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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Zeuge erleben wirst, kann es dir letztendlich egal sein. Ich verspreche dir jedenfalls, dass wir auch weiterhin Messer und Gabel benutzen werden.«
    Mit dieser Feststellung war das Thema beendet, und da niemand Lust hatte, ein neues anzufangen, verlief der Rest der Mahlzeit schweigend. Wenn das immer so ist, dachte Florian, wundert es mich gar nicht, dass die Kinder die Speisekarte von McDonald’s schon rückwärts können. Lieber Big Mac und freundliche Gesichter als Entrecôte garniert mit eingefrorenen Mienen. Das werden wir alles ändern, beschloss er, erhob sich und ging zur Tür. »Du entschuldigst, liebe Gisela, aber den Kaffee könnt ihr allein trinken. Ich brauche jetzt einen doppelten Kognak!«

    Florian fuhr wieder Autobahn. Diesmal nordwärts, und mit jedem zurückgelegten Kilometer hob sich seine Laune. Auf dem Rücksitz lagen die Mitbringsel. Die halbe Schwarzwälder Kirschtorte war schon gefährlich nahe an die Tür gerutscht, noch ein Stückchen weiter, und sie würde längst nicht mehr so appetitlich aussehen. Allerdings steckte noch der Kalbsknochen dazwischen, Marthas Gruß an Klausdieter. Die Schüssel mit der Sülze stand auf dem Boden, fest verankert mit zwei Streifen Klebeband, und die beiden Gläser mit Brombeermarmelade hatte Florian noch in der Tasche unterbringen können. Als ihm der Wagenheber draufgefallen war, hatte es zwar ein bisschen geklirrt, aber es würde schon nichts passiert sein. Einweckgläser sind dickwandig.
    Er überlegte, wie viel er Tinchen von den hinter ihm liegenden Stunden erzählen und was er verschweigen sollte. Von der Toten Leiche würde er natürlich nichts erwähnen, Frauen mussten nicht alles wissen, und wenn sie erfuhr, dass ihre ältesten Neffen alle gängigen Cocktailrezepte nicht nur aus dem Leitfaden für Anfänger kannten, dann würde sie bestimmt den Schlüssel vom Barschrank abziehen. Den fälschlich ausgelösten Alarm würde er wohl beichten müssen; allerdings könnte er bei dieser Gelegenheit auch das Zusammentreffen mit Kaiserlings schildern, und dafür würde sich Tinchen viel mehr interessieren. Genau genommen hatte er eine ganze Menge zu erzählen – von den Kindern, die ihm allesamt ans Herz gewachsen waren, von Marthchen, die sich schon sehr auf Tinchen freute, von den vielen Spielsachen, die Rüdiger in den nächsten Tagen vom Boden holen und die Urban, falls nötig, reparieren wollte, sogar ein Kinderfahrrad existierte noch – da konnte der peinliche Auftritt am Mittagstisch ruhig verschwiegen werden. Tinchen würde sich nur nachträglich aufregen und sagen, dass ihn, Florian, die ganze Sache eigentlich gar nichts anginge und er nicht immer in jedes Fettnäpfchen treten müsse.
    Als er die Wohnungstür aufschloss, hörte er seine Frau schimpfen:
    »Wie oft habe ich dir schon gesagt, Julia, dass du nicht immer sagen sollst: ›Es ist bloß Papi‹ – auch wenn es bloß Papi ist.«
    »Was für eine reizende Begrüßung.« Er stellte seine Tasche ab und nahm Julia auf den Arm. »Wen hattest du denn erwartet?«
    »Vielleicht den Tischler«, klang es aus dem Schlafzimmer. Florian linste durch die halb geöffnete Tür und fand Tinchen auf dem Boden sitzend und in überall gestapelten Wäschebergen wühlend. »Was suchst du denn diesmal?«
    »Gar nichts. Ich sehe nur nach, was wir mitnehmen müssen.« Sie schob eine Haarsträhne aus der Stirn und stand auf. »Die dritte Schublade klemmt immer noch, du wolltest sie doch schon längst mal in Ordnung bringen. Jetzt geht sie überhaupt nicht mehr auf.«
    Stirnrunzelnd überblickte er das Chaos, bevor er Tinchen einen Kuss gab. .»Dass du Antonies Bettjäckchen mitnehmen willst, könnte ich ja notfalls verstehen, obwohl du es meines Wissens noch nie getragen hast, aber warum du Handtücher und Topflappen einpackst, ist mir schleierhaft. Wir kommen in ein komplett eingerichtetes Haus und nicht in eine Holzfällerhütte im nördlichen Kanada.«
    »Ich sortiere doch nur durch, was wir nicht mitnehmen.«
    »Ach so. Deshalb räumst du also alle Schubladen aus?«
    »Nicht alle, die dritte klemmt ja.«
    Na gut, dann würde er sich das Ding nachher einmal ansehen. Immerhin hatte er seinem Schwager die Wohnung komplett vermietet, und das setzte wohl voraus, dass das Mobiliar funktionstüchtig war. »Wo ist Tobias?«
    »Wo denn schon? Erst mit Klausdieter auf der Pipipromenade und dann bei Oma und Opa gelandet. Sie haben vorhin angerufen. Aber nun erzähl doch mal! Wie war’s in Steinhausen?«
    Florian

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