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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Komm. Pierre-Alain, lass uns wieder tanzen.«
    Nachdenklich sah ihnen Tinchen hinterher. »Da scheint sich etwas anzuspinnen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, gnädige Frau, in diesem Fall geht die Liebe an der Geografie zu Grunde. Die Franzosen reisen ja morgen wieder ab.«
    »Aber im Oktober fahren unsere nach Frankreich.«
    »Dann sind wir nicht mehr zuständig«, sagte Florian lakonisch, »bis dahin sind Gisela und Fabian zurück.«
    Nicht nur bei Melanie rollten Abschiedstränen, als der Bus am nächsten Morgen auf den Schulhof kurvte und der Fahrer anfing, das Gepäck zu verladen. Adressen wurden ausgetauscht, Ringe und Kettchen wechselten die Besitzer, jeder umarmte jeden, es wurde gelacht und geschluchzt, der Direx hielt eine kurze Rede, niemand hörte zu, Pläne wurden gemacht für die Zeit, die die deutschen Schüler in Frankreich verbringen würden, und wenn nur die Hälfte aller Versprechen eingehalten würden, müsste die Post demnächst Überstunden machen.
    Mylène hing an Tinchens Hals und heulte zum Steinerweichen. »Sie alle besuchen misch in La Chapelle, oui? Mein Eltern ’aben eingeladen toute la famille.«
    »Natürlich kommen wir.« Langsam wurde Tinchen dieser Tränenstrom peinlich. »Ja, den Hund bringen wir auch mit und die Petits« – womit vermutlich Julia und Tobias gemeint waren – »und schreiben werde ich dir auch.« Vorausgesetzt, ich finde jemanden, der mir den Brief übersetzt!
    Endlich schaukelte der Bus vom Hof, ein letztes Winken, die letzten Kusshände, dann bog er um die Ecke, und im selben Moment bimmelte die Schulglocke. Nur mühsam fand Melanie in die Wirklichkeit zurück. »Wer kann denn jetzt an den Verdauungstrakt denken?«
    »Woran?«, fragte Tinchen verblüfft.
    »Wir haben gleich Bio.« Träumerisch blickte sie auf das Foto in ihrer Hand. »Er sieht süß aus, nicht wahr? Gestern hat er mich geküsst und beim letzten Mal sogar die Augen zugemacht.«
    »Das würde ich bei dir allerdings auch tun«, sagte Dr. Sievering trocken. Er war dabei, die letzten Nachzügler ins Schulhaus zu scheuchen. »Jetzt mach endlich, dass du in deine Klasse kommst!«
    »Sie haben überhaupt kein Verständnis!«
    »Ich weiß, Melanie, ich weiß. Du bist jetzt in dem Alter, wo die Erwachsenen immer schwieriger werden. Darf ich dich trotzdem bitten, heute noch mal am Unterricht teilzunehmen?« Einladend hielt er die Tür auf, und kleinlaut schlich Melanie hindurch.

    Martha war weg. Hals über Kopf hatte sie das Haus verlassen. Nein, gekündigt hatte sie nicht, und entführt worden war sie auch nicht, sie hatte sogar noch zwei Koffer gepackt, die Einmachgläser zurechtgestellt und auf den Einkaufszettel »Futter für den Papagei« geschrieben. Dann hatte sie sich mit einem Taxi zum Bahnhof bringen lassen und war nach Hannover gefahren.
    Zurück blieben ein verdattertes Tinchen, ein völlig aufgelöster Florian und meuternde Kinder. Am meisten schimpfte Melanie. »Sophie liegt doch sowieso noch im Krankenhaus, weshalb muss Marthchen denn jetzt schon Samariter spielen?«
    »Weil ihre Schwester drei Katzen hat und sich jemand um das Viehzeug kümmern muss.«
    »Wozu gibt es Tierpensionen? Oder Gemeindeschwestern? Weshalb haben wir denn den gepriesenen Sozialstaat? Irgendwer wird schon für allein stehende Frauen zuständig sein. Und so hilflos ist die Sophie ja auch nicht! Bei einem gebrochenen Knöchel kriegt man schon nach kurzer Zeit einen Gehgips und kann wieder herumhumpeln.«
    »Du bist echt ätzend!«, sagte Rüdiger.
    »Phhh«, machte sie bloß. »Wenn du nicht zu beknackt zum Denken wärst, dann wüsstest du, was für Maloche auf uns zukommt. Gerade jetzt, wo die Ferien anfangen.«
    Unter diesem Aspekt hatte Rüdiger die Sache noch nicht betrachtet. Normalerweise bedeuteten Sommerferien Verreisen, wenn sich gar keine andere Möglichkeit bot, notfalls sogar mit den Eltern. In diesem Jahr fiel das aus. Vielleicht ein paar Tage Camping am Baggersee bei Waghäusel, sofern Benjamin und Wolle mitmachten, eventuell noch zwei oder drei Wochenenden in der Jagdhütte von Axels Vater, aber die lag mitten in der Pampa, weit und breit kein See zum Baden, kam also nur als Notlösung in Frage. Und sonst? Tennisplatz, Freibad – während der Ferien alles tote Hose. »Scheiße!«, sage er nachdrücklich.
    »Hab’ ich’s nicht gesagt?«, trumpfte Melanie auf. »Niggern dürfen wir, und das von morgens bis abends.«
    »Nun stell dich nicht so an! Du wirst schon nicht zusammenbrechen, wenn du

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