Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)
Frau Antonie schüttelte nur den Kopf.
»Ich verstehe den Sinn nicht.«
»Madiges Gerät!«
»Würdest du dich bitte etwas deutlicher ausdrücken, Rüdiger? Was ist ein madiges Gerät?«
»Ach, lass mal, total Banane.« Er blieb stehen und wartete auf die anderen.
»Weißt du, Ernestine, im Grunde genommen habe ich gar nichts gegen die heutige Jugend; sie ist offener und selbstbewusster, als wir es seinerzeit waren, wenn auch häufig die Manieren darunter leiden, aber ihre Sprache verstehe ich überhaupt nicht mehr. Oder kannst du mir sagen, was ein madiges Gerät ist?«
»Besser nicht, Mutsch, ein Kompliment war es auf keinen Fall.«
Sie hatten den Parkplatz erreicht, jedoch am falschen Ende, und deshalb völlig die Orientierung verloren. Angesichts dieser geballten Masse Blechs hatte Tinchen auch nicht die geringste Hoffnung, die Wagen zu finden. »Ich glaube, wir stehen irgendwo in der vierten Reihe.«
Frau Antonie lehnte die Suche rundweg ab. Sie hatte eine Bank entdeckt und würde so lange dort sitzen bleiben, bis man sie abholte. Tinchen machte sich allein auf den Weg. Sie fand fünf silbergraue Cherrys, zwei- und viertürige, aber alle hatten das falsche Nummernschild. Schwarze Daimlers gab es dutzendweise und rote Kadetts mindestens genauso viel. Wir hätten doch Rüdigers Karre mitnehmen sollen, die hätte ich auf Anhieb gefunden, dachte sie verzweifelt und spähte in den nächsten Opel. Auf der Hutablage stand, bewacht von einem Plüschmops, ein blaugehäkeltes Toilettenpapierhütchen. Wieder verkehrt! Gerade als sie die Suche aufgeben und ebenfalls auf der Bank Posten beziehen wollte, entdeckte sie Clemens. Winkend kam er ihr entgegen.
»Dich kann man wirklich nicht allein lassen«, brüllte er schon von weitem. »Seit einer geschlagenen Viertelstunde renne ich hier herum und suche dich. Du hast den Orientierungssinn eines Maulwurfs in der Wüste.«
Natürlich standen die Wagen am entgegengesetzten Ende des Parkplatzes. Rüdigers Bemerkung trug auch nicht dazu bei, ihr angeknackstes Selbstbewusstsein wieder zu heben. »Jetzt weiß ich wenigstens, was genau man unter einem Fußgänger versteht! Das ist jemand, der nicht mehr weiß, wo er sein Auto geparkt hat«, sagte er.
Die Rückfahrt verlief wesentlich schneller als die Hinfahrt, weil nicht einmal Frau Antonie protestierte, als Urban mit hundertsiebzig über die Autobahn preschte. Sie war abgelenkt. »Für den Heimweg werde ich Pantoffeln anziehen müssen, ich komme ja in keinen Schuh mehr hinein.«
Herr Pabst nickte Zustimmung. »Düsseldorf wird es überleben.«
Der erste Wagen bog in die Händelstraße ein. »Jetzt eine heiße Dusche und dann ein schönes kaltes Bier«, freute sich Florian. »Steig mal aus, Melanie, und mach die Garage auf!«
»Vater hätte schon längst einen Lichtkontakt einbauen lassen sollen! Dieses ewige Hinundhergerenne ist ja ätzend. Wenn er jedes Mal aussteigen müsste, hätten wir bestimmt schon so ein Ding, aber der Herr Professor hat ja seine Nigger, die für ihn flitzen müssen. Er drückt einfach bloß auf die Hupe!« Sie öffnete beide Flügel des Gartentores und stutzte. »Was ist denn hier los? Komm mal her, Florian, ich glaube, auf die Dusche kannst du verzichten und gleich ein Vollbad nehmen!«
Unter der Garagentür sickerte Wasser hervor und bildete schon eine Pfütze, die sich zusehends vergrößerte.
»Das war Rüdiger! Der hat vorhin einen Eimer Wasser geholt und bestimmt den Hahn nicht richtig zugedreht.«
»Wieso ich? Am Wasserhahn bin ich gar nicht gewesen, weil ich nämlich vergessen habe, diese dämlichen Rosen zu gießen.«
Mylène quiekte los, als sie die Bescherung sah, und Julia stürzte sich sofort auf die Lache. »Darf ich meine Badeenten holen, Mami?«
Klausdieter schlabberte bereits, kam aber gegen den langsam steigenden Pegel nicht an. Nur Frau Antonie hatte noch nichts mitgekriegt; sie war im Wagen geblieben und wartete auf ihre Hausschuhe.
»Was haltet ihr davon, die Tür zu öffnen und endlich mal nachzusehen, woher das Wasser kommt?«, schlug Herr Pabst vor.
»Das ist eine gute Idee!« Ehe er den richtigen Schlüssel gefunden hatte, stand Florian bereits bis zu den Knöcheln im Wasser, und als er endlich die Kipptür hochgehoben hatte, konnte er gerade noch zur Seite springen, bevor er die Holzkiste ans Schienbein bekam. Im Winter wurden darin Schwimmringe und Wasserbälle aufbewahrt, aber jetzt war sie leer und schaukelte munter auf der Wasseroberfläche herum. Ihr folgten
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