Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
unhöflicher Mensch!« sagte Frank laut. »Er mästet sich wie eine Made und behandelt nur echt Kranke!« Er hob die Faust, aber mit der anderen Hand angelte er nach der Alkoholflasche, drückte sie an seinen Rücken und verließ, rückwärts gehend, das Sanitätszelt.
    Am Abend lag Frank lallend im Sand, und Simon hatte Mühe, ihn festzuhalten und ihn am lauten Singen deutscher Lieder zu hindern. Mit Wasser hatte er den reinen Alkohol verdünnt und hinter seinem Esel, unbemerkt von Simon, die Flasche ausgetrunken, so wie andere an einem heißen Sommertag eine Flasche Sprudel trinken. Erst als er auf allen vieren unter seinem Esel durchkroch und zu Simon »Mein lieber kleiner Gardeoffizier!« sagte, erkannte Simon die Gefahr, in der sie schwebten.
    Ein Araber trinkt nicht. Es gibt keine betrunkenen Araber. Mohammed hat es verboten. Und hier kroch ein weißbärtiger Beduine durch den Wüstensand und lallte Lieder vom schönen deutschen Rhein.
    Leutnant Simon schleifte Frank an den Beinen zu einer Stallruine und warf ihn in die Trümmer. »Sind Sie verrückt?« schrie er. »Sollen wir hundert Meter vor dem Ziel noch erledigt werden?«
    »Das ist ein Witwersuff, mein Sohn!« Frank lag auf dem Rücken wie ein geplatzter Frosch. »Sie haben Narriman nicht gekannt. Alle Schnapsflaschen der Welt reichen nicht aus, meinen Schmerz zu ersäufen! Sie war eine Frau! Oh, war das eine Frau! Sie hat mich zum Hampelmann gemacht! Mich …!«
    Leutnant Simon blieb keine andere Wahl, er schlug Frank gegen das Kinn und beendete so den Weltschmerz des Betrunkenen.
    Der Übergang über den Jordan mußte um vierundzwanzig Stunden verschoben werden.
    Aber diese vierundzwanzig Stunden konnten unter Umständen das Leben kosten.
    Gruppe drei – Rishon, Schumann und Ariela – erreichte mit ihrem Milchkesselwagen unbehelligt die kleine Wüstenstadt Majra, nörd lich des herrlichen Wadi el Hassa.
    Sie hatten ungehindert fahren können. Wo der Milchwagen der ›Milchzentrale Amman‹ auftauchte, wurde ihm Platz gemacht. Ja, Rishon fuhr mitten durch eine aufmarschierende Armee-Einheit der Jordanier, die von Kerak aus zum Toten Meer zog.
    »Platz da!« schrie er, als ein Militärpolizist die Straße für die Panzerfahrzeuge räumen wollte. »Ich habe Milch für die Flüchtlinge von Akaba! Ich muß in der Nacht am Golf sein! Sollen Frauen und Kinder verdursten? Ich bin genauso wichtig wie eure Granaten!«
    So kam er überall durch, nur bei Mazar gab es eine Stockung. Ein Oberleutnant wollte in den Tank sehen.
    »Bitte!« lamentierte Rishon und sprang auf die Straße. »Wie Sie wollen. Aber erst Ihren Namen! Wenn die Milch sauer wird, bezahlen Sie sie! Der Tank darf nicht geöffnet werden. Die Milch ist kalt hineingelaufen und hält die Temperatur. Wenn ich den Tankdeckel öffne, kommt heiße Luft hinein! Das gibt eine Temperaturverschiebung, ist das klar? Und die Milch wird sauer.« Er kletterte auf den Tank und schraubte an dem Deckel. »Aber wie Sie wollen! Fünftausend Liter Milch sind verdorben!«
    »Steig 'runter, du Wanze!« sagte der Oberleutnant. Er ging um den Wagen herum und konnte sich nicht entschließen, noch weiter zu kontrollieren. Es hieß zwar in dem Befehl: Alle Fahrzeuge sind zu untersuchen. Aber das galt nicht für einen Milchwagen der Zentrale Amman. Wer Milch fährt, ist nicht verdächtig.
    Nach diesem Entschluß durfte Rishon weiterfahren.
    Als er den Wagen wieder anließ, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Der Oberleutnant hätte nur zu klopfen brauchen, dachte er. Nur zu klopfen … dann hätte er gehört, daß der Tank leer ist.
    In Majra war die Fahrt zu Ende. Jetzt lag vor ihnen die Sandwüste bis zum Toten Meer. Nur Karawanenpisten führten durch die Dünen und Felsentäler. Hier konnte man mit einem Auto gar nichts machen. Rishon fuhr so lange, wie es möglich war, dann bog er ab und suchte ein Versteck in den von Sonne und Wind in Millionen Jahren zerklüfteten Wüstenbergen.
    Es war eine sternenklare Nacht, als sie schwankend und mit knirschenden Federn ein Felstal erreichten, weit abseits der Piste nach Safi, dem letzten jordanischen Wüstendorf an der Grenze nach Israel. Rishon hielt und sprang in das Geröll. Ariela und Schumann, die er hinter Majra aus dem Kessel geholt hatte, folgten ihm.
    »Ende!« sagte Rishon und reckte sich. »Bis zur Grenze sind es noch zweiundzwanzig Kilometer. Das klingt wenig … aber zweiundzwanzig Kilometer zu Fuß durch die Wüste wollen erst zurückgelegt sein.« Er legte den Arm

Weitere Kostenlose Bücher