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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Fotoneudruck erstellt.«
    »Und Teil zwei …«
    »… haben wir aus dem Kloster der Drăculsângeer geholt.«
    Mir fiel das Nachrichtentelegramm ein, das mir im Geheimarchiv des Vatikans untergekommen war. »Das waren Sie ? Sie haben die Handschrift aus dem Kloster gestohlen?«
    »Ja.« CC sah mich an, geheuchelt nachsichtig. »Bjørn. Wir haben es einer Bande religiöser Fundamentalisten entwendet, die ungefähr das gleiche Ehrgefühl und die gleiche Weltanschauung vertritt wie Al Quaida. Das ist so, als würde man einem Einbrecher die Brechstange wegnehmen. Oder einem Virus-Programmierer den Computer.«
    »Was sollen die Drăculsângeer dann überhaupt mit meiner Handschrift anfangen, wenn ihnen der zweite Teil abhandengekommen ist?«
    »Wir können wohl davon ausgehen, dass sie Kopien angefertigt haben.«
    »Das heißt also, Sie kennen die beiden ersten Teile?«
    »Ja. Und als wir Teil eins und zwei zum ersten Mal zusammenhängend gelesen haben, konnten wir sehen, wie komplex und verwickelt alles ist. Und wie abhängig wir von Teil drei sind, um dem Ganzen einen Sinn zu geben. Der lesbare Text in der linken Spalte, das ist so eine Sache. Eine prophetische und mythologische Apokalypse inklusive der Biografie des Verfassers. Aber die Symbole und Zeichen in der rechten Spalte können nicht auf diese Weise gelesen werden. Sie ergeben ohne den dritten Teil keinen Sinn. Wir glauben, sie müssen vertikal gelesen werden, nicht seitenweise, sondern jede Reihe durchgängig von der ersten bis zur letzten Seite. Von unserem aktuellen Wissensstand ausgehend haben wir drei Haupthypothesen entwickelt, die wir verfolgen. Ob eine der Hypothesen richtig ist, wissen wir erst …«, er musterte mich, ehe er fortfuhr, »wenn Sie uns den dritten Teil ausgehändigt haben.«
    Während ich darüber nachdachte, ob sein wenn zeitlich oder optional gemeint war, zog er den Zigarrenrauch tief in die Lungen.

VI : Orion
    »Sie halten doch etwas zurück, CC . Was wollen Sie mir nicht sagen?«
    Mitternacht. Wir saßen auf der schmalen Terrasse vor dem Wohnzimmer. Unten auf der Straße war es still. Ab und zu fuhr ein Auto oder ein Motorroller vorbei. CC hatte eine Flasche Piemont-Wein und zwei Gläser geholt. Ich hatte ihm von meiner Kindheit erzählt und von meinen Abenteuern überall in der Welt.
    »Erlauben Sie mir, Ihre Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten: Warum vertrauen Sie mir nicht?«
    Wir lächelten. Über einander. Über uns. Jeder für sich.
    »Sie geben die Wahrheit nur in winzigen, erzwungenen Portiönchen preis«, sagte ich. »Tun alles, was in Ihrer Macht steht, um sich nicht in die Karten blicken zu lassen. Sie geben vor, mich einzubeziehen, speisen mich aber nur mir Unwesentlichem ab. Was verbergen Sie vor mir? Was für ein Geheimnis wollen Sie nicht mit mir teilen?«
    »Ein Geheimnis ist kein Geheimnis mehr, wenn man es verrät.«
    »Vielleicht würden Sie ja feststellen, dass ich kooperationswilliger bin, wenn Sie mich wirklich mit einbeziehen. Ich bin Archäologe, CC . Es ist mein Job, neugierig zu sein. Ich will immer alles wissen. Sie müssen offen zu mir sein.«
    »Ich höre, was Sie sagen.«
    »Sie wissen alles über mich, aber ich weiß nichts über Sie. Sie haben einen Doktorgrad in Astrophysik von der Universität Stanford. Und Sie sind der administrierende Direktor des Luzifer-Projekts. Viel mehr weiß ich nicht über Sie.«
    »In vielerlei Hinsicht bin ich wie Sie, Bjørn. Ich bin jemand, der Dinge bewegt.«
    Der Weißwein schimmerte silbern. Ein Käfer schwirrte um die Terrassenlampe über uns, bevor er gegen das Glas stieß und mit einem trockenen Knacken zu Boden stürzte.
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte ich.
    Die Frage überraschte ihn. Genau das hatte ich beabsichtigt. Eine Weile starrte er stumm vor sich hin, ehe er antwortete: »Ich war es mal. Ich habe meine Jugendliebe geheiratet, Sue, wir waren damals beide neunzehn Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon fünf Jahre zusammen. Rührend, oder? Sie blieb in Kansas, als ich nach Kalifornien gegangen bin, um zu studieren. Es kam, wie es kommen musste. Als ich schließlich meinen Doktor hatte, waren wir geschieden. Sue hat wieder geheiratet und zwei Kinder mit einem Kerl bekommen, der noch heute ein Eisenwarengeschäft in Fort Scott betreibt. Er ist Vorsitzender der Kirchengemeinde, Freimaurer und Präsident der städtischen Handelskammer. Charlie. Charlie Mancroft. Ein kerniger Mann.« Er hob das Glas und sah mich durch den Wein hindurch an.

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