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Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Titel: Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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mutmaßte Mrs. Carruthers. »Aber das werden wir wohl nie erfahren.«
    »Wichtig ist erst mal nur, dass die Kleine sich bei uns sicher fühlen kann«, sagte Mary.
    Wenig später war Mary mit ihrer Schutzbefohlenen allein und setzte sich, den Korb neben sich, aufs Bett, um Annas winziges Gesicht zu betrachten. Die Kleine schlug die braunen Augen auf, als hätte sie das gespürt.
    »Hallo, Anna«, begrüßte Mary sie und nahm ihre Hand. »Ich soll auf dich aufpassen.«
    Es war Liebe auf den ersten Blick.

13
    In den folgenden Monaten erhielt Mary nur noch einen Brief von Sean, in dem er ihr mitteilte, die Alliierten würden bald die Oberhand gewinnen. Mary schrieb ihm jede Woche und betete jeden Abend für ihn.
    Trotzdem galten ihre Gedanken nun nicht mehr nur Sean, sondern auch dem Mädchen, um das sie sich kümmerte. Sie war vierundzwanzig Stunden am Tag mit der Kleinen zusammen. Morgens nach dem Füttern schlief Anna draußen im Garten, während Mary ihre Windeln und die winzigen Kleidungsstücke wusch, die sie für sie genäht hatte. Nachmittags legte sie Anna in den großen Kinderwagen und machte mit ihr einen Spaziergang in den Kensington Gardens, wo sie sich in die Nähe der Peter-Pan-Statue setzte und dem Klatsch der Kindermädchen lauschte, die sich dort mit ihren Schützlingen versammelten.
    Die anderen sprachen nicht mit ihr – Mary wusste, dass sie sie ihrer Dienstmädchenuniform wegen verachteten.
    Wenn Lawrence Lisle nicht zu Hause war, fütterte Mary die Kleine in der Küche, wo die Bediensteten sie bestaunten. Anna stand gern im Mittelpunkt; sie saß aufrecht auf ihrem Kinderstuhl aus Holz, schlug mit dem Löffel auf den Tisch und sang dazu. Jeder neue Schritt ihrer Entwicklung wurde von ihrem Publikum bewundernd zur Kenntnis genommen. Alle liebten Anna.
    Abends nähte Mary Kleider für die Kleine, bestickte die Krägen und häkelte Jäckchen und Söckchen. Anna gedieh prächtig und bekam rosige Pausbacken.
    Lawrence Lisle warf nur hin und wieder einen kurzen Blick ins Kinderzimmer, um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen. Mary bedauerte es, dass er ihren Versuchen, ihm Anna zu präsentieren, kaum Beachtung schenkte.
    Eines Abends im Oktober, als Mary neben Annas Bettchen saß, machten Gerüchte über den baldigen Sieg der Alliierten die Runde. Aufgrund der guten Neuigkeiten herrschte Aufregung im Haus. Alle hielten gespannt den Atem an, ob es tatsächlich zum Waffenstillstand kommen würde.
    Wie viele Frauen, deren Männer an der Front waren, hatte Mary sich das Kriegsende oft vorzustellen versucht. Jetzt schien es unmittelbar bevorzustehen.
    Als Anna im Schlaf murmelte, strich Mary ihr über die Wange.
    »Was wird aus dir werden, wenn ich nicht mehr da bin, um auf dich aufzupassen?«, fragte Mary mit Tränen in den Augen.
    Drei Wochen später wurde endlich der Waffenstillstand verkündet. Mrs. Carruthers erklärte sich bereit, einige Stunden auf Anna aufzupassen, während Mary, Nancy und Sam mit Tausenden von anderen Londonern feierten. Mary ließ sich in der Fahnen schwenkenden und singenden Menge die Mall entlang zum Buckingham Palace treiben. Alle jubelten, als zwei Gestalten auf den Balkon traten – Mary war zu weit weg, um sie erkennen zu können, wusste aber, dass es König George und seine Frau, die wie sie Mary hieß, waren.
    Nancy küsste Sam, und Mary wurde von starken Armen umfasst.
    »Ist das nicht wunderbar, Miss?«, fragte der Soldat und wirbelte sie herum. »Der Beginn einer völlig neuen Welt.«
    Nancy und Sam trafen sich mit einer Gruppe, die die Mall zum Trafalgar Square ging, um weiterzufeiern. Mary kehrte allein nach Hause zurück, ohne wirklich an der allgemeinen Begeisterung teilzuhaben, denn das Ende des Kriegs bedeutete das Ende ihrer Zeit mit Anna.
    Einen Monat später erhielt sie einen kurzen Brief von Seans Mutter Bridget. Alle jungen Männer, die den Krieg überlebt hatten, waren wieder zu Hause in Dunworley. Nur Sean nicht. Jemand erinnerte sich, ihn in der letzten Schlacht an der Somme lebend gesehen zu haben, doch eine Woche zuvor hatte Bridget ein Schreiben vom War Office bekommen, in dem stand, dass ihr Sohn offiziell als vermisst gelte.
    Mary benötigte einige Minuten, um den Inhalt des Briefs zu begreifen. Sean war vermisst, vielleicht sogar tot? Mary wusste, dass in Frankreich beim Aufbruch der Soldaten nach Hause Chaos ausgebrochen war. Noch immer waren viele verschollen. Sie konnte nur hoffen.
    Während der Rest der Welt zum ersten Mal seit fünf Jahren

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