diffus, das akkadische Original spricht bloß von etwas, das es im Himmel gibt oder etwas, das aus dem Himmel kommt . Man kann das als Komet oder Asteroid deuten oder natürlich als Gottheit. Nuancen und Definitionen gehen in Übersetzungen leicht verloren. Diese Formulierungen sind aus der bilderreichen, metaphorischen akkadischen

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