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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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müssen Sie sich einen neuen Trick ausdenken. Noch einmal läßt sich Suleiman nicht aufs Kreuz legen. Vermeiden Sie nur eins, Schumann … lassen Sie die Kerle nicht brutal werden! Das haben Sie noch nicht erlebt! Ich wünsche es Ihnen nicht …«
    Schumann befolgte den Rat. Während des Essens betrank er sich so maßlos, daß er neben Suleiman vom Stuhl fiel und fast mit der Tischdecke das ganze Geschirr auf den Boden gezogen hätte, wenn Suleiman ihn nicht aufgefangen hätte. Man trug ihn in ein Nebenzimmer, wo ihm Herbert Frank ein nasses Handtuch über das Gesicht legte.
    Ralf Mobenius lächelte böse, als die Tafel aufgehoben wurde und die Arbeit beginnen sollte.
    »Wir haben Zeit, Suleiman«, sagte er. »Auch der Besoffenste kommt einmal zu sich. Dann arbeiten wir weiter. Es kommt uns auf zwei, drei Tage gar nicht an. Solange die in der UNO reden, haben wir Zeit, uns für den neuen Gang gegen Israel zu rüsten. Und sie werden noch in einem Jahr reden. Und sie werden noch reden, wenn ganz Israel durch unsere Bakterien verseucht ist.«
    Man fuhr Dr. Schumann nach Hause und legte ihn ins Bett. Ariela, die sah, wie man ihn in das Zimmer trug, hämmerte mit beiden Fäusten an die Wand.
    »Was habt ihr mit ihm getan?« schrie sie. »Ihr Schufte! Ihr räudigen Hunde! Ihr habt ihn gefoltert, ihr habt ihn getötet! Ich verfluche euch!«
    Niemand antwortete ihr. Narriman war seit dem Begräbnis von Oberst Kemal nicht mehr im Hause gewesen. Suleiman kam nie. Vier Diener und eine Zofe verrichteten wortlos ihren Dienst, kochten, säuberten die Zimmer und bewachten die Gefangenen. Ariela preßte die Stirn gegen die Trennwand und starrte auf die Schlafzimmertür, die man offengelassen hatte.
    »Peter!« rief sie. »Peter! Was haben sie dir getan? Peter!«
    Aus dem Schlafzimmer kam kein Ton. Da setzte sie sich an die Mauer und starrte durch einen der Durchbrüche unverwandt auf die offene Tür.
    Regte sich etwas?
    Stöhnte er?
    Rief er nach Wasser?
    Nein, er schnarchte plötzlich laut. Für Ariela war es wie die schönste Musik.
    Er lebt, jubelte es in ihr. Er lebt!
    Was auch geschehen ist … er lebt!
    Es gibt wieder einen neuen Tag. Es gibt wieder eine neue Hoffnung.
    Mahmud ibn Sharat war gar nicht erstaunt, als sein Obereunuch ihm die Ankunft Narrimans meldete. Seit drei Tagen lebte er in sei nem Wüstenpalast mit seinen zwanzig Frauen, von denen er vier verstoßen wollte. Eine Scheidung auf arabisch ist ganz einfach. Man ruft dreimal hintereinander: »Ich verstoße dich!« und von da ab kann Allah für die Frau sorgen, oder die Schakale können sie fres sen.
    Zwar gab es auch in Jordanien neue und bessere Gesetze, die den Schutz der Frau garantierten, aber Mahmud hatte sich noch nie an die Gesetze gehalten, sondern sich mehr am großen Bruder Saudi-Arabien orientiert, wo westliche Moral oder westliches Rechtsdenken als Dummheit abgetan wurden. Das Gesetz macht ein Mann, dachte Mahmud! Der Mann ist das Ebenbild Allahs. Was ist schon eine Frau …?
    »Willkommen, Narriman!« rief Mahmud, als Narriman in dem flachen Prachtbau stand und schnuppernd die Nase hob. Aus dem Springbrunnen kam ein zarter Duft von Parfüm. Mahmud lachte.
    »Ganz recht, Sie riechen es sofort! Ich habe dem Wasser ein französisches Parfüm zugesetzt. Ich bin ein Bewunderer von schönen Dingen … ob sie nun aus Fleisch und Blut sind oder nur duften …« Dabei musterte er Narriman unverfroren und blinzelte.
    Hier ist eine verkehrte Welt, dachte er. In Jerusalem konntest du befehlen, da warst du stärker. Hier aber ist Mahmuds Haus, und es gehört Mut dazu, allein zu kommen.
    »Bringen Sie Grüße von Suleiman?« fragte er, faßte Narriman unter und führte sie in den großen Salon, von dessen Fenstern man einen zauberhaften Blick über die Gärten und die Pavillons des Harems hatte. Bei zwei dieser kleinen Liebeshäuser standen alle Fenster offen. Diener trugen Möbel hinaus und zerschlugen sie vor den Häusern mit langen Äxten.
    »Sie haben zwei Häuser frei?« fragte Narriman. Obgleich modern erzogen, wußte sie doch, was dieses Ausräumen bedeutete. »Todesfälle?«
    »Nein. Scheidungen.« Mahmud goß ihr eine Tasse glühendheißen Kaffees ein. »Sie wurden zu alt, meine Beste. Dreißig Jahre … das ist unerträglich …!« Er sah Narriman wieder forschend und abschätzend an. »Wie halten Sie mit Ihren neunundzwanzig Jahren Ihre vom Teufel geschenkte Schönheit, Narriman? Sie sehen aus wie eine Achtzehnjährige.«
    »Ich schone mich«, sagte

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