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Das Mädchen aus der Pearl Street

Das Mädchen aus der Pearl Street

Titel: Das Mädchen aus der Pearl Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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eine Schlägerei verwickelt. Heute nachmittag. Und er wurde verletzt. Die ,Schwarzen Adler’ fühlten sich von den ‚Dämonen’ gereizt...“
    „Oh!“
    „Wissen Sie etwa nichts von der ganzen Sache?“
    „Ich mußte das Resultat verarzten“, gab sie zu „aber ich bin erstaunt, daß Sie davon wissen. Die ,Schwarzen Adler’--, hm, von denen hatte ich bisher noch nichts gehört...“
    „Sie sind ein neuer Verein für Halbstarke. Unter der Führung von Pussy Putnam.“
    „Ppph, der--!“ Kittys Augen schossen Blitze. „Der hat doch schon lange den Buben die Köpfe verdreht.“
    „Ja, aber von heute ab rühmt sich seine Nachfolgerschaft eines Sieges und hat sich daher sozusagen den Namen verdient. Darin liegt der Unterschied. Komisch, aber leider ist es wahr. Sobald die Burschen sich irgendwie organisiert fühlen, wagen sie mehr als vorher.“
    „Pussy Putnam ist ein ausgesprochener Feigling“, bemerkte Kitty dazu. „Sie hätten ihn schlottern sehen sollen, als er letztes Frühjahr im Gesundheitsamt seine Salk-Impfung gegen Kinderlähmung verabreicht bekam!“
    „Mag sein. Aber leider ist er kein Feigling, sobald er ein Messer in der Hand hat.“ Cy sah sie vielsagend von der Seite an. „Sie haben morgen abend frei, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Haben Sie Lust, ins Kino zu gehen?“
    Kitty warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
    „Ich hätte nicht gedacht, daß Sie sich Zeit fürs Kino nehmen oder wäre der Abend im ‚Geschäftsinteresse’?“
    Er lachte.
    „Vergnügen und ,Geschäft’ kombiniert“, gab er offen zu. „Ich sehe mir gern zuweilen einen Film an. Wie wär’s also?“
    „Na, dann--schön“, sagte sie etwas zögernd zu.
    „Ich werde Sie um halb acht Uhr abholen, paßt Ihnen das? Da kommt gerade Ihr Bus. Gute Nacht also!“
    Sie nickte und kletterte aus dem engen Volkswagen. Wenn sie es sich auch selbst nicht recht eingestand, so freute sie sich doch sehr über die Einladung. Es war schon lange her, seil sie für einen Samstagabend eine Verabredung gehabt hatte, und mit Cy würde sie keine Minderwertigkeitskomplexe zu haben brauchen. Zwar würde ein Teil der Konversation sich notgedrungen um die Pearl Street drehen, aber zumindest würde sie ohne Hemmungen sprechen und sich geben können. Außerdem erfuhr sie vielleicht mehr über Cy selbst, vielleicht verriet er ihr sogar, wie er es angestellt hatte, aus seinem eigenen Slumviertel in Brooklyn herauszukommen. Ein Rezept, wie sie Pearl Street für immer den Rücken kehren könnte, suchte sie sehnlicher als irgend etwas anderes auf der Welt.
     
    Am Morgen wartete Dean, wie am vergangenen Tag, vor der Kontrolluhr auf sie. „Kitty“, sagte er mit verhaltener Stimme, „ich wollte Sie etwas fragen: Kann ich Sie heute abend treffen?“ Sie schaute in sein hübsches Gesicht, und ihr war, als rutsche ihr dabei das Herz in die Kehle.
    „Oh“, mußte sie leider, leider erwidern, „ich--ich fürchte, ich habe bereits eine Verabredung.“
    Er runzelte die Stirn.
    „Sicher. Ich weiß, ich hätte Sie früher bitten müssen. Oder--nun, vielleicht können Sie noch absagen?“
    Wie gern hätte sie mit einem stürmischen „Ja!“ geantwortet! „Ich wünschte, es wäre möglich“, gab sie ehrlich zu, „aber ich glaube, es ist doch besser, wenn ich es nicht tue. Es ist jemand, auf dessen Hilfe wir mehr oder weniger rechnen, jemand--hm, sozusagen ein alter Freund der Familie...“ Cy Whitney hatte nichts gegen diese kleine Lüge, das wußte sie. Er würde darüber lächeln--ein klein wenig enttäuscht vielleicht--und sagen, daß das keine Rolle spiele.
    „Nun, wie wär’s dann mit nächstem Samstag?“ fragte Dean mit seinem charmanten Lächeln, „darf ich mich jetzt schon vormerken lassen?“
    „Oh, das wäre herrlich!“ atmete sie auf.
    „Gut. Wir könnten im Ruderklubhaus tanzen gehen. Dort spielt jeden Samstag eine ausgezeichnete Kapelle.“
    Tanzen! Dels bedeutete: ein neues Kleid! Nun, sie konnte sich den Betrag von ihrem Bruder Thomas ausborgen, das war kein Problem. Tanzen mit Dean! Wie traumhaft! Einfach paradiesisch!
    „Das wird wunderbar!“ strahlte sie ihn an.
    Er nahm ihren Arm und hielt ihn fest.
    „Kommen Sie, Kitty. Piccolo wartet auf uns“, sagte er, und dabei schaute er mit einem so herzlichen Blick zu ihr hinunter, daß sie das Gefühl hatte, das Gefäß ihres Glückes laufe über.
    Cy Whitney hatte zwar gesagt, sie würden ins Kino gehen, aber niemals hatte Kitty erwartet, ins Bijou-Theater geführt zu werden,

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