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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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offensichtlichen Konsequenz. Wenn nicht irgendwo eine Öffnung freigelassen worden war, die man im Nachhinein verschlossen hatte, was jedoch nicht sehr wahrscheinlich war.
    Eine Durchleuchtung der Tür mithilfe militärischer Spezialausrüstung – CC sagte etwas von optischen und Infrarotsignalen, Neutronenstrahlung und Ultraschall – enthüllte ein mechanisches Meisterwerk aus Zahnrädern, Riegeln, Bolzen und Metallhaken, die um solide Metallstangen griffen.
    »Wie sollen wir das aufkriegen?«, fragte CC .
    »Wir haben keine Wahl«, sagte der Chefingenieur. In seiner Stimme schwang etwas Eifriges, fast Animalisches mit. »Das Schloss und die Türblätter sind solide wie ein Tresorgewölbe. Wenn wir da reinwollen, müssen wir Gewalt anwenden.«
    »Welcher Art?«
    »Wir könnten die Türblätter mithilfe einer Hebemaschine aushebeln. Einer Hydraulikpresse. Oder wir legen den Schließmechanismus frei, indem wir die Türblätter mit Schweißbrennern, Laserschneidern und Superdrillbohrern sprengen.«
    Ich konnte das Testosteron förmlich riechen, das sich aus seinen Poren presste.
    »Was ist eigentlich mit euch Ingenieuren los, dass es euch solche Freude bereitet, alles Schöne zu zerstören?«, sagte ich halb im Scherz, halb im Ernst. Ich sah bereits vor mir, wie die Türen der Hydraulikpresse in einer Kakophonie jammernder, durchdringender, kratzender, kreischender Seufzer nachgaben. »Diese Tür ist ein Kulturdenkmal«, fuhr ich fort. »Sehen Sie nur, wie wunderschön sie ist! Die können wir nicht einfach zerstören. Wir müssen sie für die Nachwelt bewahren!«
    »Haben Sie den Schlüssel?«
    »Ja, den habe ich.«
    »Da bin ich ja mal gespannt.«
    Ich wandte mich an CC . »Ich habe eine Idee, wie wir das Schloss öffnen könnten.«
    »Wirklich?«
    »Wir sind ganz Ohr«, sagte der Chefingenieur.
    »Der Osiris-Triangel auf der Tür symbolisiert die drei ägyptischen Götter Osiris, seine Frau Isis und seinen Sohn Horus. Der Osiris-Triangel ist an zwei Stellen in der Welt bekannt: als Wandmalereien und Reliefs überall in Ägypten und als Felszeichnungen in der Nähe der griechischen Präfektur Magnesia. Aus Magnesia bezogen ägyptische Gelehrte ihre magischen Steine.«
    »Magische Steine?«, fragte der Chefingenieur.
    »Heute kennen wir diese Steine unter einem völlig anderen Namen: Magnet. Das Wort entstammt dem griechischen magnítis líthos, was Stein aus Magnesia heißt. Dort gibt es natürliche Vorkommen von Magnetit, Magneteisenstein.«
    »Ist das typisches Archäologenwissen?«, fragte CC .
    »Haben Sie als Junge nie mit Magneten gespielt?«
    »Und was hat das Ganze mit uns zu tun?«, fragte der Chefingenieur ungeduldig.
    »Im Altertum war der Osiris-Triangel ein Symbol für den Magnetismus. Verstehen Sie jetzt?«
    »Nein«, sagten der Chefingenieur und CC im Chor.
    »Sehen Sie sich die Tür an. Der Osiris-Triangel. Drei metallene Felder auf jedem Türblatt. Für Eingeweihte ist das Symbol ein Schlüssel.«
    »Inwiefern?«, fragte CC .
    »Indem man auf jede der Flächen einen kräftigen Magneten legt, mitten in die drei Sonnen, stellt man ein Magnetfeld her, einen Stromkreis, der das Schloss öffnet.«
    Irgendwo drüben im Militärlager startete ein Lastwagen.
    Der Chefingenieur lächelte mitleidig. »Interessante Theorie, Beltø. Wirklich interessant. Es sprechen leider nur ein paar entscheidende Argumente dagegen: Das Magnetschloss wurde 1989 patentiert. Ein solches Schloss besteht aus einem Elektromagneten und einer Armatur, die von Strom abhängig ist. Ich bin zwar kein Archäologe, habe aber trotzdem mitbekommen, dass dieser Tempelturm viertausendfünfhundert Jahre alt sein soll.«
    »Sie dürfen nicht zulassen, dass diese prachtvolle Tür zerstört wird«, sagte ich zu CC .
    Ich wusste, wie CC darauf drängte, ins Innere des Turmsockels zu gelangen, darum rechnete ich keine Sekunde damit, dass er auf mich hören würde. Aber genau das tat er. »Bjørn hat recht«, sagte er. »Die Tür ist ein wertvolles Kulturdenkmal. Ich möchte sie nicht zerstören, bevor wir nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben.«
    2
    CC und ich hatten das Feldbüro fast erreicht, als der Sicherheitschef Dick Stone uns einholte. Wir schlossen die Tür zu dem angenehm kühlen Raum auf und nahmen jeder eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Selbst der Sicherheitschef war einem kalten Budweiser nicht abgeneigt.
    »Wie ist der Status?«, fragte CC nach dem ersten Schluck.
    »Carolyn ist nicht ausgeblutet.«
    »Wenigstens

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