Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
mitgenommen? Das heißt …«
»Dass sie irgendwann hier gewesen sein muss, ja«, führte John den Satz für ihn zu Ende.
Alexander wirkte erleichtert. »Immerhin etwas. Wie weit kann ein kleines Mädchen mit einem Hund in ein paar Stunden kommen?«
»Nicht weit«, meinte Kathleen.
»Wir haben uns gefragt, ob wir die Polizei informieren sollen, Sir«, sagte Shane.
»Noch nicht«, entgegnete Alexander hastig. »Aber wenn sie in den nächsten Stunden nicht auftaucht, müssen wir das wohl.«
»Ich würde gern meine Farmersfreunde um Hilfe bitten«, schlug John vor. »Die könnten in ihren Scheunen und auf ihren Grundstücken nachsehen, solange es noch hell ist.«
»Gute Idee«, sagte Kathleen, während John aufstand und den Raum verließ. Dann starrte sie in ihre Teetasse. »Ich habe das Gefühl, dass die Kleine hier in der Nähe ist.«
»Dein Instinkt trügt dich meistens nicht, Mam.« Shane nickte ermutigend in Alexanders Richtung. »Fragt sich nur, wo?«
Nach weiteren ergebnislosen Ausflügen die Klippen hinauf und hinunter, in die Scheunen und auf die Felder der Umgebung kapitulierte Alexander und sagte, es sei Zeit, die Polizei zu informieren.
Grania trat vors Haus. »Wo bist du, Aurora?«, flüsterte sie in die Dunkelheit hinein.
Ein vager Gedanke ließ ihr keine Ruhe. Als er klarer wurde, eilte sie in die Küche zurück. Alexander hatte gerade bei der Polizei angerufen.
»Sie schicken Beamte nach Dunworley House. Ich mache mich auf den Weg, damit ich da bin, wenn sie kommen.«
»Alexander, wo befindet sich das Grab von Lily?«
Alexander wandte sich Grania zu. »Auf dem Kirchhof von Dunworley. Sie glauben doch nicht …?«
»Können wir mit dem Wagen hinfahren?«
»Ja.«
Sie verließen das Haus und stiegen in Alexanders Auto.
»Lily wollte dort begraben werden«, erklärte Alexander während der Fahrt. »Denn von da aus, sagte sie, hätte sie bis in alle Ewigkeit den besten Blick der Welt.«
Sie stellten den Wagen an der Straße ab und betraten, eine Taschenlampe aus dem Auto in der Hand, durch das quietschende schmiedeeiserne Tor den Friedhof.
»Links, ganz am Ende.« Alexander ging Grania voran zwischen den Gräbern hindurch.
Grania hielt gespannt den Atem an, als sie nahe genug waren, um den Strahl der Taschenlampe auf Lilys Grab richten zu können. Und tatsächlich: Zwischen den wilden Blumen und dem Unkraut lag Aurora, in den Armen das schlafende Hündchen.
»Gott sei Dank«, sagte Alexander und legte Grania eine Hand auf die Schulter. »Grania, Sie kennen meine Tochter besser als ich.«
Dann bückte er sich und nahm Aurora sanft auf den Arm. Sie lächelte ihren Vater mit halb geöffneten Augen an und begrüßte ihn verschlafen: »Hallo, Daddy.«
»Hallo, Liebes. Wir bringen dich nach Hause in dein warmes Bett.«
Grania folgte Alexander zum Wagen, wo sie sich, Aurora auf dem Schoß, auf den Rücksitz setzte.
»Hallo, Grania.« Aurora bedachte sie ebenfalls mit einem Lächeln. »Du hast mir gefehlt.«
»Du mir auch.«
»Wie hast du mich gefunden, Daddy?«, fragte Aurora.
»Nicht ich, Liebes«, antwortete Alexander, während er den Hügel nach Dunworley House hinauffuhr. »Grania hat erraten, wo du bist.«
»Hab ich mir fast gedacht«, stellte Aurora, fast ein wenig selbstgefällig, fest. »Sie ist wie eine richtige Mutter. Ich mag dich, Grania. Jetzt lässt du mich nicht mehr allein, oder?«
Grania schluckte. »Nein, Liebes. Nie wieder.«
Als Aurora mit einer Wärmflasche im Bett lag, Shane Lily zu ihrer Hundemutter gebracht und Alexander der Polizei mitgeteilt hatte, dass Aurora gefunden war, bot er Grania in der Küche einen Brandy an.
»Danke.« Grania wölbte müde die Hände um das Glas.
»Ich habe Lindsay zu ihrer Mutter in Skibbereen geschickt«, sagte Alexander. »Sie war ziemlich durcheinander.« Er setzte sich zu Grania. »Was für eine Erleichterung. Gott sei Dank ist Aurora nichts Schlimmeres passiert als ein bisschen frieren.«
»Ja. Ich hatte Schreckliches befürchtet …« Grania sah Alexander an, der nickte und den Blick in Richtung Klippen wandte.
»Ich auch.« Er legte die Hand auf die Granias. »Danke, dass Sie sie für mich gefunden haben. Wenn ich Aurora verloren hätte …« Alexander schüttelte den Kopf. »Nicht auszudenken.«
»Ja.«
»Trotzdem muss ich Sie warnen, Grania. Aurora ist ein hübsches, liebenswertes und intelligentes Mädchen, besitzt jedoch genauso großes Manipulationsgeschick wie ihre Mutter. Das heute war ein Hilferuf, um Sie
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