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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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glaubst du, wie oft ich schon mit Petra Klamotten getauscht habe. Es ist doch nichts dabei. Oder meckert deine Mutter?«
    »Peut-être. Sie vielleischt glaubt, ihr ’abt mir die Kleider gegeben für – wie sagt man? Arme Mosen?«
    »Almosen meinst du? So ein Quatsch. Mir sind die Sachen wirklich zu klein, und eine Schwester zum Weitervererben habe ich nicht. Was soll ich also damit machen? Zieh wenigstens heute Abend etwas davon an. Wenn es dir nicht gefällt, kommt das ganze Zeug eben in den Rote-Kreuz-Sack.«
    »Was ist das?«
    »Altkleidersammlung. Collection de vieux vêtements.«
    Mylène kicherte. »Es ’eißt vêtements usés, aber dafür sind die Dinge sehr schön. Isch probiere ’eut Abend, oui?«
    Als Krönung der deutsch-französischen Begegnung war eine Abschlussparty vorgesehen, die in der Schule stattfinden und sowohl Gäste als auch die gastgebenden Familien zusammenführen sollte. Eine Disco für die Jugendlichen war geplant, während man für die Eltern im Zeichensaal eine Bauernstube eingerichtet hatte. Er lag am weitesten entfernt von der Aula, wo sich die Tanzerei abspielen sollte. Für das leibliche Wohl hatten wie immer die Mütter zu sorgen, die Getränke stiftete die Schulleitung, und die künstlerische Ausgestaltung des Abends war Sache der Schülermitverwaltung. Im Wesentlichen bestand sie aus karierten Tischdecken sowie einigen schon etwas ramponierten Papiergirlanden. Rüdigers Band, verstärkt durch fünf Bläser aus dem Schulorchester, zeichnete für den musikalischen Teil verantwortlich. Seit drei Tagen übte die Gruppe im Benderschen Keller zwischen Eingemachtem und Kartoffeln; die Klassiker taten sich ein bisschen schwer mit dem Rhythmus. Florian ging bereits auf dem Zahnfleisch. Die Nachbarn auch.
    Tinchen machte Kartoffelsalat und Nudelsalat und Paprikasalat, stellte eine Käseplatte zusammen und ließ von Martha eine Schwarzwälder Kirschtorte backen. Eine Thermoskanne mit Kaffee sollten wir vielleicht auch noch mitnehmen, überlegte sie, und Büchsenmilch natürlich und Würfelzucker.
    Als Melanie die vorbereiteten Schüsseln und Platten sah, schüttelte sie nur den Kopf. »Kein Mensch erwartet, dass du die Verpflegung ganz allein übernimmst. Jeder soll nur so viel mitbringen, wie die eigene Familie ungefähr vertilgt.«
    »Zu unserer gehört Rüdiger, und der frisst bekanntlich für drei!«
    Später stellte sich heraus, dass von den angelieferten Fressalien sämtliche Schüler des Gymnasiums einschließlich des Lehrerkollegiums satt geworden wären. Die SMV requirierte alles Übriggebliebene, baute am nächsten Tag in der Eingangshalle ein kaltes Büfett auf und verkaufte Kuchen und Salate portionsweise. Von dem Erlös wurde die zu Bruch gegangene Gitarre repariert. Der Direx hatte sich versehentlich draufgesetzt.
    Der Abend blieb Tinchen in Erinnerung als eine Ansammlung von Leuten, die sie nicht kannte, von Musikdarbietungen, die sie mehr als genug kannte, und von Jugendlichen, die sich näher kennen lernen wollten. Auf dem Weg zur Toilette war sie zwei Pärchen begegnet, die sich ungeniert abknutschten. Sofort fiel ihr ein, dass sie Melanie auch schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte.
    Florian zeigte wenig Lust, seine abgängige Nichte zu suchen. Er unterhielt sich mit Rüdigers Klassenlehrer und debattierte mit ihm die Unterschiede zwischen den damaligen höheren Lehranstalten und den heutigen Lernfabriken. »Ob es wohl künftig die ehemaligen Schüler auch immer wieder in ihre alte Penne ziehen wird, um den Computer zu besuchen, bei dem sie Physik gehabt haben?«
    Ungeduldig zupfte ihn Tinchen am Ärmel. »Du musst dich mal um Melanie kümmern, sie ist einfach verschwunden.«
    »Sie wird wohl bei den anderen in der Disco sein oder auf der Toilette«, beruhigte Dr. Sievering. »Haben Sie schon mal im Umkleideraum nachgesehen? Da haben die Mädchen ein Schminkzimmer eingerichtet.« Er seufzte. »Das Problem mit der heutigen Jugend ist, dass man selbst nicht mehr dazugehört.«
    Plötzlich war Melanie wieder da. Sie hing am Arm eines dunkelhaarigen Jünglings, der einen Kopf größer war als sie, eine rosa Lederkrawatte trug und Turnschuhe Größe 46. »Das ist Pierre-Alain.«
    Der Jüngling klappte zusammen wie ein Taschenmesser und küsste Tinchen die Hand. »Je suis enchanté, Madame.«
    Tinchen war weniger entzückt. »Wo bist du bloß die ganze Zeit gewesen? Ich habe dich schon überall gesucht.«
    »Warum denn? Wir waren draußen – frische Luft schnappen.

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