Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
mir helfen würde, das große Rätsel Lily zu verstehen.«
»Ich sehe zu, was ich ihr entlocken kann«, versprach Grania. »Aber machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen. Meine Mam ist stur wie ein Esel. Es könnte ziemlich lange dauern, bis sie was sagt.«
»Und Zeit habe ich leider keine«, murmelte Alexander. »In zehn Tagen muss ich wieder fort. Haben Sie schon überlegt, was Sie tun werden?«
»Nein.«
»Gut. Ich will Sie nicht drängen, aber wie Sie sich vielleicht vorstellen können, muss ich, wenn Sie nicht bleiben wollen, eine Lösung für Aurora finden.«
»Wissen Sie, wie lange Sie weg sein werden?«
»Einen Monat, vielleicht auch zwei.«
Grania nickte. »Ich gebe Ihnen bis morgen Bescheid.« Sie stand auf.
»Grania.« Alexander ergriff ihre Hände. »Ich möchte Ihnen sagen, dass es mir ein Vergnügen war, Sie kennenzulernen, egal, ob Sie bleiben oder nicht. Sie sind eine ganz besondere Frau.«
Er küsste sie sanft auf die Lippen, wandte sich ab und ging hinaus in den Garten.
Die folgenden Stunden brachte Grania damit zu, die Motive für Alexanders unerwarteten Kuss zu analysieren. Es war so schnell geschehen, dass sie sich fragte, ob sie geträumt hatte.
Alexanders Verhalten und Gefühle waren ihr ein Rätsel, doch ihre eigenen emotionalen Dämme ihm gegenüber begannen zu bröckeln. Grania merkte, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben. Und dagegen musste sie sich wehren.
»Ich habe mich entschieden«, sagte sie am folgenden Morgen in der Küche zu ihm, nachdem sie Aurora in die Schule gebracht hatte.
»Und wie lautet Ihre Antwort?«
»Tut mir leid, es geht nicht. Ich muss noch ein paar Dinge in New York regeln. Sie wissen, wie sehr ich Aurora mag, aber …«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.« Alexander hob die Hände. »Danke für die Information. Dann muss ich mich jetzt um einen Ersatz für Sie umsehen.« Er verließ die Küche.
Grania schlich mit schlechtem Gewissen zum Atelier. Die Skulptur von Aurora war fast fertig; je eher sie von diesem Haus wegkam, desto besser.
Den Morgen verbrachte sie damit, ihre Sachen zu ordnen. Ihre Mutter hatte recht gehabt: Die Lisles übten tatsächlich eine unheimliche Faszination auf die Ryans aus. Doch nicht einmal für Aurora konnte Grania sich emotional auf einen Mann einlassen, den sie kaum kannte und der sie möglicherweise mit einem Kuss bestechen wollte, bei seiner Tochter zu bleiben …
Granias Instinkt sagte ihr, dass sie gehen musste.
»Was heißt das: Du gehst?«
»Aurora, du wusstest, dass ich nicht für immer in Dunworley House bleiben würde«, erklärte Grania Aurora am folgenden Morgen.
»Grania, du kannst mich nicht im Stich lassen!« Auroras Augen füllten sich mit Tränen. »Ich mag dich so und dachte, du magst mich auch! Wir sind Freunde, wir haben Spaß miteinander, Daddy mag dich, und …«
Aurora brach in Tränen aus.
»Liebes, bitte wein nicht. Natürlich mag ich dich, aber ich lebe in New York.«
»Du gehst zurück nach Amerika und lässt mich allein.«
»Noch nicht gleich, zuerst bleibe ich noch bei meinen Eltern im Farmhaus. Ich bin nicht weit weg.«
»Wirklich?« Aurora sah Grania mit großen Augen an. »Kann ich nicht bei euch wohnen? Deine Familie mag mich doch, oder? Ich verspreche, dass ich beim Melken und Schafehüten helfe und …«
»Du kannst uns besuchen, sooft du möchtest.«
»Bitte nimm mich mit! Wenn ich hier allein bin, kommen die Albträume wieder und Mummy.« Aurora schlang die Arme so fest um Grania, dass dieser fast die Luft wegblieb.
Grania hob Auroras Kinn und sah ihr in die Augen. »Wenn man nicht bei jemandem ist, heißt das nicht, dass diese Person einem nichts bedeutet. Ich wünschte, du wärst meine Tochter, und ich könnte dich mitnehmen.« Grania schluckte. »Aber das geht nicht, weil du deinen Daddy nicht allein lassen kannst. Er braucht dich, Liebes, das weißt du. Manchmal müssen wir Dinge tun, die uns schwerfallen.«
»Du hast recht«, seufzte Aurora. »Ich weiß, dass ich für Daddy da sein muss und du nicht bei mir bleiben kannst. Du hast dein eigenes Leben, und das ist wichtig.« Aurora wandte sich von Grania ab. »Alles ist wichtiger als ich. So sind Erwachsene.«
»Eines Tages bist du auch erwachsen, Aurora, und verstehst mich.«
»Ich verstehe dich jetzt schon.« Aurora drehte sich wieder zu Grania um. »Ich begreife, was es heißt, erwachsen zu sein.« Sie atmete tief durch. »Du musst gehen, aber ich hoffe, dich wiederzusehen.«
»Das
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