Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
Schätzchen, du scheinst ganz schön durch den Wind zu sein.«
»Bin ich auch.«
»Harte Woche?«, fragte sie.
»Könnte man sagen, ja.«
»Wollen wir was essen gehen?«
»Ja, warum nicht?«
»Okay. Ich dusch nur noch schnell; in einer Viertelstunde bin ich fertig.«
»Gut.«
Während Charley duschte, nahm Matt ein Bier aus dem Kühlschrank, schaltete den Fernseher ein, zappte herum und blieb bei einem Baseballmatch hängen. Wenig später klingelte es an der Tür, und Matt ging hin.
»Hallo?«, sagte er in die Gegensprechanlage.
»Hallo, Matt, ich bin’s, Roger. Grania hat mir ein Buch geliehen. Das wollte ich zurückbringen.«
Roger war ein Freund von Grania, mit dem sie in ihrer Anfangszeit in New York zusammengewohnt hatte. Matt konnte ihn gut leiden.
»Komm rauf.« Er drückte auf den Öffner, und bereits drei Minuten später bot er ihm ein Bier an. »Was machst du hier?«, erkundigte er sich.
»Ich hab mir gerade ein Zimmer in einem Loft ein paar Blocks von hier angeschaut. Wahrscheinlich nehm ich es. Die Gegend gefällt mir. Ist Grania nicht da?«
»Nein.«
»Schade. Wie läuft’s beruflich? Grania hat mir erzählt, dass du dir allmählich einen Namen machst.«
»Hat sie das? Nun, irgendwie muss man sich ja seinen Lebensunterhalt verdienen. Du arbeitest im Krankenhaus, stimmt’s?«
»Ja, und bei den vielen Stunden, die ich da verbringe, überlege ich, ob ich mir nicht einen gemütlicheren Job suchen soll.« Roger nahm einen Schluck Bier. »Wie geht’s Grania?«
Matt seufzte. »Offen gestanden: Ich weiß es nicht.«
»Aha.«
Verlegenes Schweigen.
»Ich bin fertig«, verkündete Charley, als sie aus der Dusche kam. Ihr Blick fiel auf Roger. »Wer ist das?«, erkundigte sie sich.
»Roger Sissens. Hallo«, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand hin. »Und du?«
»Charley Cunningham. Schön, dich kennenzulernen.«
»Gleichfalls«, sagte Roger und musterte Charley. »Kennen wir uns nicht irgendwoher?«
»Nein. Ich habe ein gutes Gedächtnis für Menschen und erinnere mich nicht an dich. Wollen wir gehen, Matty?«
»Ja, klar.« Matt fühlte sich ausgesprochen unbehaglich. Er wusste genau, was Roger dachte.
»Ich will euch nicht aufhalten«, sagte Roger und leerte sein Bier. »Ich fahr mit euch runter.«
Sie verließen die Wohnung und warteten schweigend auf den Lift.
»Freut mich, dich kennengelernt zu haben, Charley«, sagte Roger unten, Granias Buch nach wie vor in der Hand. »Bis bald, Matt.«
»Ja, Roger.«
Charley hakte sich bei Matt unter und schob ihn hinaus auf den Gehsteig. »Merkwürdiger Typ«, lautete ihr Kommentar.
Beim Essen schien Charley darauf bedacht, Konversation zu machen. Sie waren schon beim Kaffee, als Matt endlich den Mut aufbrachte, das eigentliche Thema anzuschneiden.
»Also, was hast du dir überlegt?«
»In puncto Baby, meinst du?«
»Ja.«
»Natürlich kriege ich es. Ich bin fünfunddreißig und wollte immer schon Kinder. Außerdem wollte ich dir sagen, dass mir mein dramatischer Auftritt von voriger Woche leidtut. Ich hab mich aufgeführt wie diese Weibchen, die ich so verachte. Ich bin erwachsen, habe einen guten Job und eine eigene Wohnung. Die übrigens«, fügte sie hinzu, »nächste Woche fertig wird. Ich falle dir bald nicht mehr zur Last.«
»Das heißt also«, tastete Matt sich vor, »dass du das Kind kriegen willst, auch ohne mich?«
»Ja. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Heutzutage braucht eine Frau keinen Mann mehr, um ein Kind aufzuziehen. Schön, im Country Club wird man sich das Maul darüber zerreißen, und Mom und Dad wird’s auch nicht gefallen, aber die müssen eben damit leben.«
»Okay.«
»Hey, Matty.« Charley streckte die Hand aus. »Schau nicht so erschrocken. Letzte Woche hab ich dich ziemlich aus der Fassung gebracht, das weiß ich. Ich wollte dich nicht in die Enge treiben. Du hast mir deutlich gezeigt, dass es ein Fehler war, ein Missverständnis … Das hab ich inzwischen verdaut. Wir sind erwachsene Menschen und schaffen das schon. Wie auch immer«, fügte sie hinzu.
»Wie meinst du das?«
»Jetzt bist du dran mit Entscheidungen. Wenn du sagst, du bist nicht bereit, Vater zu werden, ist das okay. Ich habe aber auch nichts dagegen, wenn du das Kind sehen und an seiner Erziehung teilhaben willst. Doch darüber können wir uns unterhalten, wenn’s so weit ist.« Charley schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
Matt nickte. »Dann hast du dich von dem Gedanken, dass ›wir‹ das Baby gemeinsam
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