Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
hierzuhalten. Sie dürfen sich nicht auf solche Erpressungsversuche einlassen.«
»So würde ich das nicht interpretieren, Alexander.«
»Das ist ihre kindliche Art, Sie zurückzuholen. Sie fühlt sich wohl bei Ihnen. Aber Sie dürfen sich nicht von ihr um den Finger wickeln und von Ihren Plänen abbringen lassen.«
Was für Pläne? , dachte Grania, die sich wieder einmal Alexanders körperlicher Nähe sehr bewusst war. »Ich verstehe, was Sie mir sagen wollen, Alexander, und weiß Ihre Sorge zu würdigen. Das Problem ist nur, dass ich Aurora sehr mag.«
»Ich trage die Verantwortung für sie, nicht Sie.«
»Und wie sehen Ihre Pläne aus, Alexander?«
»Ich …« Alexander strich sich seufzend mit den Fingern durch die Haare. »Grania, ich muss Ihnen etwas beichten.«
»Ja?«
Er nahm ihre Hände in die seinen und blickte ihr tief in die Augen, bevor er den Kopf schüttelte. »Nein, ich kann es nicht.«
»Bitte, Alexander, sagen Sie es mir.«
Er beugte sich so weit zu ihr vor, dass ihre Knie sich berührten, und küsste sie sanft auf die Lippen. »Ich … Du bist einfach wunderbar.« Er zog sie ganz zu sich heran und küsste sie leidenschaftlich. Sie erwiderte seine Umarmung und seinen Kuss. Plötzlich löste er sich von ihr.
»Entschuldige! Ich kann … darf das nicht. Das wäre dir gegenüber nicht fair. Egal, wie meine Gefühle für dich aussehen …« Er sprang auf und schleuderte wütend das Glas gegen die Wand.
Grania beobachtete ihn verwundert und erschrocken.
»Tut mir leid …« Er setzte sich wieder und nahm sie in die Arme, bevor er sie sanft von sich wegschob und in ihre Augen blickte. »Du hast keine Ahnung, wie schwierig das für mich ist.«
»Versuch, es mir zu erklären«, meinte Grania.
»Es geht nicht.« Er ergriff ihre Hände und küsste sie sanft auf die Wange. »Wenn du meine Gedanken kennen würdest … Wie schön du bist … wie sanft, liebevoll und lebendig . Was du Aurora gegeben hast, werde ich nie gutmachen können. Am liebsten würde ich dich nach oben tragen.« Er zeichnete mit den Fingerspitzen die Konturen ihres Gesichts nach. »Aber glaube mir, Grania, es ist das Beste für dich, wenn du dieses Haus verlässt und in dein altes Leben zurückkehrst. Vergiss mich und Aurora und …«
»Alexander«, sagte Grania, »das klingt wie aus einem Film. Bitte hör auf damit. So kommen wir nicht weiter.«
»Du hast recht. Lily war der Meinung, dass ich eine melodramatische Seite habe. Entschuldige. Es war eine ziemlich dramatische Nacht.« Er verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln.
»Ja, allerdings.«
Alexander wandte den Blick ab. »Ich muss morgen weg.«
»Wie lange wirst du weg sein? Länger als zwei Monate?«
»Im schlimmsten Fall um etliches länger.«
»Ich hätte einen Vorschlag«, sagte Grania.
»Und der wäre?«
»Du hast heute wahrscheinlich gemerkt, wie gern meine Familie Aurora mag. Sie könnte in deiner Abwesenheit bei uns bleiben. Falls ich mich irgendwann entscheiden sollte, nach New York zurückzukehren, hätte sie immer noch meine Familie. Und wenn du wieder da bist, ist Zeit für langfristige Entscheidungen.«
»Meinst du, deine Eltern hätten etwas dagegen?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Da ich ihnen noch keine Enkel beschert habe, adoptieren sie fürs Erste Aurora.«
»Die perfekte Lösung. Selbstverständlich würde ich für alle Kosten aufkommen, die dir und deinen Eltern entstehen.«
»Ich rufe meine Mutter morgen früh an, um sie zu fragen, ob sie einverstanden ist, aber ich bin mir sicher, dass sie zustimmt. Und jetzt«, fügte sie erschöpft von den Ereignissen und Alexanders unvermittelten Stimmungsumschwüngen hinzu, »gehe ich schlafen. Ich bin sehr müde.«
»Ja, es war eine mörderische Nacht – deren Heldin du warst.«
»Danke.« Grania erhob sich und ging zur Tür. »Gute Nacht, Alexander.«
»Grania?«
»Ja?«
»Bitte verzeih mir. Unter anderen Umständen …«
Sie nickte. »Keine Sorge, ich kann dich verstehen«, log sie.
Aurora
Natürlich hatte mein Vater recht: Ich besaß tatsächlich Manipulationsgeschick.
Es war gar nicht so einfach, ein geeignetes Versteck zu finden, denn es musste ein Ort sein, den ich kannte und an dem sie mich finden würde. Aber er durfte auch nicht zu offensichtlich sein, zum Beispiel in der Scheune oder oben auf den Klippen.
Obwohl ich keine Angst vor Geistern habe, gefiel es mir so allein auf dem Friedhof nicht. Ich fühlte mich fehl am Platz als einzige Lebende unter all den Toten.
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