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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Israel. Dort, prophezeit die Bibel, wird die Endschlacht zwischen dem auferstandenen Jesus und dem Antichrist entschieden.«
    »Wo ist Ihnen dieses Wort untergekommen?«
    »Wir haben eine vielversprechende Spur verfolgt, die Aldo Lombardi in einem der Texte von Papst Gregorius Dialogus entdeckt hat. Er verwies auf eine heidnische Wandinschrift in den Katakomben von Rom.«
    Das mit den Religionen habe ich nie wirklich kapiert.
    Ich kann verstehen, dass man glaubt. Das ist der Ausdruck einer Sehnsucht nach etwas Größerem, etwas Unverständlichem, nach einer Richtung. Einem Sinn. Mir liegt Karma näher. Alles, was man tut oder unterlässt, ist vom persönlichen Schicksal vorherbestimmt. Die Summe aller Handlungen bestimmt das nächste Leben. Man erntet, was man sät. Ganz simpel und völlig okay. Aus dem Kreislauf der Wiedergeburt auszubrechen, ist Nirwana.
    Das mit dem Nirwana hab ich auch nie wirklich verstanden.
    Buddha hat das Nirwana als den perfekten Sinneszustand von höchstem Glück, innerer Ruhe und Harmonie beschrieben. Weit entfernt von dem, wie sich mein Leben im Moment gestaltete.

V: Die Katakombe
    1

    Und seht, vom Himmel herab, umkränzt vom Strahlenglanz der Flammen, wird Satan, der Fürst der Finsternis, als ein mehrköpfiges Ungeheuer mit zahllosen Hörnern erscheinen; und an seiner Seite, zu seiner linken Hand, ist sein eingeborener Sohn, der Sohn des Tieres, und zusammen werden sie herrschen über alle Welten des Himmelsraumes, bis hârga-më-gïddô-dôm die Schöpfung zerschlägt und Satan und seine Dämonen und alle Seelen der Erde wieder eins werden mit den Engeln des Herrn und JHVE.

    Im schwachen Lichtkegel der Taschenlampe warf Carl Collins’ Zeigefinger einen langen Schatten, als er langsam, Wort für Wort, Zeile für Zeile, über die Mauer mit der verblassten Wandinschrift zwischen einer Triquetra und einem Christogramm kratzte, die irgendwann wohl einmal ockerrot gewesen waren.
    Seine Stimme war gedämpft, kaum mehr als ein Flüstern, als er den alten Text übersetzte. Er richtete sich auf und stieß mit dem Kopf gegen die Decke.
    »Der Bau der Katakomben wurde im zweiten Jahrhundert nach Christus begonnen, aber diese Inschrift wird auf das Ende des vierten Jahrhunderts datiert«, erklärte CC . »Wie Sie sehen, enthält der Text klare Referenzen zur Offenbarung des Johannes, zu christlichen Dogmen und den Worten des Drăculsângeer-Mönches.«
    In dem enormen Netz aus Tunneln und niedrigen Gängen der Katakomben war die Luft kühl und feucht. Ein fast unmerklicher Luftzug trug einen leichten Duft von Erde mit sich.
    Hier, vor den alten Stadtmauern Roms, wurden Tausende verstorbene Römer und christliche Märtyrer bestattet. In Höhlen, Nischen und kunstvollen Grabmälern wurden sie zur letzten Ruhe gebettet und der Zeit überlassen. Schmale, steile Treppen führten immer tiefer in den Untergrund. In einigen Bereichen der Katakomben lagen Tausende Schädel und Knochenreste – zur morbiden Freude der Touristen, die täglich durch diese Korridore des Todes strömten.
    »Der Text und die Symbole ergeben keinen logischen Sinn«, fuhr CC fort und strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Was hat die Triquetra hier zu suchen? Und was ein Christogramm, das Symbol für Jesus Christus? Und beachten Sie die Formulierung vom Himmel herab . Wäre es nicht naheliegender gewesen, aus der Hölle herauf zu schreiben? In keinem biblischen Text kommt Satan vom Himmel herab – mal abgesehen von der unseligen Geschichte, in der Luzifer mit seinen aufmüpfigen Mitläufern aus dem Himmel geworfen wird. Und wieder spielt der Schreiber mit Johannes’ Offenbarung – als ein mehrköpfiges Ungeheuer mit zahllosen Hörnern – und wird geradezu höhnisch, wenn er Satans Sohn, den er als eingeboren bezeichnet, zur linken Seite Satans platziert. Hârga-më-gïddô-dôm bedeutet Jüngstes Gericht. Das ist kein christlicher Text, das ist Blasphemie!«
    Das Schattenspiel in CC s Gesicht ließ ihn wie einen der Teufel aussehen, über die er so engagiert redete. Ein fernes Geräusch – wie ein kollektives Stöhnen der dahingeschiedenen Seelen in den Katakomben – ließ mich zusammenzucken. CC schien es nicht zu hören. Er sah sich noch einmal die Inschrift an, die er gerade übersetzt hatte, die Augen konzentriert zusammengekniffen.
    »Haben Sie das gehört?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Das Geräusch?«
    »Nein.«
    »Wie ein Stöhnen.«
    »Haben Sie Angst, Beltø?«
    Ich hatte tatsächlich Angst. Von meiner

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