Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
nicht, dass die Adoption in irgendeiner Weise Ihre Zukunft beeinflusst. Ich soll Ihnen sagen, dass Aurora in Irland bei Ihren Eltern bleiben kann, falls Sie beschließen sollten, nach New York zurückzukehren. Darf ich Sie fragen, wie das Verhältnis Ihrer Familie zu Aurora aussieht?«
»Sie haben sie sehr gern, und Aurora fühlt sich wohl bei ihnen. Sie ist gerade dort. Aber Hans …«, Grania schüttelte den Kopf, »… wie soll ich es Aurora beibringen, dass ihr Vater …«
Hans tätschelte ihre Hand. »Deshalb möchte Alexander, dass Sie ihn heiraten. Aurora verliert zwar den Vater, gewinnt jedoch eine Mutter. Er meint, das könnte den Schlag abmildern. Seiner Ansicht nach sind Sie für sie ohnehin eine Art Mutterersatz.«
»Ich liebe sie tatsächlich, als wäre sie meine Tochter. Die Beziehung zu ihr war von Anfang an etwas ganz Besonderes.«
»Gottes Wege sind bisweilen verschlungen«, bemerkte Hans. »Wenn Sie Alexanders Vorschlag annehmen, stirbt er immerhin in dem Wissen, dass seine Tochter in guten Händen ist und geliebt wird. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr Alexander Sie schätzt, Grania. Und ich muss Ihnen mitteilen, dass die Zeit knapp ist, vielleicht knapper, als Alexander denkt. Wir sollten die Trauung gleich für morgen ansetzen. Ich bitte den örtlichen Standesbeamten, sie im Krankenhaus vorzunehmen.«
Sie nickte stumm. Da hatte sie sich nun so viele Jahre geweigert, Matts Frau zu werden, und konnte nun nicht anders, als Alexander zu heiraten.
»Alexander hat Sie gebeten, Ihre Geburtsurkunde mitzubringen. Wenn Sie mir die und Ihren Pass geben und dieses Formular unterzeichnen, das ich bereits für Sie ausgefüllt habe, veranlasse ich alles Nötige.«
Grania unterschrieb und reichte ihm Geburtsurkunde und Pass.
»Danke. Nun zu den Adoptionsunterlagen.«
Grania unterzeichnete Formular um Formular.
Hans verstaute die Papiere in seiner Aktentasche. »Sie wissen nicht, worauf Sie sich als Alexanders Ehefrau einlassen, und haben trotzdem alle Formulare unterschrieben.«
»Um das Geld geht es mir nicht. Ich tue es nur, weil ich Aurora und ihren Vater sehr gernhabe.«
Hans bedachte sie mit einem freundlichen Lächeln. »Jetzt begreife ich, warum Alexander möchte, dass Sie seine Tochter großziehen. Er sagt, Sie interessieren sich nicht fürs Geld, und soeben hat sich seine Einschätzung als richtig erwiesen.«
Grania wurde klar, dass er sie auf die Probe gestellt hatte. »Ich habe mich nicht um dieses Arrangement gerissen, verdiene mir selbst meinen Lebensunterhalt und brauche Alexanders Geld nicht.«
»Ich musste sichergehen, dass er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist. Nun weiß ich, dass das der Fall ist. Ich fungiere als Testamentsvollstrecker und regle alles Finanzielle für Sie und Aurora. Ich helfe Ihnen, wo immer ich kann. Nun zu dem, was er Ihnen hinterlässt …«
»Darüber können wir uns ein andermal unterhalten«, erwiderte Grania erschöpft. »Ich würde jetzt gern zu Alexander gehen.«
»Alexander«, flüsterte Grania, als sie sich neben ihn setzte. Er schlug die Augen auf.
»Hallo, Grania.«
»Hans hat mir alles erklärt. Ich habe den Adoptionsantrag unterschrieben, und morgen heiraten wir.«
Unter großen Mühen wandte er ihr den Kopf zu und hielt ihr die Hand hin. »Danke, Grania. Kaufst du dir was Schönes zum Anziehen? Ach ja, und der Ring.« Alexander deutete auf eine Schublade in dem Nachtkästchen neben seinem Bett.
Sie holte ein rotes Lederetui von Cartier heraus. Alexander streckte die Hand danach aus, richtete sich stöhnend auf und öffnete es. Granias Blick fiel auf einen funkelnden Diamantring.
»Grania Ryan, willst du meine Frau werden?«
Grania nickte. »Ja, Alexander.«
Mit letzter Kraft steckte er ihr den Ring an den Finger. »Noch eins, Grania.« Er drückte ihre Hand. »Bleibst du bei mir … bis es zu Ende ist? Wie meine Frau?«
»Natürlich. Aber was sagen wir Aurora?«
»Dass wir Flitterwochen machen. Darüber freut sie sich bestimmt.«
»Wie soll ich ihr das erklären?«
»Dir fällt schon das Richtige ein. Jetzt hat sie immerhin eine Mutter, die sie liebt.«
Alexander fielen die Augen zu. Grania blieb neben seinem Bett sitzen, während er schlief, den Blick auf den fernen Mont Blanc gerichtet.
Noch nie hatte sie sich so einsam gefühlt.
Nachdem Kathleen Aurora zur Schule gebracht hatte, fütterte sie die Hühner und sammelte die Eier ein. Grania war nun vier Tage weg und hatte sich noch nicht gemeldet. Kathleen hatte
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