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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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halten Sie von einem Schlauchboot?«
    »Das wäre das allerbeste«, sagte Leutnant Gideon. »Haben Sie eins, Nikos?«
    »Ein altes nur, leider. Aus dem letzten Krieg. Damals habe ich es jordanischen Pionieren einfach gestohlen. Gestern habe ich es aufgeblasen … die Luft hält. Nur fragt es sich, wie es auf das Salzwasser reagiert. Der Gummi ist an manchen Stellen spröde geworden. Wer konnte denn ahnen, daß man es nach sechzehn Jahren noch einmal braucht?«
    Es zeigte sich, daß das Boot noch brauchbar war. Leutnant Gideon und seine beiden Offiziere stiegen hinein, sie setzten sich auf den Rand und hüpften auf und ab … der Gummi zerriß nicht, die Luft blieb in den aufgeblasenen Kammern.
    »Das ist ein wunderbarer Zufall«, sagte Gideon zufrieden. »Wir schreiben Ihnen eine Karte, Nikos, wenn wir drüben sind.«
    Sie lachten darüber, aßen und tranken bis zur Abenddämmerung und zogen dann weiter zum Toten Meer. Hinter dem Sattel Gideons, in einem Packsack, lag das Schlauchboot. Die beiden anderen Offiziere hatten unter ihren Sattelteppichen die zusammensteckbaren Paddel verborgen.
    Nun war es Nacht. Sie standen am Ufer des Toten Meeres und bliesen mit einer Fußpumpe das Schlauchboot auf. Weit in der Ferne, nur ein Widerschein gegen den Nachthimmel, sahen sie die Lagerfeuer von Cape Costigan. Leutnant Gideon schlug Pflöcke in den Sandboden und band die Kamele daran fest. Die jordanische Patrouille würde die Tiere am nächsten Morgen finden, dann waren sie schon auf dem Weg nach Sodom und von dort weiter nach Beersheba.
    »Fertig!« sagte der Offizier, der zuletzt den Blasebalg getreten hatte.
    Gideon kontrollierte noch einmal die Luftkammern. Fünf Kilometer Paddelfahrt lagen vor ihnen, dann würden sie bei Horvot Metsada die israelische Küste erreichen. Dort waren die Ruinen der Helden … hier, am Rande der judäischen Wüste, verteidigten sich die Hasmonäer als letzte Festung gegen die römischen Armeen. Als die Zehnte römische Legion unter Flavius Silva im Mai 73 die Stadt eroberte, fand sie ein Leichenfeld vor. Die gesamte Bevölkerung, 960 Männer, Frauen und Kinder, hatte Selbstmord begangen, als die Mauer erstürmt war.
    »Ins Wasser!« sagte Gideon.
    Gemeinsam hoben sie das Schlauchboot hoch und trugen es zum Toten Meer. Bis zur Brust wateten sie in das träge, salzige Wasser. Gideon sprang ins Boot und zog die anderen hinterher.
    Am Ufer brummten die Kamele. Sie knieten in Schlafstellung, die Köpfe vor sich in den Sand gelegt, die Augen geschlossen.
    Das Geplätscher der Paddel war kaum hörbar. Lautlos glitt das Schlauchboot in die Nacht, und der Streifen der Halbinsel Halashon wurde schmäler und versank dann in der Dunkelheit zwischen Meer und Himmel.
    Beim Morgengrauen landeten sie an der Küste Israels. Man hatte sie schon kommen sehen, ein Jeep und ein Lastwagen standen am Ufer, als Gideon ans Land sprang. Er rannte auf den Jeep zu, an dem die israelische Fahne wehte, ergriff das Fahnentuch mit dem blauen Davidstern, drückte es an seine Brust und küßte es mit Inbrunst. Dann falteten alle drei die Hände und beteten stumm.
    Sie hatten nie geglaubt, die Heimat wiederzusehen. Nun war es für sie wie eine Wiedergeburt. Und als sie begriffen, daß sie zu Hause waren, fielen sie sich in die Arme und küßten sich.
    Zwei Tage lag Dr. Schumann in der Wüstenschlucht, glühte wie die von der Sonne angestrahlten Steine und erkannte weder Rishon noch Ariela.
    Sie konnten nichts anderes tun, als abwarten, wie Schumanns Körper reagierte. Sie wußten nicht, ob das wenige Gift, das durch die Kratzer eingedrungen war, ausreichte, einen Menschen zu töten, oder ob sich nach dem Fieber Lähmungen einstellten. Ariela verbrauchte fast ihren ganzen Wasservorrat, um immer wieder die Stirn des Fiebernden zu kühlen, seinen Oberkörper abzureiben und seine Mundhöhle auszutupfen, die aufgedunsen und bläulich verfärbt war.
    Rishon saß oft oben auf einer Felsenspitze und sah hinüber zur Grenze, die so greifbar nahe war und doch so weit. Was sind zweiundzwanzig Kilometer? Zwei Tagesmärsche, wenn man gut bei Kräften ist und öfter rastet, denn ein Fußmarsch durch die Wüste bei fünfzig Grad Hitze ist kein angenehmes Wandern. Hier muß um jeden Meter gekämpft werden, hier ist jede Stunde eine Qual, hier sind hundert Meter hundert Ewigkeiten.
    »Wir können hier nicht liegenbleiben«, sagte Rishon am zweiten Tag. »Das Fieber kann sich über Wochen hinziehen. Es muß möglich sein, bis zur Grenze zu

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