Das Luzifer Evangelium
Sprache in eine moderne, geschraubte Sprache übersetzt worden. Was können wir also daraus ableiten? Ist das große Ding im Himmel ein Asteroid oder ein Gott?«
Ich sagte nichts. Keinen Ton. Als uns die Stille zu erdrücken drohte, ergriff CC das Wort:
»Die astronomische Spur hängt mit der Jüngstes-Gericht-Theorie zusammen. Kein Armageddon ausgelöst von den Menschen, sondern eine Naturkatastrophe von apokalyptischen Ausmaßen.«
»Ein Asteroid«, wiederholte Dr. Maxwell. »Wenn die Erde von einem ausreichend großen Himmelskörper getroffen wird, sind die Konsequenzen katastrophal. Das kann das Ende der Zivilisation bedeuten.«
»Warum sollten wir heute – im Jahr 2009 – Rücksicht auf jahrtausendealte astronomische Prophezeiungen nehmen?«, fragte ich.
»Unsere Vorväter waren ausgezeichnete Astronomen«, sagte Dr. Maxwell. »Die Astronomie zählt zu den ersten Wissenschaften der Menschheit und führte weiter zu Philosophie, Mathematik, Physik und Chemie. Ja, und auch zu den Religionen, aber das ist eine andere Sache.«
»Die Frage ist gut«, sagte CC . »Warum Zeit, Kraft und Geld für eine Hypothese aus einem Manuskript aufwenden, das aus einer Zeit stammt, in der es noch nicht einmal Ferngläser gab? Dr. Maxwell?«
»Die Kurzversion lautet: Die Astronomen der Frühzeit könnten die Bahn eines Kometen oder Asteroiden notiert und dabei so exakte Orts-und Zeitangaben gemacht haben, dass wir diese Daten nutzen könnten, um die Bahn des Himmelskörpers zu berechnen. Also auch den Zeitpunkt, wann er auf die Erde treffen wird. Diese Bahnen könnten aus Luzifers Evangelium Teil drei hervorgehen.« Dr. Maxwell drückte auf den Knopf einer Fernbedienung, die aussah, als könne man damit einen Jumbojet fernsteuern. Das Licht wurde gedimmt, und wieder kam oben unter der Kuppel das Universum zum Vorschein. »Es gibt die verschiedensten Meteoriten, Asteroiden und Kometen. Die Meteoriten sind die kleinsten. Die meisten von ihnen sind kaum größer als ein Sandkorn oder kleiner Stein, die größten haben einen Durchmesser von bis zu zehn Metern.«
Unter der Decke des Planetariums leuchtete ein Meteoritenschauer auf, der Feuer fing, verglühte und zu Staub wurde.
»Asteroiden sind Felsblöcke, die von der Schwerkraft unseres Sonnensystems eingefangen worden sind«, fuhr Dr. Maxwell fort. »Bei den größten handelt es sich um mehrere hundert Kilometer breite Steinmassen.«
Ein Asteroid kam angeschwebt; eine unebene, gigantische Felsmasse, die durch den Weltraum trieb.
»Einige Asteroiden kreuzen die Bahn der Erde um die Sonne«, sagte CC . »Und einige wenige von ihnen kommen der Erde dabei so nah, dass sie ein Risiko darstellen.«
»Die Kometen«, sagte Dr. Maxwell, »sind noch spektakulärer.« Mit der Fernbedienung rief er einen Kometen mit einem Schweif aus Staub und Gas herbei. »Kometen und Asteroide sind sehr unterschiedlich, von der Erde aus betrachtet ist der offensichtlichste Unterschied der Schweif des Kometen.«
Das Bild des Universums flimmerte und wurde von einem anderen ersetzt, das fast so aussah wie das erste.
»So«, sagte Dr. Maxwell, »sah der Weltraum vor zweitausendzweihundertfünfzig Jahren über China aus. Sehen Sie den Kometen oben rechts? Der Halleysche Komet, wie er von chinesischen Astronomen beobachtet wurde. Zuletzt hat er uns im Jahr 1986 passiert. Das nächste Mal kommt er 2061.«
Das Bild unter der Kuppel änderte sich, wie beim Umschalten eines Fernsehers, und ein neuer Komet kam zum Vorschein.
»Während der Halleysche Komet gut vorhersagbar ist, tauchen andere Kometen völlig überraschend auf. Hale-Bopp wurde 1995 entdeckt. Er wird im Jahr 4377 erneut auftauchen. Der Hyakutake-Komet passierte uns im Jahr 1996. Er wird in etwa hunderttausend Jahren wieder bei uns erwartet.«
»Wie groß ist das Risiko, dass die Erde getroffen wird?«, fragte ich.
Mit der Fernbedienung klickte Dr. Maxwell sich zu einer Animation der Planetenbahnen im Sonnensystem, auf der auch die kreuzenden Bahnen der Asteroiden und Kometen eingezeichnet waren. »Wir kennen etwa fünftausendfünfhundert erdnahe Asteroiden und ungefähr viertausend Kometen, die um die Sonne kreisen.«
»Ungefährliche Meteoriten treffen uns ständig«, sagte CC . »Etwa alle tausend Jahre wird die Erde von größeren Objekten getroffen wie dem, das 1908 in Tunguska in Russland einschlug. Erst in diesem März passierte uns ein solcher Asteroid in nur sechzigtausend Kilometern Entfernung.«
»Und in der
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