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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Hirtenjunge Muhammed edh-Dhib wirft einen Stein in die Höhle, um eine Ziege herauszujagen, die sich in der Dunkelheit verirrt hat.
    Das Geräusch eines zerbrechenden Kruges …
    Möglicherweise hieß er ganz anders als Muhammed edh-Dhib. Es gibt viele Varianten der Geschichte.
    In den Jahren, nachdem der Junge unbeabsichtigt den Krug in der Höhle zerschlagen hatte, wurden noch viele weitere Tonkrüge in den verborgenen Höhlen und Grotten rund um Qumran am Toten Meer entdeckt. In ihnen befanden sich, versiegelt für die Nachwelt, an die tausend alte Handschriften. Einige auf Papyrus, andere auf Pergament.
    Die zweitausend Jahre alten Texte waren die reinste Schatzkammer für Forscher. Die Texte auf den Papyrusbögen und den Tierhäuten, die über einen Zeitraum von dreihundert Jahren von der jüdischen Sekte der Essäer niedergeschrieben wurden, bestätigten die Bibel entweder oder rückten diese in ein neues Licht.
    Etliche Schriftstücke stammten aus dem Alten Testament. Einige Schriftrollen enthielten Bibelkommentare und religiöse Betrachtungen. Archäologen, Theologen und andere Forscher fanden Ermahnungen und Auslegungen zu Glaubensfragen, Disziplin und gesellschaftlichen Verhältnissen. Regelsammlungen. Eine Kopie der Zehn Gebote. Eine Kriegsrolle: Der Krieg zwischen den Söhnen des Lichts und den Söhnen der Finsternis . Bei einem Teil der Rollen handelte es sich um apokryphe Schriften, die nicht in den Bibelkanon aufgenommen worden waren. Eine davon war Henochs Buch.
    Die Textsammlung, über die Muhammed edh-Dhib an jenem Tag 1947 stolperte, ist der Welt unter einem bestimmten Namen bekannt.
    »Die Qumran-Rollen!«, rief CC .
    Die Fingerknöchel auf die Platte des Konferenztisches gestützt, beugte er sich zu mir herüber, als wollte er den gesamten alten Text mit einem Blick in mich einbrennen.
    »Können Sie sich etwas Fesselnderes vorstellen, Bjørn? Tausend alte Texte! Der Fund der Qumran-Rollen war aufsehenerregend. Eine Weltsensation! Für Gläubige und Nicht-Gläubige. Für Historiker, Archäologen, Paläografen. Aber allem voran für die Theologen. Dieser Fund weckte ein ganz neues Interesse für die Archäologie und die Theologie und ermöglichte einen Neuanfang. Außerdem enthielt die Sammlung etwas noch Erstaunlicheres als alte Texte auf Papyrus oder Tierhäuten. Etwas sehr Erstaunliches. Sagt Ihnen 3Q15 etwas?«
    »Hört sich nach einem Roboter aus Star Wars an.«
    »Mitten zwischen den alten Pergamenten und Papyri, in der dritten Höhle von Qumran, lag etwas ganz Spezielles.«
    CC nahm einen Aktenordner aus einer Schublade seines Schreibtisches und schob theatralisch ein Bild zu mir herüber.
    »Komischerweise hat kaum jemand etwas von 3Q15 gehört.«
    Der Gegenstand auf dem Foto sah aus wie eine alte platt geklopfte Blechbüchse.
    »Was soll das sein?«, fragte ich. »Alteisen?«
    »3Q15 besagt, dass es sich um die fünfzehnte Handschrift handelt, die in Höhle Nummer drei in Qumran gefunden wurde. Der Fund war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Die meisten Texte der Schriftrollen vom Toten Meer waren auf Papyrus oder Pergament geschrieben. 3Q15 auf Metall. Der Text war in eine dünne Schicht gehämmertes Kupfer gemeißelt, das mit ein Prozent Zinn vermischt war.«
    »Wieso haben sie auf Metall geschrieben?«
    »Weil der Text überdauern sollte. Lange. Papyrus und Pergament überleben mehrere hundert Jahre, unter günstigen Lagerbedingungen auch Tausende von Jahren. Doch ritzt man etwas in Metall, ist es für die Ewigkeit.«
    »Für die Ewigkeit, na … Was stand denn drauf?«
    »Da das Metall aufgerollt und korrodiert war, musste es aufgeschnitten werden, um überhaupt an den Inhalt heranzukommen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schriftrollen ist der Text auf der Kupferrolle weder biblisch noch religiös. Man fand dort eine lange Schatzliste von über sechzig Schätzen mit genauer Angabe der Verstecke. Sechsundzwanzig Tonnen Gold. Fünfundsechzig Tonnen Silber. Einzigartige, versteckte Handschriften. Der Text beschrieb die Wertsachen bis ins kleinste Detail. Hören Sie …« Er räusperte sich und zitierte einen Abschnitt aus dem Gedächtnis: »In der Ruine von Horebbah in der Ebene Achor, unter den Stufen, die nach Osten führen, rund vierzig Fuß, liegt eine Silbertruhe, die siebzehn Talente wiegt.*
    * Die Gewichtseinheit Talent variierte zwischen 20 und 60 Kilo, abhängig davon, was gewogen wurde.

    Es folgen drei griechische Buchstaben, KEN , die den Forschern heute noch Rätsel

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