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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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»Tantra«. Die Kontinente hatten ihre früheren Umrisse genau bewahrt, die Meere glitzerten ruhig in der roten Sonne. Auch die Gebirgskämme, von früheren Aufnahmen bekannt, hatten ihre Formen nicht verändert — der Planet aber schwieg.
    Fünfunddreißig Stunden lang verließ keiner der Expeditionsteilnehmer seinen Beobachtungsposten, nur von Zeit zu Zeit lösten sie einander an den Geräten ab. Die Zusammensetzung der Atmosphäre, die Ausstrahlung des roten Himmelskörpers — alles deckte sich mit den früheren Angaben über die Sirda. Erg Noor las im Handbuch der Sirda die Zahlenangaben über ihre Stratosphäre nach. Die Ionisierung war höher als gewöhnlich. Erg Noor ahnte, was geschehen war.
    Auf der sechsten Schleife der absteigenden Spirale des Sternschiffes wurden die Konturen großer Städte sichtbar. Doch noch immer war kein einziges Signal in den Empfangsgeräten der »Tantra« zu hören.
    Nisa war abgelöst worden, zum Essen gegangen und dann wahrscheinlich eingenickt. Ihr schien, als habe sie nur wenige Minuten geschlafen. Das Sternschiff überflog die Nachtseite der Sirda nicht schneller als ein gewöhnliches Flugschiff die Erde. Da unten mußten Städte, Fabriken und Häfen liegen. Doch kein einziges Licht blinkte in dieser Finsternis, wie sehr auch die starkenStereoteleskope danach suchten. Das alles übertönende Donnern, mit dem das Sternschiff die Atmosphäre durchstieß, mußte kilometerweit zu hören sein. Eine Stunde verrann. Die Qual des Wartens wurde unerträglich. Erg Noor schaltete die Warnsirene ein. Ein furchtbares Heulen durchdrang die schwarze Leere, und die Schiffsbesatzung hoffte, daß es, wie auch das Donnern der Atmosphäre, von den immer noch schweigenden Bewohnern der Sirda gehört werde.
    Purpurrotes Licht verdrängte die unheilverkündende Finsternis: die »Tantra« hatte die Tagseite des Planeten erreicht. Doch unten blieb weiterhin alles schwarz. Die schnell vergrößerten Aufnahmen zeigten einen dichten Teppich von Blumen, die dem samtschwarzen Mohn auf der Erde ähnelten.
    Über Tausende Kilometer erstreckte sich das Dickicht des schwarzen Mohns. Wie die Rippen riesiger Skelette hoben sich von dem schwarzen Teppich die Straßen der Städte ab, wie rote Wunden muteten die rostigen Eisenkonstruktionen an. Nirgends ein Lebewesen oder ein Baum — nichts als schwarzer Mohn!
    Die »Tantra« warf eine automatische Beobachtungsstation ab und gelangte wieder auf die Nachtseite. Sechs Stunden darauf meldete die automatische Station die Zusammensetzung der Luft, die Temperatur, den Druck und die sonstigen Verhältnisse unmittelbar über dem Boden. Alles war normal für den Planeten, mit Ausnahme der erhöhten Radioaktivität.
    »Eine entsetzliche Tragödie!« flüsterte Eon Tal, der Biologe der Expedition, während er die letzten Angaben der Station notierte. »Sie haben sich und ihren ganzen Planeten umgebracht.«
    »Wirklich?« fragte Nisa betroffen. »Entsetzlich! Dabei ist die Ionisierung gar nicht so stark.«
    »Seitdem sind viele Jahre vergangen«, antwortete der Biologe rauh. »Solch ein radioaktiver Zerfall ist gerade dadurch gefährlich, daß die Strahlung unmerklich zunimmt. Jahrhundertelang vergrößern sich die Biodosen der Strahlen, bis plötzlich der qualitative Sprung erfolgt! Zerstörung der Erbanlage, Aufhören der Reproduktion des Menschen, Strahlenepidemien . . . Das geschieht nicht zum erstenmal. Dem Ring sind ähnliche Katastrophen bekannt.«
    »Zum Beispiel auf dem sogenannten Planeten der violetten Sonne«, ließ sich Erg Noors Stimme aus dem Hintergrund vernehmen.
    »Das Tragische dabei ist, daß die merkwürdige Sonne seine Bewohner ohnehin mit starker Energie versorgte«, bemerkte finster Pur Hiss. »Ihre Leuchtkraft beträgt das Achtundsiebzigfache unserer Sonne, und sie gehört zur Spektralklasse A null.«
    »Wo ist dieser Planet?« erkundigte sich Eon Tal. »Ist es etwa der, den der Rat besiedeln will?«
    »Ja, der. Nach ihm ist die ›Algrab‹ benannt worden.«
    »Algrab oder auch Delta Corvi!« rief der Biologe. »Aber er ist doch ungeheuer weit entfernt!«
    »Sechsundvierzig Parsek. Was macht das! Wir bauen ja Sternschiffe für immer größere Entfernungen.«
    Der Biologe nickte und brummte; man hätte das Sternschiff lieber nicht nach einem ausgestorbenen Planeten benennen sollen.
    »Aber der Stern ist doch nicht untergegangen, und auch der Planet nicht.«
    »Kein Jahrhundert wird vergehen, und wir haben ihn wieder besiedelt«, antwortete Erg

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