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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hat, wie man sie aus Ihrem Harem befreite … Mahmud, wie können Sie da Gnade erwarten? Übrigens war Narriman Ihre größte Anklägerin. Sie brauchte nicht viele Worte zu machen … sie schlug nur ihr Kleid auseinander und zeigte dem Gericht ihren Körper. Das genügte …«
    Mahmud sah mit irren Augen auf Suleiman. Er wußte, daß es keinen Ausweg gab, aber nun kämpfte er um ein Sterben, das keine Qual bedeutete. Erhängt zu werden, ist schrecklich, wenn man es so macht, wie Mahmud es selbst gesehen hatte: Man läßt den Verurteilten nicht an einem Strick herunterfallen, damit sein Genick bricht … man legt ihm die Schlinge um den Hals und zieht ihn am Galgen hoch wie eine Fahne, und er zappelt und schlägt um sich und erwürgt sich langsam. Das ist ein Sterben mit der ganzen Qual, die ein Mensch erdulden kann.
    »Ich war Soldat«, sagte Mahmud dumpf. »Ich habe die Uniform getragen. Ich war Spion des Königs! Lassen Sie mich wenigstens erschießen, General Suleiman.«
    »Auch diese Gnade ist vertan, Mahmud.« Suleiman sah auf das kleine, vergitterte Fenster hoch oben unter der Decke der Zelle. »Sie werden Ihren Tod sehen. Reiter sind unterwegs, um die Beduinenstämme, die hier in der Nähe ziehen, zum Fort zu rufen. Man wird ihnen erzählen, daß ein Mann zu töten ist, der sein Land verraten hat. Sie ahnen, wie die Wüstensöhne darauf reagieren werden …«
    Ein Schauer überlief Mahmud. Er fiel auf die Knie und schlug mit der Stirn auf die hölzerne Pritsche. »Nein!« wimmerte er. »Nein!« Dann kroch er auf den Knien auf Suleiman zu, die Hände erhoben wie ein büßender Pilger, der zum Grab des Propheten kriecht. »Erhängen Sie mich!« brüllte er. »Erwürgen Sie mich! Haben Sie Mitleid … nur einmal in Ihrem Leben, Suleiman …«
    »Hatten Sie Mitleid mit Narriman?« Suleiman gab dem vor ihm knienden Mahmud einen Tritt gegen die Stirn. Er kippte nach hinten um und lag auf dem Rücken wie ein riesiger, umgedrehter Käfer. »Sie wußten, daß ich Narriman liebe.«
    »Gnade!« wimmerte Mahmud. Er starrte an die Decke. Aus seinen Augen quollen Tränen. »Gnade, um Allahs willen!«
    »Nennen Sie nicht den Namen Gottes!« sagte Suleiman hart. »Wenn Allah Sie hört, wird er sein Gesicht verhüllen und sich abwenden. Sie haben alles Recht verloren, Mahmud … Sie sind ein Nichts. Finden Sie sich damit ab …«
    Mahmud hörte die Tür knirschen, das Quietschen des Schlüssels, das Tappen der Schritte im langen Flur. Er blieb auf dem Rücken liegen und weinte, sah an die Decke und preßte die Hände gegen sein Herz. Die Angst zerriß ihn fast.
    In der Wüste zu sterben ist ein Tod auf Raten … und jeder Atemzug ist ein Tod für sich allein …
    Major Rishon wachte auf und lag nackt auf einem Tisch. Ein Sanitäter verband ihm den Oberschenkel, drei Offiziere standen um ihn herum und schienen sehr verlegen zu sein.
    »Ihr Idioten!« sagte Rishon leise. Es waren seine letzten Worte gewesen, als er beschossen worden war, und an ihnen knüpfte er nun wieder an. »Ihr hättet mich umgebracht …«
    »Sicherlich.« Ein Hauptmann beugte sich über ihn. »Sie kamen mit einem jordanischen Militärjeep direkt auf unsere Stellungen zu. Sie durchfuhren – als hätten Sie davon eine Ahnung – die Minengasse. Sie reagierten auf keine Blinkzeichen …«
    »Ich habe keine Blinkzeichen gesehen.« Rishon stützte sich auf den Ellenbogen und sah sich um. Er lag in einem großen Steilwandzelt. Durch den zurückgeschlagenen Eingang sah er mehrere Zelte, israelische Soldaten, drei Jeeps, die nebeneinander aufgefahren waren. In der Heimat, dachte er. Gerettet. Und ich bin, ohne es zu wissen, durch ein Minenfeld gefahren. Erschöpft sank er wieder zurück. »Warum schießen Sie auf einen einzelnen Jeep? Ich hatte doch eine weiße Fahne gehißt …«
    »Wer sind Sie überhaupt?« fragte der Hauptmann streng.
    »Moshe Rishon, Major der Abwehr …« Rishon streckte sich, eine wohlige Müdigkeit überkam ihn. Er wußte nicht, daß es der Blutverlust war, der ihn so schläfrig machte.
    »Major Rishon?« Die Offiziere sahen sich an. Sie kannten diesen Namen, er war fast legendär in der Armee. Wenige hatten Rishon bisher gesehen, aber von Mund zu Mund waren wundersame Dinge gegangen, die in seiner Dienststelle geschehen sein sollten. Vieles mochte übertrieben sein, eine militärische Sage, ein Epos vom unbekannten Helden … aber manches mochte auch wahr sein, wie an jedem Gerücht ein Körnchen Wahrheit hängt. Und nun lag da ein

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