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Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Titel: Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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schwierig werden.«
    »Keine Sorge. Gott schütze dich. Auf Wiedersehen, Sean.« Mary wischte ihre Tränen an Seans Mantel ab und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
    »Auf Wiedersehen, Liebes. Nur der Gedanke an dich hält mich aufrecht.«
    Sean wandte sich, ebenfalls Tränen in den Augen, von ihr ab und entfernte sich mit hängenden Schultern.
    »Keine Ahnung, was du hast«, beklagte sich Nancy ein paar Tage später, als sie beide im Bett lagen. »Wahrscheinlich hat’s damit zu tun, dass dein Sean da war und wieder wegmusste, oder?«
    »Ja«, seufzte Mary. »Was er mir von der Front erzählt hat … Ich kriege die Bilder nicht aus dem Kopf.«
    »Vielleicht hat er übertrieben, um Mitleid zu schinden und sich einen Extrakuss zu erschleichen.«
    »Das glaube ich nicht, Nancy«, entgegnete Mary. »Ich wünschte, es wäre so, aber Sean lügt nicht.«
    »Nach allem, was in den Zeitungen steht, wird’s bald vorbei sein. Dann kann er dich in den Sumpf zurückbringen, aus dem ihr beide gekommen seid«, scherzte Nancy. »Hast du Lust auf einen Schaufensterbummel und ein Tässchen Tee bei Lyons am Donnerstag? Das muntert dich auf.«
    »Lass mich erst sehen, wie’s mir geht.«
    »Wie du meinst.«
    Mary versuchte zu schlafen. Seit dem Abschied von Sean drei Tage zuvor quälten sie die schrecklichen Bilder, die seine Schilderungen in ihrem Kopf erzeugt hatten. Seitdem fielen ihr auch die zahllosen Männer mit Augenklappen, einem Bein oder einem Arm in London auf. Am Nachmittag hatte sie einen Soldaten mitten auf dem Sloane Square Passanten anbrüllen hören, als hätte er den Verstand verloren. Sean hatte gesagt, dass das permanente Granatfeuer die Kameraden in den Wahnsinn treibe.
    Die Zeitungen waren voll von Berichten über die bolschewistische Revolution in Russland und die Verhaftung mehrerer Mitglieder der Zarenfamilie. In der Küche munkelte man, dass Mr. Lisle bald nach Hause kommen würde. Mrs. Carruthers hatte ein Telegramm erhalten, in dem stand, dass sie alles vorbereiten solle. Sie verfiel sofort in hektische Betriebsamkeit und wies Mary und Nancy an, das Silber so lange zu putzen, bis Smith, der Butler, zufrieden war.
    »Als ob Mr. Lisle es merken würde, wenn seine Teelöffel ein paar Flecken haben!«, rief Nancy verärgert aus. »Nach seinem Aufenthalt in Russland könnte ich mir vorstellen, dass er froh ist, wieder in seinem eigenen Bett zu liegen.«
    Vier Tage später informierte die übermüdete Mrs. Carruthers die Bediensteten, dass Mr. Lisle um drei Uhr morgens zurückgekehrt sei.
    »Seitdem habe ich kein Auge zugetan«, klagte sie. »Wirklich«, fügte sie mit einem vielsagenden Blick auf Smith hinzu, »wer hätte das von ihm gedacht? Mary, Mr. Lisle und ich erwarten dich um Punkt elf im Salon.«
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte Mary nervös.
    »Nein, Mary, du nicht … Zieh eine saubere Uniform an und achte darauf, dass keine Haare unter deiner Haube hervorlugen.«
    »Ja, Mrs. C.«
    »Was das wohl zu bedeuten hat?«, fragte Nancy, als Mrs. Carruthers die Küche verlassen hatte. »Sie ist völlig aufgelöst. Warum wollen sie dich sehen?«
    »Das werde ich dir in ein paar Stunden sagen können«, antwortete Mary.
    Um Punkt elf Uhr klopfte Mary an der Tür zum Salon, die Mrs. Carruthers ihr öffnete.
    »Komm herein, Mary.«
    Mary trat ein. Am Kamin stand ein groß gewachsener Mann, der starke Ähnlichkeit mit seinem jüngeren Bruder Sebastian hatte, jedoch besser aussah als dieser.
    »Guten Morgen. Ich bin Lawrence Lisle … Mary, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.« Sie machte einen Knicks.
    »Mary, wir befinden uns in einer … heiklen Situation. Mrs. Carruthers meint, du könntest uns helfen.«
    »Ich tue mein Bestes, Sir. Sobald ich weiß, worum es geht«, fügte Mary unsicher hinzu.
    »Mrs. Carruthers sagt, du wärst im Waisenhaus eines Klosters aufgewachsen.«
    »Ja, Sir.«
    »Und in dem Kloster hast du dich um die jüngeren Kinder gekümmert?«
    »Ja, Sir.«
    »Du magst also Kinder?«
    »Ja, Sir, ich liebe sie.«
    »Sehr gut.« Lawrence Lisle nickte. »Ich habe von meiner Reise ein kleines Mädchen mit nach Hause gebracht, dessen Mutter wie die armen Frauen, die ihre Kinder auf der Schwelle des Klosters ablegen, nicht in der Lage ist, dafür zu sorgen. Sie hat mich gebeten, das bis auf Weiteres für sie zu erledigen.«
    »Verstehe, Sir.«
    »Ich habe mich mit Mrs. Carruthers darüber beraten, ein Kindermädchen einzustellen, aber sie hat vorgeschlagen, diese Aufgabe

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