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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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so wie in diesen Tagen und Wochen Tausende an den Straßen hockten, ihre flachen Zelte aufbauten, Feuer zwischen aufgeschichteten Steinen entfachten und in Pfannen flache Kuchen aus Mehl und Wasser buken, sprach die beiden niemand an, keiner kontrollierte ihre Papiere oder fragte sie aus.
    »Es sieht aus, als marschierten sie auf für einen neuen Krieg«, sagte Herbert Frank.
    Er lag auf einer Decke im Sand und kaute an einer Matze. In Salt hatte man ungehindert eingekauft und sogar auf dem Markt gefeilscht, geschimpft und geflucht. Frank hatte sich einen Bart wachsen lassen, es wurde ein richtiger, wilder Beduinenbart. Er war stolz darauf, aber traurig zugleich.
    »Sehen Sie bloß!« hatte er vor dem Abmarsch in die Ungewißheit zu Schumann gesagt. »Er wird ganz weiß. Ein langer weißer Patriarchenbart! Und das mit fünfundvierzig Jahren! Bedenken Sie, Doktor: Das hat der Orient aus mir gemacht!«
    Jetzt zeigte sich, wie nützlich solch ein schöner weißer Bart war. Soldaten warfen ihnen ab und zu Schokolade oder eine Büchse Kekse zu. Einmal sogar eine Dose mit Fleisch.
    »Bete für unseren Krieg!« riefen sie dabei. »In ein paar Wochen bist du wieder auf deinem Feld, Väterchen!«
    »So Allah will!« brüllte Frank mit hoher, zittriger Stimme. »Tod den Juden!«
    »Das war nicht nötig«, sagte Leutnant Simon, als die Soldaten vorbeigefahren waren.
    »Es gehört zur Maske!« protestierte Frank. »Sie sollen sehen, wenn ich beim nächsten Trupp die Gewehre segne, bekommen wir Essen für drei Tage.«
    »Unterstehen Sie sich!« Simon schaute finster in den Sand. Er hatte in Salt aus einem Radio die neuesten Meldungen gehört. Am Suezkanal wurde wieder gekämpft. In der UNO redete man weiter. Die Meinung der Welt drehte sich wie ein Wetterhahn im Wind. Freundschaften bröckelten ab. Es war der Tag abzusehen, an dem Israel allein stand. Allein zwischen Arabern und dem Meer. Ein Volk, das nichts weiter wollte, als existieren. Einfach leben. Atmen. Arbeiten. Lieben. Gebären. Ernten. In Frieden sterben.
    Ist das verwerflich?
    Leutnant Simon stieß Herbert Frank an. Vor ihnen hielt ein Jeep der jordanischen Militärpolizei. Mißtrauisch musterten sie die beiden Eselsreiter am Straßenrand.
    »Allah segne euch, meine Söhne!« schrie Frank. Er erhob sich ächzend, wickelte seinen zerrissenen Burnus um sich und kam langsam näher. Sein weißer Bart leuchtete in der Sonne. »Ihr zieht in den Krieg gegen die Juden? Laßt euch umarmen, ihr Tapferen! Laßt euch küssen! Mein Herz fliegt mit euch gegen den Feind. O ihr tapferen Adler …«
    Die Militärpolizisten ließen den Motor an und brausten ab, ehe Frank sie erreicht hatte. Es ist nicht jedermanns Geschmacklich von einem idiotischen Alten küssen zu lassen.
    »Sehen Sie«, sagte Frank später zu Leutnant Simon, »was wären Sie ohne mich? Ich küsse Ihnen die halbe jordanische Armee aus dem Weg …«
    Am dritten Tag ihrer Reise tauchten sie unter in der Geröllwüste von Kafrein. Sie waren nur noch zwanzig Kilometer vom Jordan, der rettenden Grenze, entfernt.
    Die zweite Gruppe unter Führung von Leutnant Gideon war mit zehn Kamelen unterwegs. Mohammed hatte es fertiggebracht, die Kamele gegen sündhaftes Geld zu kaufen. »Sie nutzen die Kriegsla ge aus«, zeterte er, als Rishon ihn einen Betrüger nannte. »Sie ver kaufen zum dreifachen Preis! Alle sind Gauner, Major! Kommen Sie mit, hören Sie sich an, wie gehandelt wird! Heute ist ein Esel teurer als früher ein Mastochse! Sie machen Geschäfte mit der Not!«
    Rishon mußte tief in seine Kasse greifen, um den hohen Preis zu bezahlen. Dafür erhielt er aber auch die Gewißheit, daß seine drei Offiziere auf einen sicheren Weg geschickt wurden.
    Die langsam nach Süden ziehende, neben der Straße nach Petra durch den Sand stapfende Kamelkarawane mit den drei halbverhungerten Beduinen in den selbst zusammengehämmerten Holzsätteln wurde nicht kontrolliert. Auffallen mußte zwar, daß diese Karawane auch in der Nacht durch die Wüste zog, wenn ein echter Beduine sonst schläft, aber auch darüber sahen die Militärposten hinweg. In diesen Wochen war alles aus den Fugen geraten. Allein zweihunderttausend Flüchtlinge aus Israel zogen über die Straßen oder gründeten Zeltstädte links und rechts der Wege.
    In der Nacht vor dem Abmarsch der letzten Gruppe saß Major Rishon vor einem kleinen Kurzwellensender und suchte den Äther ab. Bis gegen drei Uhr morgens blieben Ariela und Schumann bei ihm, dann ging Schumann müde

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