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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nackter Mann, der aus der Wüste bei Ain Khaukhan aufgetaucht war, in einem jordanischen Jeep, mitten durch das Minenfeld fuhr, auf nichts reagierte, bis man ihn zusammenschoß. Und dieser Mann nannte sich Rishon.
    »Sie gestatten, daß wir das nachprüfen«, sagte der Hauptmann etwas verwirrt. »Man erlebt nicht alle Tage, daß ein israelischer Abwehroffizier aus Jordanien kommt.« Das klang spöttisch, aber Rishon nahm es nicht wahr. Er lag in einem angenehmen Schwebezustand zwischen Wachen und Schlaf, er hörte die Worte, aber er begriff keine Einzelheiten mehr. In seinem Oberschenkel bohrte ein dumpfer Schmerz.
    »Ich bin Major Rishon«, sagte er langsam. »Mein Gott, ich bin es. Und Sie beschießen mich.«
    »Sie konnten ebensogut ein jordanischer Todesfahrer sein, der mit einem Jeep voller Sprengstoff auf uns zuraste und unser Lager in die Luft sprengen wollte. Man hat da schon tolle Dinge erlebt.« Ein Sanitäter deckte Rishon zu. Er gab ihm eine Kreislaufspritze, und langsam verließ ihn wieder die Müdigkeit. Statt dessen überfiel ihn mit aller Schwere der Gedanke an Ariela, die jenseits des Minengürtels in der Wüste auf Rettung wartete …
    »Wie lange liege ich schon hier?« rief Rishon und richtete sich mit einem Ruck auf.
    »Etwa eine Stunde. Wir haben die Kugel aus dem Oberschenkel entfernt. Gott sei Dank, ein glatter Steckschuß.«
    »In der Wüste, knapp zwanzig Kilometer von hier, sind noch zwei Menschen. Ariela Golan, die Tochter von Oberst Arnos Golan …«
    »Sagen Sie das noch einmal!« rief der Hauptmann. Auf seiner Stirn stand plötzlich Schweiß. »Die Tochter Golans …«
    »Und ein Doktor Schumann, ein deutscher Arzt. Er ist von einer Viper gebissen worden. Vielleicht ist er schon tot. Ich habe beide vor zwei Tagen verlassen, weil sie nicht mehr weiter konnten … ich wollte Hilfe holen! Und Sie schießen mich nieder …« Rishon versuchte vom Tisch zu rutschen. Die Offiziere stützten ihn. Ihre Verlegenheit war vollkommen. Und plötzlich war alles ganz anders, plötzlich war der nackte Mann, der, auf zwei Offiziere gestützt, im Zelt herumhumpelte, ein einziges Kommando, das allen in die Knochen fuhr.
    »Ich bin nicht hier, um Ihre Fragen zu beantworten!« rief Rishon laut. »Wo ist die nächste Hubschrauberstaffel?«
    »In Sodom«, sagte der Hauptmann.
    »Rufen Sie sofort an! Eine Maschine nach hier! Sofort!«
    »Sie wollen die Tochter Golans mit einem Hubschrauber –«
    »Wissen Sie etwas Besseres?« schrie Rishon.
    »Wir verletzen damit die Waffenstillstandslinie und die Hoheit Jordaniens …«
    »Ich pfeife darauf! Wir werden drüben in der Wüste landen und Ariela holen! Und jeder, der uns daran hindern will, wird beschossen! Was stehen Sie hier herum? Rufen Sie Sodom an!«
    Nach zwanzig Minuten kreiste ein großer dunkler Hubschrauber über dem Wüstenlager und landete in einer riesigen Staubwolke. Zwei Sanitäter trugen Rishon auf einer Bahre zum Flugzeug und schoben ihn in die gläserne Kanzel. Der Blutverlust hatte ihn wieder niedergeworfen. Zwar hatte man ihm sofort eine Plasmainfusion gegeben, aber der ausgelaugte Körper versagte und sehnte sich nach Ruhe. Zwei Offiziere und der Hauptmann setzten sich neben die Trage in die gläserne Kanzel. Sie trugen ein leichtes MG mit sich und um den Hals Maschinenpistolen.
    »Richtung Dschebel El Hasa«, sagte Rishon matt. »Zwischen Majra und Ghor es Safi … irgendwo im Geröll. Sie werden winken, wenn Sie euch sehen … sie werden winken, wenn sie noch leben …«
    Und sie lebten!
    Als der Hubschrauber langsam über den Wüstenbergen kreiste, kroch Ariela aus dem niedrigen Zelt hervor und schwenkte ihre zerrissene Bluse. Ihre kupferfarbenen Haare flatterten im Wind. Dr. Schumann kroch auf allen vieren unter der Zeltleinwand hervor und starrte auf die schwarze Riesenlibelle, die einen großen Kreis zog und nach einem Platz suchte, wo sie landen konnte.
    »Sie haben uns gefunden!« schrie Ariela, ließ die Bluse fallen und rannte zurück zu Schumann. »Moshe ist durchgekommen! Er läßt uns holen! Peter! Wir leben weiter! Wir sind gerettet! O Peter …« Sie küßte ihn, sie umfing ihn mit beiden Armen und spürte, wie noch das Fieber in ihm war und sein Kopf glühte. Aber er war bei Besinnung, er hörte sie, er konnte selbst schon wieder lallend sprechen, und seine Augen erkannten sie und waren voll Liebe und Freude.
    So traf sie der israelische Hauptmann an, als er mit den beiden anderen Offizieren durch das Geröll rannte und die

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