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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das ist: Freiheit! Kein Suleiman mehr, keine Zwangsarbeit, keine Forschung mehr, die der Vernichtung dient. Ich kann hingehen, wohin ich will, ich kann tun, was ich will. Ist es so?« Und plötzlich warf er sein Kleiderbündel hoch und breitete die Arme weit aus. »Freiheit!« schrie er. »Wo bist du? Habe ich endlich das Recht, mein armseliges Leben in Grund und Boden zu saufen? Hurra! Es lebe das Faß Schnaps, in dem ich mich ersäufe!«
    Er rannte den Hang hinauf, ehe ihn Simon mit einem verzweifelten Griff festhalten konnte.
    »Stehenbleiben!« brüllte Simon und streckte hilflos die Arme nach Frank aus. »Stehenbleiben!«
    Die Arme über dem Kopf schwenkend, singend und brüllend, das ausgelaugte Gesicht mit dem weißen Bart verzerrt von bacchantischer Wildheit, so stürmte Herbert Frank das Jordanufer hinauf.
    Auf halber Höhe vollendete sich sein Schicksal.
    In einer dröhnenden Wolke aus Feuer, Steinen und Sand, deren Explosion er nicht mehr hörte, wurde sein magerer Körper zerrissen und regnete in Stücken in den Fluß zurück.
    Leutnant Simon lag am Ufer und vergrub das Gesicht im feuchten Sand.
    Er weinte.
    Es gibt Dinge auf dieser Welt, die man nie verstehen wird.
    Die Gruppe zwei – Leutnant Gideon mit zwei Offizieren, verstaubte Beduinen auf Kamelen mit alten Holzsätteln – erreichte das Ufer des Toten Meeres bei Mazra'a. Dort bogen sie von der Karawanenstraße ab und ritten auf die 360 Meter unter dem Meeresspiegel lie gende Halbinsel Halashon, die wie das Schneidblatt einer Axt in das Tote Meer ragt. Hier endeten alle Pisten im Sand. Hier schmeckte der Staub nach Salz, war die Luft salzig, glühte der Him mel wie eine Salzsiedepfanne, war der Wind wie gasförmiges Salz, war das Atmen wie ein Inhalieren von heißen salzigen Dämpfen. Hier gab es kein Leben mehr. Nur die Sonne glühte, das Meer lag träge und unbeweglich in der Glut, eine bleierne Scheibe, Wasser , das so salzreich ist, daß man darin nicht untergeht, sondern dahin treibt wie ein Korken.
    Hier gab es nur eine kleine jordanische Kameltruppe, die jeden Tag einmal am Ufer entlangritt, um festzustellen, ob niemand dieses trostlose Stück Erde betreten hatte. Ganz oben an der Spitze der Halbinsel, bei Cape Costigan, standen die Zelte der jordanischen Truppen, weiße Pilze und graue Langzelte, in denen die einsamsten Menschen dieses Landes wohnten und Allah anklagten, daß man ihnen diesen Dienst befohlen hatte. Zweimal in der Woche kamen Kamele mit Wasserkanistern und Verpflegung, sonst war es nur der Kurzwellensender, der sie mit der übrigen Welt verband.
    Ein solcher Dienst macht träge, vor allem regt er nicht an, auch nachts diese Einöde abzureiten und über das Tote Meer zu starren. In der kühlen Nacht war Schlaf das beste.
    Das alles hatte Leutnant Gideon berechnet, als er gerade diese Stelle für den Übergang nach Israel bestimmte. An der Kreuzung der Wüstenpiste Mazra'a-Dhira schlug er das Lager auf, so wie es alle Beduinen tun. Dunkle Zelte, über in den Boden gerammte Stöcke gespannt, im Sand die zerschlissenen Teppiche. Die Kamele knieten neben den Zelten, aus dem Kessel zog der Geruch von Hirsebrei, das Feuer stank, denn als Brennmaterial benutzte man den zu Tiegeln geformten und in der Sonne getrockneten Kamelmist.
    So hockten die drei Offiziere bis in die Nacht seitlich der Piste und warteten. Sie waren fröhlich und zufrieden. Das Problem des Übersetzens über das Tote Meer war bereits gelöst, ohne daß man weiter südlich in bewohntere Gebiete ziehen und ein Fischerboot stehlen mußte.
    In Kerak, der letzten großen Stadt am Toten Meer, hatten sie einige Stunden ausgeruht und eingekauft. Hier wohnten zweitausend Christen griechisch-orthodoxen Glaubens, hier war der Stammsitz der Moabiter, aus dem Ruth hervorging, die im Stammbaum Jesu steht. Hier beherrscht die alte Kreuzritterburg auf einem hohen Felsplateau die uralte Stadt, hier soll das Grab Noahs sein, hier atmet man noch einmal die Fülle biblischen Geistes.
    Und in Kerak trafen sie auch in einem kleinen Laden des muselmanischen Bazars einen Mann, der sie mit tiefen Verbeugungen begrüßte und in ein Hinterzimmer führte.
    Es war ein Grieche, der aussah wie ein Wüstenscheich. Er verkaufte in seinem Laden Kleider und Decken, Schuhwerk und Sportgeräte.
    »Mohammed aus Amman hat Sie schon angemeldet, meine Herren«, sagte er in fließendem Hebräisch. »Sie sind schnell vorwärtsgekommen. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie Sie über das Meer kommen. Was

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