Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
zum Loft aufschloss, machte er eigentlich etwas vor? Er war sich absolut sicher, dass er Charley nicht liebte und kein Kind mit ihr wollte. Wenn er sich darauf einließ, tat er es nur, weil er ein Gentleman und seit Kindertagen mit Charley befreundet war. Außerdem verkehrten ihre Eltern in denselben Kreisen. Ihn schauderte bei der Vorstellung, wie die Mitglieder des Country Clubs die Stirn runzeln würden, wenn sich herumsprach, dass Charley von ihm schwanger war und er sich geweigert hatte, bei ihr zu bleiben.
Leider, dachte Matt, als er seine Reisetasche ins Schlafzimmer stellte, hielt Charley alle Trümpfe in der Hand. Wenn sie beschloss, das Kind zu bekommen, blieb ihm letztlich keine andere Wahl, als es zumindest mit ihr zu versuchen. Er hätte es schlechter treffen können – immerhin kannte er sie gut, sie verstanden sich, hatten denselben gesellschaftlichen Hintergrund und dieselben Freunde …
Vielleicht sollte er es wie eine arrangierte Ehe betrachten; die war immerhin ein erprobtes Konzept. Mit Grania hatte es ja nicht geklappt. Matt warf einen Blick auf ihr Foto auf dem Nachtkästchen und schluckte. Die lachende, von Tauben umflatterte Grania sah darauf kaum älter als ein Teenager aus. Es war während eines gemeinsamen Florenzurlaubs vor dem Dom aufgenommen worden.
Matt setzte sich auf das Bett, das sie einmal geteilt hatten und in dem er sie, ohne es zu wissen, mit Charley betrogen hatte. Grania fehlte ihm. Am liebsten hätte er ihr erzählt, was passiert war. Sie war nicht nur seine Partnerin, sondern auch seine beste Freundin gewesen. Ihre irische Bodenständigkeit hatte ihm immer geholfen, klarer zu sehen. Einem plötzlichen Impuls folgend, griff Matt in seine Reisetasche und holte sein Handy heraus. Ohne zu überlegen, wählte er Granias Nummer. Er wusste nicht einmal, was er sagen würde, wenn sie tatsächlich ranging, wollte nur ihre Stimme hören. Da das Handy ausgeschaltet war, rief er bei ihren Eltern an.
»Hallo?«, meldete sich eine Matt unbekannte Kinderstimme nach dem zweiten Klingeln.
»Hallo. Mit wem spreche ich denn?«
»Mit Aurora Devonshire«, antwortete die Stimme mit englischem Akzent. »Und wer sind Sie?«
»Matt Connelly. Habe ich die richtige Nummer gewählt? Ich würde gern mit Grania Ryan reden.«
»Ja, Mr. Connelly. Leider ist Grania nicht da.«
»Weißt du zufällig, wo sie ist?«
»Ja, in der Schweiz. Sie macht dort Flitterwochen mit meinem Vater.«
»Wie bitte?« Matt versuchte den Worten, die er soeben gehört hatte, Sinn abzugewinnen. »Könntest du das bitte wiederholen?«
»Selbstverständlich. Grania hat meinen Vater vor einer Woche geheiratet und macht mit ihm Flitterwochen in der Schweiz. Soll ich ihr etwas ausrichten? Wir erwarten sie jeden Tag zurück.«
»Nein … Ich meine …« Matt wollte sicher sein, dass das Kind ihm die Wahrheit sagte. »Ist Kathleen zu Hause?«
»Ja. Soll ich sie holen, Mr. Connelly?«
»Ja, das wäre nett.« Matt betete, dass Kathleen die Sache aufklären würde.
»Hallo?«
»Kathleen, ich bin’s, Matt.«
»Ach …« Kathleen schwieg kurz. »Hallo, Matt. Wie geht’s?«
»Gut. Entschuldige, dass ich störe, aber das Kind, mit dem ich gerade geredet habe, behauptet, Grania hat geheiratet und macht Flitterwochen. Stimmt das?«
Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann hörte Matt Kathleen seufzen. »Offenbar ja.«
»Grania ist … verheiratet?«
»Ja, Matt, tut mir leid.«
»Ich muss aufhören, Kathleen. Danke für … die Information. Tschüs.«
»Pass auf dich auf, Matt«, sagte Kathleen, doch er hatte bereits aufgelegt.
Grania … verheiratet ?, dachte Matt. Nachdem sie sich so viele Jahre lang geweigert hatte, ihn zum Mann zu nehmen … Sie hatte ihn ohne Erklärung verlassen und wenige Monate später einen anderen geheiratet. Matts Herz klopfte wie wild, und ihm war schwindlig. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Es war grotesk …
Matt wurde wütend. Er nahm Granias Foto vom Nachtkästchen und schleuderte es an die Wand, wo das Glas in tausend Scherben zerbarst. Da hörte er, wie die Wohnungstür aufging.
»Jesus.« Matt strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Kann man denn keine Sekunde seine Ruhe haben?« Er versuchte, seinen Zorn zu zügeln.
Fünf Minuten später klopfte es an seiner Schlafzimmertür. Er öffnete sie. »Hallo, Charley.« Erleichtert stellte er fest, dass sie sich erholt hatte.
Sie strahlte ihn an. »Hallo, Matt, wie geht’s, wie steht’s?«
»Na ja …«
»Hey,
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