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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Anstecken und weglaufen … solltest du das tun? Solltest du nicht dabeibleiben und notfalls Benzin in das Feuer gießen? Über den Körper, du feiger Hund?«
    »Die Militärpatrouille kam zu früh, Herr.« Der Eunuch fiel auf die Knie. »Ich mußte mich verstecken …«
    »Weißt du, daß Suleiman plötzlich Zweifel gekommen sind? Daß er die Leiche nicht begräbt? Daß er sie untersuchen läßt? Er könnte das nicht, wenn du richtig gearbeitet hättest. Man sollte dich ersäufen, du Ratte!«
    Er nahm einen Knüppel und schlug so lange auf den Diener ein, bis dieser heulend durch das Zimmer kroch und auf den Knien den Raum verließ, übersät mit Beulen und Wunden.
    Dann rannte Mahmud in den Garten und war von großer Unruhe erfüllt.
    Mir ist gewiß nichts nachzuweisen, dachte er. Wie kann ein Verdacht auf mich fallen? Das Land ist groß und weit, und böse Menschen, die Frauen umbringen, gibt es überall. Man muß nur ruhig sein, ganz ruhig …
    Und wenn ein Kopf aufhört zu denken, ist er wert, abgeschlagen zu werden.
    Er ging wieder in das kleine Haus, in das er Narriman gesperrt hatte, setzte sich an ihr Bett und betrachtete die Schlafende. Die Striemen auf ihrem Körper waren dick aufgequollen.
    »Ich bin ein Irrer«, sagte Mahmud leise. »Ich weiß es.«
    Er beugte sich über Narriman und küßte die blutigen Striemen, und jetzt war er so zärtlich, daß sie nicht davon aufwachte.
    In Amman, bei der Polizeidirektion, läutete um diese Zeit das Telefon.
    Eine Stimme sagte: »Narriman Frank ist nicht tot. Sie ist im Harem von Mahmud ibn Sharat.«
    »Wer sind Sie?« fragte der Kommissar elektrisiert.
    Er bekam keine Antwort. Der Anrufer hängte ein.
    Auch Eunuchen können Rache nehmen …

10
    Die Gruppe eins – Leutnant Simon und Herbert Frank – hatte das Ufer des Jordans erreicht. Zwischen Suweima und Beit Ha'arava standen sie an dem Hang, der steil zu den schmutzigen lehmgelben Wassern des Flusses abfiel. Gegenüber sahen sie Panzer und eingegrabene Maschinengewehrnester. Noch weiter im Hinterland eine kleine Zeltstadt. An einer hohen Stange flatterte eine Fa hne. Der Davidstern.
    Leutnant Simon sah über den Jordan. Dort war die Freiheit, dort lagen israelische Truppen, dort endete alle Angst, die man nie wahrhaben will und die doch tief innen im Herzen sitzt.
    So nah war das alles. Nur ein Fluß trennte sie davon.
    Und Hunderte von Augen waren da, hier wie dort, die den Fluß bewachten und nichts hinüberließen.
    »Hinein ins Wasser und mit den Beinchen strampeln«, sagte Herbert Frank. Er saß auf seinem Esel, ein würdiger, aber dreckiger Alter mit weißem Bart und zitterte vor Ungeduld.
    »Wir müssen die Nacht abwarten.« Leutnant Simon setzte sich in den Sand. »Und wir müssen ein Stück weiterziehen … hier sind zuviel Augen.«
    Die Verzögerung war taktisch klug, aber Leutnant Simon kannte Herbert Frank nicht. Dieser mischte sich, kaum daß man sich in der Nähe des Ufers eingerichtet und ein Lager aufgeschlagen hatte, unter die Jordanier, vor allem unter das Militär, und erzählte schauerliche Geschichten von seiner Vertreibung durch die Juden, vom gräßlichen Tod seines Sohnes Sadir und von der Schändung seiner Tochter Fawzia, die sich erhängte.
    Die jordanischen Soldaten bedauerten den armen Alten. Sie gaben ihm Kaffee und Kekse, Honigdosen und Fladen, Wurstbüchsen und Milchpulver. Herbert Frank sammelte alles in einem alten Sack ein und zog wie ein Weihnachtsmann am Ufer des Jordans hin und her. Ein Märchenerzähler des Krieges.
    Endlich sah er das, was er die ganze Zeit suchte. Einen Lazarettwagen und ein Sanitätszelt. Taumelnd schleppte sich der weißbärtige Alte in die Krankenstation und entdeckte mit großer Freude, daß auf einem Tisch alles aufgebaut war, was man zur Versorgung der Kranken brauchte. Auch eine Flasche mit reinem Alkohol war dabei. Man verwendete ihn zum Kühlen und zu Umschlägen.
    »Oh, daß Allah so etwas duldet!« rief Frank und lehnte sich an den Tisch.
    Der jordanische Sanitäter lag auf seinem Feldbett und las eine Zeitung.
    »Ich alter Mann muß heimatlos werden!«
    »Hast du Durchfall?« fragte der Sanitäter. Frank sah ihn verblüfft an.
    »Nein.«
    »Magendrücken?«
    »Nein.«
    »Eine Wunde?«
    »Allah hat mich beschützt.«
    »Einen Tripper?«
    »Mein Sohn!« rief Frank würdevoll. »In meinem Alter werden die Frauen zu Engeln!«
    »Was willst du dann hier?« Der Sanitäter nahm die Zeitung wieder vor die Augen. »Scher dich weg, du Mumie!«
    »Ein

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