Das Mädchen-Buch
gute Freunde und/oder Familie hat – auf jeden Fall Personen, die einen immer unterstüt | 257 | zen, mit denen man sich wohlfühlt. Nur so kann man Freude am Leben haben.«
JULI, 19 JAHRE
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»Für mich ist am wichtigsten die Liebe, Familie, Freunde und Loyalität untereinander.«
SASKIA, 18 JAHRE
Ihre Mutter bezeichnen die meisten Mädchen zwischen 18 und 20 Jahren als wichtigste Person. Gefolgt von der besten Freundin. Später kommt der Lebenspartner oder die -partnerin dazu. Was Mädchen sich für ihr Privatleben wünschen, stellt das Deutsche Jugendinstitut folgendermaßen dar:
Zukunftspläne
Für ihre Zukunft wünschen sich junge Mädchen zwischen 16 und 18 Jahren mehrheitlich zwei Dinge: 92 % von ihnen möchten mit ihrem Lebenspartner oder ihrer Lebenspartnerin einen gemeinsamen Lebensweg entwickeln. Das sind bei den Jungs fast genauso viele: 91 %. Ebenfalls 92 % möchten sich die Hausarbeit mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin teilen. Das möchten nur 73 % der männlichen Jugendlichen. Darüber hinaus finden 54 % der Mädchen dieses Alters den Beruf das Wichtigste im Leben und 35 % möchten sich hauptsächlich um Kinder und Haushalt kümmern. 121
Plätze frei machen
In einem Artikel über die Jugend betonte schon 1999 der damalige Bundespräsident Roman Herzog die gesellschaftliche Verantwortung derjenigen, die Arbeit haben. Bei heutigen Er | 258 | wachsenen fehlte es ihm an der Bereitschaft, die Tür für junge Menschen zu öffnen: »Junge Menschen haben heute weniger Einflussmöglichkeiten. Sie haben weniger Rückhalt bei den Älteren. Sie ziehen im demokratischen Verteilungswettkampf den Kürzeren. Beim Entdecken des Neuen erleben sie Ältere nicht als Helfer, sondern als Bremser. So geraten sie in eine strukturelle Verliererposition.« 122 Auch damals hatten junge Erwachsene schon eine bessere Ausbildung und auch eine bessere materielle Ausgangslage, als in der Generation zuvor. Das Problem aber sei: »Es werden ihnen nur wenige Stühle freigehalten.« In Italien ist gerade ein 87-jähriger Mann für weitere sieben Jahre zum Präsidenten des Landes gewählt worden. Manche Firmenchefs meinen, sie müssten noch in hohem Alter alle Geschäfte selber führen, anstatt mal den »jungen« 60-Jährigen Platz zu machen. Wo sollen dann erst die ganz Jungen hin aufrücken? Im Vergleich zu vielen anderen Ländern haben junge Mädchen in Deutschland glänzende Berufsaussichten. Und trotzdem sind sie darauf angewiesen, dass sie willkommen geheißen werden, dass ihnen »Plätze frei gehalten« werden. Damit das erfolgreich ist, müssen wir »zweigleisig fahren«, indem wir ihnen etwas zutrauen, ihnen auch Pflichten zumuten, sie herausfordern, andererseits, indem wir sie ermuntern und ihnen Möglichkeiten eröffnen. Beide Seiten können voneinander profitieren. Die jungen Mädchen von unserer Erfahrung und wir von deren frischen, unverstellten Ideen.
Jeder von uns sollte sich überlegen, an welcher Stelle er oder sie etwas »abgeben« kann oder junge Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben unterstützen kann. Das kann durch Gespräche sein, durch Offenheit, wenn sie anklopfen und einem über die Schulter gucken möchten, das kann durch Vermittlung anderer interessanter Gesprächspartner sein oder indem wir uns ganz konkret überlegen, wo wir etwas abgeben und einen Schritt zurücktreten können. | 259 |
Coach
Joanna beklagte sich immer wieder lautstark, dass ihre Mutter, obwohl sie selbst schon achtzehn ist, abends noch wissen möchte, wo sie hingeht, und am liebsten auch noch eine SMS braucht, ob sie gut angekommen ist. Immer wieder hat sie die Augen verdreht, wenn ihre Mutter sie darum gebeten hat, und hat ihr ganz deutlich gesagt, dass so etwas jetzt nicht mehr drin ist. Als ihre Mutter anfing, sich damit abzufinden und loszulassen, verriet Joanna ihrem Vater: »Das ist auch komisch. Jetzt soll Mama doch lieber wieder nachfragen.« Daran wird vor allem deutlich: Eine Umstellung ist es für beide Seiten. Und eine Hin- und Herbewegung, um sich aus der alten Position zu befreien und sich in der neuen sicher zu fühlen, ist ganz normal. Als Eltern junger Frauen müssen wir vor allem eines: loslassen können. Aber eine »Basisstation«, Eltern, die sie fragen können und die an ihnen weiterhin interessiert sind, brauchen sie trotzdem noch. Eben weil sich nicht einfach über Nacht ein Schalter umlegt.
Aus meiner Erfahrung in der Beratungsstelle und im Freundeskreis ist es gut, wenn junge Menschen mit
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