Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
der Hund zwischen den Füßen herumrennt. Sorgen Sie gefälligst dafür, dass er mich nicht mehr stört!«
    Inzwischen hatte Klausdieter das Terrain sondiert und endlich den Knochen gefunden. Er buddelte ihn gerade aus, als Tinchen im Kielwasser von Frau Schliers das Zimmer betrat. Nicht die Tatsache, dass auf dem frisch gesaugten Perser die ganze Blumenerde verstreut war, hatte Frau Schliers erbittert, nein, die Indolenz war es gewesen, mit der die junge Frau Bender diesen Frevel hingenommen hatte.
    »Nun haben Sie sich doch nicht so wegen dem bisschen Sand«, hatte sie gesagt und diesem unerzogenen Köter nur ein wenig mit dem Finger gedroht. »Du weißt doch ganz genau, dass du hier im Haus keine Knochen vergraben darfst.«
    Klausdieter hatte Protest gebellt, denn er fühlte sich zu Unrecht beschuldigt, aber Frau Schliers hatte die Kläfferei als zusätzliche Provokation empfunden, die sie sich nicht bieten lassen musste. Nicht mal ihre Sachen hatte sie weggeräumt, bevor sie im Sturmschritt das Haus verlassen hatte. Morgen würde sie nicht kommen, sie müsse zu einer Beerdigung, hatte sie noch im Hinausgehen gerufen, und am Donnerstag würde es auch später werden, weil sie beim Arzt angemeldet sei.
    Tinchen war zufrieden. »Das Bollwerk wackelt!« Im Handumdrehen hatte sie das Schlachtfeld aufgeräumt, den Teppich gesaugt, Fliesen und Treppe gewischt und Herrn Schmitt samt Käfig wieder in Rüdigers Zimmer gebracht, wo er eine vorläufige Bleibe gefunden hatte. Der hatte seine Emigrationspläne sehr schnell aufgegeben, nachdem die Großeltern am Sonntag abgereist waren und selbst Tinchen tief durchgeatmet hatte. Es lässt sich eben nichts so schwer verbergen wie die Gefühle, die einen bewegen, wenn man seine Verwandten wieder wegfahren sieht.
    Bei ihrem Vorhaben, Frau Schliers zu einem freiwilligen Rückzug zu veranlassen, hatten die Verschwörer nicht mit Florian gerechnet. Vor die Notwendigkeit gestellt, quasi rund um die Uhr Vaterpflichten erfüllen zu müssen, während die Mutter seiner Kinder Staub wischte und Duschwannen scheuerte, erinnerte er sich vage einer hageren Gestalt in Kittelschürze, die ihm gleich am ersten Tag das Betreten des Hauses in Straßenschuhen rundheraus verboten hatte. Mit bewährtem Charme hatte er sie begrüßt, ihren Befehl ignoriert und sich trotzdem keinen Protest eingehandelt. Also, wo zum Kuckuck war dieser Putzteufel abgeblieben?
    Die Erklärung, Frau Hahneblank sei krank geworden, nahm er noch als gegeben hin, schließlich hat jeder Mensch Anspruch auf seine jährliche Grippe, aber als die nach drei Tagen wiederauferstandene Putzfrau sich am vierten Tag weigerte, dieses »zu einem Schlumm verkommene Haus« noch einmal zu betreten, ging er der Sache auf den Grund. Was ihm in schrillstem Diskant und von hysterischen Schluchzern unterbrochen vorgetragen wurde, ließ ihn am Verstand seiner Neffen und seiner Nichte zweifeln. So hatte Rüdiger es nicht nur gewagt, den Schreibtisch seines Vaters zu entweihen, indem er dort ganz ordinäre biologische Untersuchungen vorgenommen hatte, nein, er hatte sogar sein Mikroskop stehen lassen und eine Blechbüchse mit lebendigen Regenwürmern! Beinahe in Ohnmacht sei sie gefallen, als sie nichts ahnend in die Schachtel geguckt und das eklige Gewürm gesehen hatte. Und Melanie erst! Sie hatte wohl ihr Aquarium reinigen wollen – »Zeit war es wirklich, ich hatte sie schon des Öfteren deshalb ermahnt« – und die Fische solange in Wassergläser umquartiert. Darin schwammen sie nun immer noch. Mindestens ein Dutzend Gläser standen oben herum, aber keine gewöhnlichen, nein, die geschliffenen hatte sie genommen, die nicht mal in die Spülmaschine durften. Und dann der Hund! Schleppte seine Knochen von einem Zimmer ins nächste, balgte sich mit den Kindern auf dem Sofa herum – »wo doch die Frau Professor so eigen ist mit den Kissen!« – und hinterließ immer dort seine Pfotenabdrücke, wo gerade aufgewischt worden war. Jedes Mal blute ihr Herz, wenn sie schweigend mitansehen müsse, wie man die kostbaren Sachen behandele, sie könne das nicht mehr ertragen und werde deshalb für immer gehen. Wenigstens so lange, bis die Frau Professor wieder nach Hause käme. Wenn es dann für sie überhaupt noch ein Zuhause gebe.
    Florian redete mit Engelszungen, beteuerte, nichts von alldem gewusst zu haben, weil ihm als Mann die hauswirtschaftlichen Belange fremd seien, versprach Abhilfe, Gehaltszulage sowie weitere, nicht näher bezeichnete

Weitere Kostenlose Bücher