Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
Vom Netzwerk:
anfallen. Da sind wir gerade noch zur rechten Zeit gekommen. Jeden Augenblick muß ein Flugschrauber eintreffen, mit dem schicken wir Ihre vorübergehend gelähmten Feinde ins Naturschutzgebiet. Wenn sie sich tatsächlich als unbezähmbar erweisen, werden sie erschossen. Doch ohne den Versuch darf eine so große Rarität nicht getötet werden.«
    »Was für einen Versuch?«
    Der Junge zog die Brauen hoch.
    »Das liegt nicht in unserer Kompetenz. Wahrscheinlich wird man sie vor allem beruhigen — sie bekommen eine Infusion, die zeitweilig ihre Lebensaktivität herabsetzt. Während der Zeit lernt der Tiger vielerlei.«
    Ein lautes, vibrierendes Geräusch unterbrach den jungen Mann. Ein dunkles Etwas senkte sich herab. Blendendes Licht überflutete die Lichtung. Die Raubtiere wurden in weichen Behältern für empfindliche Lasten untergebracht, und der Flugschrauberstieg wieder auf. Das Pferd des einen Jungen, der mit den Tigern weggeflogen war, gab man dem Afrikaner.
    Tscharas und Mwen Mass’ Pferde gingen nebeneinander. Der Weg führte in das Tal des Flusses Galle, an dessen Mündung, nahe dem Meeresufer, sich eine medizinische Station und der Stützpunkt der Vernichtungstrupps befanden.
    »Zum erstenmal, seitdem ich hier bin, sehe ich heute das Meer wieder«, brach Mwen Mass das Schweigen. »Bis jetzt glaubte ich, das Meer sei eine Absperrung, die für immer meine Welt begrenzt.«
    »Die Insel war also eine Art Schule für Sie?« stellte Tschara erfreut fest.
    »Ja. In der kurzen Zeit habe ich viel erlebt und über vieles nachgedacht. All diese Gedanken haben mich schon lange bewegt.«
    Mwen Mass erzählte, daß er früher befürchtet hatte, die Menschheit entwickle sich zu rational-technisch und wiederhole, freilich bei weitem nicht mehr so abstoßend, die Fehler der Vergangenheit. Er habe geglaubt, daß sich auf dem Planeten des Epsilon Tucanae eine der unseren sehr ähnliche Menschheit stark mit der Vervollkommnung der emotionalen Seite der Psyche beschäftigt.
    »Die Harmonie mit dem Leben schien mir stets unvollkommen, und das bedrückte mich«, antwortete das Mädchen nach kurzem Überlegen. »Mich zog das Vergangene mehr an als das, was uns täglich umgibt. Ich träumte von einer Epoche unverbrauchter Gefühle und Kräfte. Immer wollte ich das Gefühl in meinen Zuschauern ansprechen. Wohl nur Ewda Nal hat mich völlig verstanden.«
    »Und Mwen Mass«, fügte der Afrikaner ernst hinzu. Und er erzählte Tschara, wie sie ihm eines Tages als kupferhäutige Tochter des Tukan erschienen war.
    »Unsere Vorfahren stellten uns in ihren Zukunftsromanen als halbe Rachitiker mit überentwickeltem Schädel dar. Trotz Millionen sezierter und zu Tode gequälter Tiere begriffen sie lange Zeit nicht den Gehirnmechanismus des Menschen, denn sie drangen dort mit dem Messer ein, wo die feinsten Meßgeräte molekularen und atomaren Maßstabes am Platze gewesen wären. Heute wissen wir, daß eine intensive Verstandestätigkeit einen kräftigen Körper voller Lebensenergie voraussetzt, aber solch ein Körper bringt auch starke Emotionen hervor.«
    »Wir aber sind nach wie vor durch den Verstand gefesselt«, warf Tschara ein.
    »Zwar wurde schon viel erreicht, doch die emotionale Seite ist hinter der intellektuellen zurückgeblieben. Man muß aufpassen, daß sie nicht gänzlich dem Verstand unterworfen wird, dagegen wäre es nicht schlimm, wenn der Verstand ihr zuweilen unterliegt. Mir erscheint diese Wechselbeziehung so wichtig, daß ich ein Buch darüber schreiben werde.«
    »Großartig!« rief Tschara temperamentvoll und fuhr dann verlegen fort: »Nur wenige große Wissenschaftler haben bisher die Gesetze des Schönen und der Vollkommenheit der Gefühle erforscht. Ich spreche in dem Fall nicht von den Psychologen.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen!« antwortete der Afrikaner und betrachtete das Mädchen mit Wohlgefallen.
    Leicht und ungezwungen saß Tschara auf dem hochbeinigen Rappen, der mit Mwen Mass’ Fuchs im gleichen Schritt ging.
    »Wir sind zurückgeblieben!« rief das Mädchen, ließ die Zügel locker, und sofort sprengte ihr Pferd davon.
    Der Afrikaner holte sie schnell ein. Nachdem sie wieder Anschluß an ihre jungen Freunde gefunden hatten, zügelten sie die Pferde, und Tschara fragte Mwen Mass: »Und dieses Mädchen, Onar?«
    »Sie muß in die Große Welt. Sie haben selbst gesagt, daß sie nur aus Anhänglichkeit an ihre kürzlich verstorbene Mutter auf der Insel geblieben ist. Onar könnte doch gut bei Weda

Weitere Kostenlose Bücher