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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Sitz fallen. Narriman fuhr jetzt selbst, das hatte sie verlangt. »Aber ich sage Ihnen, Ruth, Rishon irrt sich. Ich liebe dieses Land.«
    »Und Ariela.«
    »Ist das ein Verbrechen?«
    »Nein. Ich finde es glänzend.«
    »Ihr Chef nicht.«
    »Vielleicht irren Sie sich?«
    Sie fuhren aus Beersheba hinaus, nach Norden, nach Jerusalem. Mein Chef ist Hussein ben Suleiman, dachte Narriman. Du wirst ihn kennenlernen. Und er wird dir sagen, daß es gut ist, ein Mädchen zu lieben, dessen Vater Oberst ist.
    Sie überholten die Kolonne, den Sanitätswagen, sie fuhren wie gehetzt und erreichten Jerusalem in der Abenddämmerung.
    Feuer stand über der Altstadt. Das Knattern der Gewehre wehte ihnen entgegen. Sie passierten ungehindert Polizeikontrollen und Straßenposten … die Sanitätsfahne an ihrer Scheibe war Ausweis genug. In der Neustadt war alles still. Hier schien es keinen Krieg zu geben. Sogar die Cafes waren geöffnet. An den Tischen saßen wie immer die Gäste, nur lehnte an den meisten Tischen ein Gewehr, und unter dem Stuhl lag ein Stahlhelm auf dem Boden.
    »Wo soll ich Sie absetzen, Doktor?« fragte Narriman.
    »Vor dem Hanevi'im-Hospital.«
    Sie fuhren die Jaffa-Straße hinunter. An der Hanevi'im-Straße hielt sie und sah Schumann aufatmend an.
    »Ich bin glücklich, Sie heil hierhergebracht zu haben«, sagte sie ehrlich. »Sehen wir uns heute noch?«
    »Wenn Sie nicht zu müde sind, gern. Ich werde Arielas Ankunft abwarten und bin dann frei. Wo treffen wir uns?«
    »Ich wohne bei meinen Eltern in Mea Shearim. Sie werden sich freuen, Sie kennenzulernen. Ist es Ihnen recht?«
    »Natürlich, Ruth.« Er stieg aus, drückte ihre Hand und sah erst jetzt, wie schön sie war und daß er sich in sie verlieben könnte, wenn es keine Ariela gäbe. »Bis nachher.«
    Er wiederholte die Straße und die Hausnummer, die sie ihm nannte. Es war das Haus von Mahmud ibn Sharat. Dann lief er über die Straßenkreuzung, winkte von der anderen Seite noch einmal zurück und war so jung und fröhlich, daß Narriman melancholische Augen bekam.
    Sie winkte zurück und dachte an die kommende Nacht.
    Israel siegte an allen Fronten. Wir brauchen Dr. Schumann.
    Allah hat ein Herz gemacht zum Lieben und zum Hassen.
    Uns bleibt jetzt nur der Haß!

3
    Vorsichtig!« flüsterte Narriman, als die Haustür aufschwang und die Stimme Schumanns durch den halbdunklen, schwach erleuchteten Flur klang. »Hallo, Ruth Aaron! Bin ich hier richtig?«
    Mahmud grinste breit. Sein Bart zitterte vor Vergnügen. Er stand hinter der offenen Tür, einen Strumpf, gefüllt mit Sand, in beiden Händen.
    »Nur betäuben! Schlagen Sie ihn tot, bringe ich Sie um.«
    »In den Nacken, Narriman?« flüsterte er zurück.
    »Nein. Auf den Kopf!«
    Sie trat hinaus, machte helles Licht und winkte Schumann zu, der unten im Hausflur stand.
    »Willkommen!« sagte Narriman. »Sie sehen, es ist kein Palast. Wir sind arme Leute, Doktor. Aber es gibt immer einen guten Kaffee und knuspriges Gebäck. Kommen Sie herauf.«
    Ein Strauß roter Rosen leuchtete im Treppenlicht. Narriman senkte den Blick. Hassen! sagte sie sich. Hassen! Hassen!
    Dr. Schumann nahm zwei Treppenstufen auf einmal und schwenkte seinen Rosenstrauß. »Nicht für Sie, Ruth!« rief er lachend. »Rote Rosen wären zu gefährlich! Er ist für Ihre Mutter. Übrigens – Ariela geht es gut. Sie hat ein sauberes Bett und keine Schmerzen mehr.« Er blieb an der Tür stehen und sah ins Zimmer. Auf einem Tischchen glänzten die aus Kupfer getriebenen Kaffeekannen. Sitzkissen lagen auf dem Teppich.
    Hinter der Tür hielt Mahmud den Atem an. Mit beiden Händen hob er den mit Sand gefüllten Strumpf hoch.
    »Bitte«, sagte Narriman und zeigte in den Raum. »Treten Sie ein.«
    Mahmud atmete tief durch die Nase. Ein Kopf erschien, eine Schulter, ein Rosenstrauß. Dumpf fiel der sandgefüllte Strumpf herab. Ohne einen Laut sank Dr. Schumann zu Boden.
    Der Gang war etwa mannshoch, zwei Meter breit und in mühseli ger Arbeit unter der Erdoberfläche durch die Felsen gebrochen. Da man nicht hatte sprengen können, denn die Anlegung dieser unterirdischen Privatstraße zwischen Israel und Jordanien gehörte zu den größten Geheimnissen dieses an Geheimnissen so reichen Landes , hatten sich jordanische Arbeiter mit Preßlufthämmern, Schaufeln und Pickeln durch die Felsen gefressen. Sie gruben am Tag, denn der Lärm der Straßen, die einige Meter über dem Gang lagen, über tönte alle Geräusche aus der Tiefe.
    Sechs Jahre war der

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