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Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Titel: Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Regierung zugestehen?« Mary setzte sich auf einen Felsen, verschränkte die Arme und starrte aufs Meer hinaus.
    »Fehlt nicht mehr viel, und du wirst Mitglied bei den Nationalisten, was?« Sean konnte ihr Bedürfnis, einen Sündenbock für die Katastrophe zu finden, die da über sie hereinbrach, durchaus verstehen.
    »Wenn das hilft, dich bei mir zu behalten …«
    Sean ging neben ihr in die Hocke und griff nach ihrer Hand, aber sie schob ihn weg. »Mary, bitte. Die Verwirklichung unserer Pläne verzögert sich doch nur.«
    Mary hielt den Blick unverwandt aufs Meer gerichtet. Nach einer Weile stieß sie einen Seufzer aus. »Und ich dachte, diese Soldatensache ist bloß eine Gelegenheit für dich, eine Waffe in die Hand zu nehmen und ein bisschen anzugeben. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass das einmal bitterer Ernst wird und ich dich verlieren könnte.«
    »Schatz.« Wieder griff Sean nach ihrer Hand, und diesmal ließ sie ihn gewähren. »John Redmond hätte mich auch angefordert, wenn ich kein Reservist wäre. Im Gegensatz zu den anderen habe ich immerhin so etwas wie eine Ausbildung. Außerdem sind die Irish Guards eine ehrwürdige Institution. Ich werde im Kreis Gleichgesinnter sein, Mary. Wir bringen den Deutschen das Fürchten bei, und ich komme so schnell wie möglich zu dir nach Irland zurück.«
    Langes Schweigen. »Sean, dafür gibt es keine Garantie, das weißt du so gut wie ich.«
    Sean erhob sich. »Schau mich an, Mary. Ich bin über eins neunzig groß und habe Kraft. Dein Zukünftiger ist kein Waschlappen, der sich von ein paar dahergelaufenen Deutschen ins Bockshorn jagen lässt.«
    Sie sah ihn mit Tränen in den Augen an. »Eine Kugel ins Herz fällt auch den stärksten Mann.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich passe auf mich auf und bin eher wieder bei dir, als du denkst.«
    Mary bemerkte seine Begeisterung. Während sie nur daran dachte, dass er möglicherweise sterben würde, träumte Sean vom Ruhm auf dem Schlachtfeld. »Du fährst also morgen nach London?«
    »Ja. Wir werden von Cork nach Dublin gebracht. Von dort aus nehmen wir das Schiff nach England.«
    Mary senkte den Blick. »Wann sehe ich dich wieder?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Sean. »Irgendwann kriege ich Heimaturlaub.« Seine Hand schloss sich um die ihre. »Der Zeitpunkt ist nicht gerade günstig, aber das lässt sich nicht ändern.«
    »Wie wird dein Daddy ohne dich auf der Farm zurechtkommen?«, fragte Mary.
    »Die Frauen werden tun, was sie in solchen Zeiten immer getan haben: die Arbeit der Männer übernehmen. Als mein Daddy im Burenkrieg war, hat meine Mammy sich hier großartig geschlagen.«
    »Hast du es ihr schon gesagt?«
    »Nein, ich wollte zuerst mit dir reden. Das Gespräch mit ihr steht mir noch bevor. Ach, Mary.« Sean legte die Arme um sie und zog sie zu sich heran. »Wir heiraten, sobald ich zurück bin. Begleitest du mich zur Farm?«
    »Nein.« Mary schüttelte den Kopf. »Ich muss eine Weile allein sein. Geh und sag’s deiner Mammy.«
    Sean nickte, küsste sie auf die Stirn und richtete sich auf. »Ich komme später bei dir vorbei, zum … Verabschieden.«
    »Ja«, murmelte sie, als Sean sich entfernte. Sie wartete, bis er außer Sichtweite war, bevor sie den Kopf in die Hände stützte und zu weinen begann. Innerlich zürnte sie dem Gott, zu dem sie so viele Stunden gebetet hatte. Mary fiel nichts ein, was eine solche Katastrophe gerechtfertigt hätte.
    In ihrem alten Leben – dem Leben bis vor zwanzig Minuten, bis zu Seans Mitteilung – wäre sie in weniger als vier Wochen Mrs. Sean Ryan geworden. Zum ersten Mal hätte sie ein eigenes Zuhause gehabt, eine Familie, gesellschaftliche Achtung und vor allen Dingen einen Mann, dem ihre Herkunft egal war, der sie um ihrer selbst willen liebte. Am Tag ihrer Hochzeit wäre ihre Vergangenheit ausgelöscht worden, und sie hätte nie wieder Böden geschrubbt für die Lisles in Dunworley House.
    Nicht dass der junge Sebastian Lisle unfreundlich gewesen wäre. Er war knapp vier Jahre zuvor auf der Suche nach einem Mädchen für seinen Haushalt zu den Nonnen ihres Waisenhauses gekommen. Die vierzehnjährige Mary hatte die Mutter Oberin um eine Empfehlung gebeten. Diese war alles andere als begeistert gewesen – Mary war klug und fleißig, half den anderen Waisen beim Lesen und Schreiben und hätte nach dem Willen der Mutter Oberin den Schleier nehmen und den Rest ihres Lebens im Kloster verbringen sollen.
    Das entsprach nicht Marys Vorstellungen; sie hegte zu

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