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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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meinen Schreibtisch und sucht die Pille. Als ob ich die offen herumliegen lassen würde!«
    »Wo versteckst du sie denn?«, fragte Florian schnell.
    Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. »Mann, o Mann, du bist vielleicht abgemackert. Tutest in das gleiche Horn wie die Eltern!«
    Sie äffte den Tonfall ihrer Mutter nach: »In deinem Alter, mein liebes Kind, gibt es keine normalen Freundschaften mehr zwischen den Geschlechtern, das kannst du mir nicht erzählen.« Energisch zwang sie Florian zum Stehenbleiben. »Da läuft gar nichts, verstehst du? Aber dieses ewige Misstrauen geht mir schon lange auf den Geist, und wenn du genauso anfängst, dann kannst du mir gleich meinen Schuh aufblasen!«
    »Ich kann was?«
    »Den Schuh aufblasen! Oder falls du das nicht checkst: Du kannst mir den Buckel runterrutschen!«
    Florian zuckte zusammen. Seitdem sein Schwager Karsten zu den Gehaltsempfängern gehörte und der gegenwärtige Redaktionsbote des Tageblatts aus einer Pfarrersfamilie stammte, hatten Florians Kenntnisse des Teenagerjargons rapide abgenommen; er ahnte da gewisse Schwierigkeiten. Zunächst aber reichte er seiner Nichte feierlich die Hand. Dazu musste er sich erst die Schallplattentüte unter den Arm klemmen und den Schirm von der rechten Hand in die linke wechseln, jedoch die Situation erforderte ein gewisses Ritual.
    »Wenn du mir versprichst, mich in entscheidenden Dingen nicht zu belügen, dann verspreche ich meinerseits, weder die Pille noch deine diversen Freundschaften jemals wieder aufs Tapet zu bringen. Abgemacht?«
    »Gebongt!«, strahlte Melanie. Und dann: »Wollen wir den Pakt nicht doch noch begieß …«
    »Nein, wir fahren jetzt nach Hause!«
    Trotz abgelaufener Parkuhr steckte keine Verwarnung an der Windschutzscheibe. Dafür war der linke Wischer abgebrochen, was nach Florians Ansicht in direkten Zusammenhang gebracht werden musste.
    »Jede Wette, dass der Knöllchenschreiber den Zettel ganz schnell wieder abgenommen hat.«
    Die Heimfahrt verlief mehr oder weniger schweigend. Bisher hatte Florian in dem Nobelschlitten seines Bruders nur als Beifahrer gesessen; nun hockte er selbst hinter dem Steuer und kämpfte mit der Technik. Sein linker Fuß fuhr noch immer planlos auf dem Boden herum und suchte die Kupplung, während er mit den Händen verzweifelt nach dem Schalter tastete, der das automatische Kaltluftgebläse abstellte. Natürlich erwischte er den falschen, und nun glitt auch noch lautlos die Seitenscheibe nach unten.
    »Mach das Fenster zu, mir ist kalt!«
    »Frische Luft ist gesund!« Er hatte immer noch nicht den richtigen Knopf gefunden, dafür zog jetzt der übrig gebliebene Wischer quietschend einen Dreckstreifen über die Frontscheibe.
    »Kannst du deinen Spieltrieb nicht bei einer anderen Gelegenheit befriedigen?« Melanie beugte sich zur Seite, drückte ein paar Schalter, und wie von Geisterhand schloss sich das Fenster, der Wischer hörte auf zu kratzen, und Sekunden später zog wohlige Wärme durch den Wagen. »Keine Ahnung von Technik, was?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin wirklich kein Gegner des Fortschritts, aber hier komme ich mir vor wie im Cockpit eines Starfighters.« Insgeheim beschloss er, lieber wieder auf seinen Kadett umzusteigen und die Renommierkutsche in der Garage zu lassen. Zu diesem Statussymbol der gehobenen Einkommensklasse fehlte ihm wohl die richtige Einstellung.
    »Ob Tinchen und die Kinder schon da sind?«
    »Tinchen ja, die Kinder nicht. Ernst Pabst fährt nie schneller als neunzig, sonst kriegt Antonie einen Herzinfarkt.«
    Noch mit Grausen erinnerte sich Florian an jene Fahrt, als er Karstens Porsche ausprobiert und bei dieser Gelegenheit seine Schwiegermutter nach Ratingen gebracht hatte. Halb ohnmächtig hatte er sie aus dem Wagen ziehen und sofort einen Arzt verständigen müssen, der beängstigend hohen Puls infolge außergewöhnlicher Stresssituation festgestellt und die Heimfahrt per Straßenbahn angeordnet hatte.
    Während einer längeren Autofahrt waren die Kinder bei Oma und Opa sowieso viel besser aufgehoben. Die wurden nie ungeduldig, wenn Julia alle sechzig Kilometer Pipi machen musste, hatten immer eine Sprudelflasche mit Strohhalmen, Schokolade und ein feuchtes Handtuch im Wagen und hielten bereitwillig an jeder zweiten Raststätte, um den offenbar unstillbaren Hunger nach Pommes mit Ketchup zu befriedigen.
    Tinchen dagegen zog den direkten Weg vor, hasste längere Stopps und hatte deshalb das Angebot ihres Bruders vorgezogen,

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