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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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dein Bett mal selber machst.«
    Mit der flachen Hand hämmerte sie mehrmals an seine Stirn. »Wie kann ein einzelner Mensch nur so beknackt sein? Du schnallst überhaupt nichts! Martha ist weg. Oma Gant geht übermorgen sechs Wochen zur Kur, und nächste Woche fährt Frau Künzel mit den Blagen in den Bayrischen Wald. Dann sehen wir aber verdammt alt aus, nicht wahr?«
    Das fand Rüdiger auch. Selbst wenn man berücksichtigte, dass Tobias und Julia eine Zeit lang aus dem Verkehr gezogen wären, weil sie mit nach Bayern fahren sollten – »Auf dem Hof ist wirklich Platz genug, und meinen Eltern ist es egal, ob da nun zwei oder vier Gören auf dem Heuboden toben, sie sind närrisch nach Kindern«, hatte Frau Künzel gesagt –, so blieben immer noch vier Personen übrig, die essen mussten, ganz abgesehen von Haus und Garten, in dem alle naselang etwas zu tun war. Wenn wenigstens Herr Biermann noch da wäre! Aber nein, Florian hatte ja unbedingt Ackerbau betreiben müssen! Über Herrn Biermanns Kündigung war Rüdiger anfangs nicht böse gewesen. Niemand scheuchte ihn mehr weg, wenn er auf dem geheiligten Rasen mit dem Fußball herumbolzte. Krocket hatten sie schon gespielt und einmal sogar ein richtiges Lagerfeuer gemacht. Solange er sich um das Rasenmähen hatte herumdrücken können, war ihm Paul Biermanns Verschwinden gleichgültig gewesen. Das Gemüse interessierte ihn nicht, und überhaupt war das Florians Revier. Um die Brennnesseln hinten am Zaun sollte er sich allerdings auch mal kümmern. Solche Unkrautplantagen hatte es zu Herrn Biermanns Zeiten nicht gegeben!
    Rüdiger kannte seinen Onkel inzwischen gut genug, um nicht zu wissen, was da auf ihn zukam. Er kratzte sich hinter dem Ohr und sagte zu seiner Schwester: »Wir müssen die ganze Sache mal gründlich belabern. Vielleicht finden wir doch noch eine Möglichkeit, wie wir uns abseilen können. Die ganze Sache stinkt mir! Ich darf im Garten roboten, und du spielst inzwischen Zimmermädchen und Klofrau.«
    »Tinchen ist ja auch noch da!«
    »Die muss kochen. Und einmachen. In ein paar Tagen sind die Erdbeeren reif.«
    Während oben die beiden Geschwister beratschlagten und zu keinem auch nur annähernd befriedigenden Ergebnis kamen, saßen ihre Pflegeeltern in der Küche und zerbrachen sich ebenfalls die Köpfe. Florian hatte eine Flasche mit einem Rest Rotwein gefunden und setzte sie an den Hals. »Ich will dir bloß den Abwasch sparen, wo du doch jetzt alles allein machen musst. – Pfui Deibel, was ist denn das für ein Zeug?« Er spuckte den Wein ins Spülbecken. »Schmeckt ja grauenvoll.«
    »Den nehme ich nur zum Kochen.«
    »Das hättest du auch gleich sagen können! Ist noch Bier da?« Im Kühlschrank fand sich eine letzte Dose. Er nahm sie mit zum Tisch und setzte sich. »Nun müssen wir mal haarscharf überlegen, wie wir das hier alles organisieren.«
    »Da gibt es überhaupt nichts zu organisieren. Alles läuft weiter wie bisher. Die Arbeit wird sogar weniger. Vier Personen essen nicht so viel wie neun, folglich reduzieren sich die Vorbereitungen, das Einkaufen geht schneller …«
    »Das werde in Zukunft ich übernehmen«, erbot sich Florian. »Aber was ist mit dem Saubermachen?«
    »Auch kein Problem, es wird doch viel weniger dreckig gemacht.«
    Langsam war er davon überzeugt, dass ihm die kommenden Wochen das Paradies auf Erden bescheren würden. Endlich könnte auch er mal in der Sonne liegen, würde Zeit für sein Buch haben und sich von der doch etwas anstrengenden Aufgabe eines Pflegevaters erholen können. Da auch Clemens Reisepläne geäußert hatte – er wollte mit zwei Freunden in einem zum Wohnwagen umfunktionierten VW-Bus nach Spanien fahren –, war in der nächsten Zeit nur mit dem gelegentlichen Einfall von Urban zu rechnen, dessen Urlaubsgesuch sein Vorgesetzter erst gar nicht weitergereicht hatte. Urban war ja auch nützlich. Er hatte schon zwei Mal freiwillig den Rasen gemäht und neulich den Staubsauger repariert. Und wenn er da war, war auch immer Bier im Haus.
    Den ersten Dämpfer bekam Florians Optimismus, als dann wirklich die Ferien angefangen hatten und die vom Schulstress befreiten Jugendlichen noch um zehn Uhr im Bett lagen.
    »Lass sie doch«, sagte Tinchen, »in den letzten Wochen haben sie wirklich geackert.«
    Das musste Florian zugeben. Wenn Melanies Zeugnis auch nicht besser ausgefallen war als das vorige, so hatte sie wenigstens den Sprung in die elfte Klasse geschafft. Rüdiger war auch mit einem

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