Das Mädchen Ariela
Hände. Das bedeutete einen Befehl. Wenn der Herr eines Harems klatschte, gab es keinen eigenen Willen mehr.
»Zieh dich aus!« wiederholte er.
»Ich denke nicht daran!«
»Das ist dumm, mein Gänschen. Du verwechselst Illusion mit Tatsachen. Du bist nicht mehr das freie Weibchen, das hochnäsig auf mich herabblicken konnte und mich einen Dummkopf nannte. Du bist mein Geschöpf! Mein Eigentum, das ich quälen und lieben kann, wann es mir gefällt.« Mahmud beugte sich vor. Seine schwarzen Augen leuchteten. »Und ich will dich lieben, wie ein Satan einen Engel lieben würde.«
Narriman lächelte verkniffen. Ihr schönes Gesicht wirkte auf einmal kantig. Alle Weichheit der Linien war erstarrt.
»Als ob ich mich freiwillig vor dir ausziehe, du hirnverbrannter Idiot …«, sagte sie laut.
Mahmuds Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Hinter seiner Stirn begann eine krankhafte Phantasie zu arbeiten. Er erhob sich, zog an einem Klingelzug und wartete, bis zwei Eunuchen eintraten und sich verbeugten. Es waren dunkelhäutige, finstere Männer aus dem Süden der arabischen Halbinsel.
»Warum diskutieren?« sagte Mahmud. »Ich habe einmal gesehen, nicht weit von hier, wie ein Bauer einen störrischen Esel so lange peitschte, bis er parierte!«
»Es gibt auch Esel, die sich zu Tode prügeln lassen!« sagte Narriman stockend.
Sie starrte die beiden dunkelhäutigen Eunuchen an und ahnte, was ihr bevorstand. Sie fröstelte.
»Das wäre ein dummer Esel.«
Mahmud klatschte wieder in die Hände. Der Herr des Harems befahl. »Zieh dich aus!«
»Nicht mit meinen eigenen Händen!«
»Du bist ein dummes Weibchen.« Mahmud nickte den Eunuchen zu. Sie sprangen zu Narriman, rissen sie vom Diwan hoch und zerfetzten mit ihren dunkelbraunen Händen ihr Kleid. In Stücken rissen sie es von ihrem Körper. Mahmud stand dabei und lächelte zufrieden.
»Sehr schön«, sagte er dunkel. »Welch ein Körper! Welch eine wilde Kraft! Welch Spiel der Muskeln! Welche Formen! Allah hat ein Wunder geschaffen und mir in den Schoß gelegt.«
Entblößt von allen Hüllen stand Narriman zwischen den Eunuchen. Ihr Gesicht war ausdruckslos geworden. Es schien, als hörte sie die Worte Mahmuds gar nicht mehr. Wie kann ich ihn töten, dachte sie. Nur dieser eine Gedanke blieb übrig. Wie kann ich ihn töten?
»Bindet sie fest«, befahl Mahmud. »An das Fenstergitter, aufrecht. Kreuzigt sie …«
Er wartete, bis Narriman an das Gitter gefesselt war, und berauschte sich an ihrem Anblick.
»Hinaus!« sagte Mahmud heiser zu den Eunuchen. »Hinaus!«
Dann waren sie allein und starrten sich an.
»Was bist du nun, mein Wüstenfalke?« sagte Mahmud leise. »Wo ist dein Stolz? Wo deine Ehre?«
»Man wird dich dafür töten«, sagte sie tonlos.
»Wer?«
Mahmud lachte laut. Er ging zu einem Schrank in der Ecke, schloß ihn auf und nahm eine Peitsche mit langer Lederschnur heraus. Laut ließ er sie durch die Luft knallen, so wie es die Dompteure im Zirkus tun. »Wer, mein Schätzchen?« rief er. »Du bist tot, verbrannt, morgen begraben. Wer käme auf den Gedanken, in Mahmuds Harem zu suchen? Wer wagte es überhaupt, einen Harem, das Heiligtum eines Mannes, zu betreten?« Er stellte sich vier Schritte vor Narriman auf und wog die Peitsche in seiner Hand.
»Willst du gehorsam sein?«
»Nein!« schrie sie hell. »Nein, du dreckiges Schwein!«
Da hob Mahmud die Peitsche, und der erste Schlag traf Narriman. Eine breite Strieme zog sich über ihren Leib. Langsam färbte sie sich rot, als das Blut herausquoll.
»Willst du gehorsam sein?« fragte er wieder.
Und wieder schrie sie dumpf: »Nein! Schlag mich tot, du räudiger Hund! Nein!«
Mahmud schlug. Er traf Narrimans Körper kreuz und quer, von den Schultern abwärts, bis ein Gitterwerk von blutigen Striemen sie überzog, nur das Gesicht verschonte er. An diesem Gesicht weidete er sich … an der Qual, an dem Schmerz, an den flackernden Augen, an dem aufgerissenen Mund, an den dumpfen Schreien, am Zucken ihrer Lippen.
»So ist es gut«, sagte er, als sie in sich zusammensank. »Ich liebe zähe Katzen.«
Er band sie los, schleifte sie zum Diwan und schloß dann die Tür ab.
Am Nachmittag erhielt Mahmud einen Anruf, der ihn sehr nervös machte.
Er ließ den Fahrer des Wagens kommen, der Aisha am Straßenrand hatte verbrennen lassen, und empfing ihn mit einer schallenden Ohrfeige.
»Sie ist nicht völlig verbrannt«, schrie Mahmud. »Du hast nicht darauf geachtet, daß sie unkenntlich wird.
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