Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)
und Putzlumpen? Wir müssen bei Repubblica sauber machen. Los, ihr Schlampen, ich will nicht erst runterkommen müssen und euch die Zähne einschlagen!« Sie wandte sich zu Isacco um. »Die kommen gleich.«
Kurz darauf erschienen zwei Huren mit Eimer, Putzlumpen und Kehrbesen. Eine von ihnen hatte auch ein wenig Lauge mitgebracht. Wortlos knieten sie sich hin und schrubbten den Boden. Der Kardinal räumte inzwischen die schmutzigen Kleider, allen Krimskrams und die Speisereste weg und gab das dreckige Geschirr in eine Schüssel, wo eine andere Hure, die der Aufruhr herbeigerufen hatte, es mit Wasser und Asche wusch.
Im Nu war das Zimmer sauber und der größte Teil des üblen Geruchs verschwunden. Als Donnola mit den Arzneien und Lidia mit dem heißen Wasser und dem Leinentuch zurückkamen, trauten sie ihren Augen kaum. Das Fenster wurde geschlossen und im Kamin ein helles Feuer entfacht. Vor der Tür von Repubblicas Zimmer drängte sich eine kleine Gruppe von Frauen.
»Jetzt werde ich Repubblica behandeln«, verkündete Isacco.
Die Huren nickten, blieben jedoch stehen.
»Ihr nehmt ihr die Luft weg, bitte«, mahnte Isacco.
»Können wir sicher sein, dass du weißt, was du tust, Doktor?«, fragte der Kardinal zweifelnd.
Isacco lächelte sie an und zog eine Augenbraue hoch.
»Los jetzt, ihr Schlampen, bewegt eure Ärsche«, donnerte der Kardinal und scheuchte die anderen hinaus.
Die Huren drängten zur Tür, als sich unter ihnen plötzlich ein ängstliches Raunen ausbreitete. Kurz darauf trat ein schwarz gekleideter Mann mit einem Degen in einer seidenen Schärpe ins Zimmer. Er hatte zwei Begleiter bei sich, von denen einer eine Augenklappe trug.
»Scarabello …«, flüsterte Donnola entsetzt.
Scarabello sah sich um und bemerkte überrascht die frische Luft im Raum. Donnola würdigte er keines Blickes. Er schaute kurz zu Isacco und nahm den Überrock und den gelben Hut auf dem Stuhl wahr, bevor er sich wieder an die Huren wandte. »Was ist hier los?«
»Wir haben … sauber …«, begann der Kardinal.
Mit einer knappen Handbewegung schnitt Scarabello ihr das Wort ab. Er sog noch einmal tief Luft ein. »Das Zimmer muss geräumt werden«, sagte er, ohne jemanden direkt anzusprechen. »Das wisst ihr doch.«
Die Huren blickten zu Boden, aber keine widersprach.
»Und was wird aus meiner Mutter?«, fragte Lidia.
»Damit habe ich nichts zu tun«, sagte Scarabello scharf. »Es tut mir leid, aber damit habe ich wirklich nichts zu tun.« Er musterte Lidia kühl. »Es sei denn, du trittst an ihre Stelle«, sagte er zu ihr.
Das Mädchen errötete, und in ihrem Blick lag nackte Angst.
Im Raum wurden Stimmen laut.
Dann holte das Mädchen tief Luft und sagte: »Ja, gut.«
»Lidia, nein!«, stöhnte ihre Mutter von ihrem Lager aus.
»Das kommt nicht infrage!«, mischte sich Isacco ein und ging auf Scarabello zu. »Was seid Ihr eigentlich für ein Mensch? Diese Frau …«
Sofort hatte Scarabello seinen Degen aus der Schärpe gezogen und Isacco die Spitze unters Kinn gepresst, woraufhin dieser verstummte.
Scarabello musterte ihn schweigend. Schließlich zog er den Degen zurück und wandte sich an Lidia. »Dann sind wir uns also einig, Mädchen«, sagte er. »Mir ist egal, wie viel du verdienst. Ich verlange ein Silberstück pro Woche, und zwar pünktlich …«
»Wie könnt Ihr nur?«, empörte sich Isacco.
Scarabello sprang mit gezogenem Degen vor, drehte sich einmal um sich selbst und wollte zustechen. Doch Isacco war mit den Raufereien im Hafen der Insel Negroponte aufgewachsen und wich dem Hieb mit einem raschen Satz nach hinten aus, um gleich wieder vorzuschnellen, bevor Scarabello heftiger zuschlagen konnte. So standen sie nun dicht an dicht, und Isacco war auf einmal im Vorteil. Der Einäugige und sein Begleiter zückten schnell ihre Dolche.
»Nein, Scarabello!«, schrie Donnola und warf sich mit ausgebreiteten Armen dazwischen. »Der Doktor wollte dir nicht den nötigen Respekt verweigern. Er weiß nicht, wer du bist, weiß nicht, wie man sich dir gegenüber benehmen muss, er ist neu hier … Bitte, Scarabello …«
Die Huren hielten den Atem an.
Scarabello gebot seinen Männern Einhalt. Dann stieß er Isacco mit der Schulter weg. »Woher weiß ein Arzt, noch dazu ein Jude, wie man kämpft?«, fragte er ihn, und aus seiner Stimme sprach ein gewisser Respekt.
»Ich bin an schlimmeren Orten aufgewachsen als dem hier«, erwiderte Isacco.
Scarabello starrte ihn an und lachte schließlich laut. Er wandte
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