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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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nicht deine eigenen Entwürfe.«
    »Ja, genau so scheint es mir auch … Das alles kommt mir so unwirklich vor …«, stammelte Giuditta.
    »Los, tritt schon ein«, forderte die Freundin sie auf. »Ariel hat alles nach deinen Vorstellungen ausgeführt.«
    Giuditta konnte sich immer noch nicht dazu aufraffen, den Laden zu betreten. Eine gewisse Vorahnung, dies sei nicht der rechte Tag für die Einweihung, hielt sie zurück. Sie überlegte, ob sie nicht besser alles auf den nächsten Tag verschieben sollten. Doch als sie noch einmal den Blick über den Platz schweifen ließ, während sie nach den rechten Worten suchte, um ihrer Freundin ihre Bedenken begreiflich zu machen, sah sie, wie eine elegant gekleidete Dame in einer prächtigen Gondel an der Anlegestelle der Fondamenta degli Ormesini festmachte. Mit Hilfe zweier Diener kam sie an Land und steuerte in ihrer Begleitung die Brücke zum Ghetto Nuovo an.
    Giuditta lief ein Schauder den Rücken hinab, ohne dass sie eine Erklärung dafür hatte.
    Die Dame hatte inzwischen die ersten Stufen der Brücke erreicht.
    »Wohin wollt Ihr, edle Dame?«, sprach Hauptmann Lanzafame sie an, der mit einer Flasche Wein in der Hand wieder in der Tür des Wachhauses erschienen war.
    Die Frau drehte sich zu ihm um. Sie trug einen auffallenden Hut mit einem schwarzen Satinschleier, auf den winzige blaue Rosen gestickt waren. »Darf ich denn nicht gehen, wohin ich möchte?«, fragte sie mit sinnlicher Stimme.
    Lanzafame näherte sich ihr langsam. »Was könnte eine Dame wie Ihr schon an einem Ort wie diesem hier suchen?«, fragte er sie.
    »Seid Ihr hier … der Pförtner?«, fragte die Dame. Ihr Ton war nun herrisch, und in ihrer Stimme lag die ganze Verachtung, die Adlige für das gemeine Volk empfinden.
    »Es hat gerade ein paar kleine Probleme mit einem Mönch und ein paar Hitzköpfen gegeben«, erwiderte Lanzafame, ohne auf ihr herausforderndes Verhalten einzugehen.
    Die Dame rümpfte die Nase. »Habt Ihr sie etwa gebraten?«
    Lanzafame musste lächeln.
    »Ich habe gehört, dass Ihr ein Freund der Juden seid«, sagte die Frau.
    »Dann habt Ihr etwas Falsches gehört, meine Dame«, entgegnete Lanzafame. »Bei allem Respekt, ich scher mich einen feuchten Dreck darum, ob jemand Jude oder Christ ist. Ich bin nur der Freund von einzelnen Menschen.«
    »Dann seid Ihr besser als Euer Ruf«, sagte die Dame, ehe sie sich abwandte, um über die Brücke zu gehen.
    Als er ihr auf ihrem Weg zum Geschäft des Stofftrödlers hinterhersah, hatte Lanzafame das seltsame Gefühl, sie von irgendwoher zu kennen.
    Benedetta hielt sich weiter kerzengerade. Sie war erleichtert. Der Hauptmann hatte sie nicht erkannt, und auch die Jüdin mit dem Laden würde sie bestimmt nicht erkennen. Sie atmete tief durch. Um ihren Plan durchführen zu können, musste sie ruhig und aufmerksam sein. Der erste Punkt war ganz einfach. Die Magierin Reina hatte ihr empfohlen, einen körperlichen Kontakt herzustellen, damit der Fluch wirkte. Das Übrige war ungleich schwieriger, doch auch das würde sie schaffen. Sie war schließlich eine ausgezeichnete Betrügerin. Sie konnte ihre Hände so flink bewegen, dass niemand es bemerkte. Als sie das Geschäft erreicht hatte, erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Dieses Mal benötigte sie ihre flinken Hände nicht, um etwas an sich zu nehmen, sondern um etwas dort zu hinterlassen. Etwas, das sich in dem kleinen goldenen Samttäschchen an ihrem linken Arm befand. Nahe bei ihrem Herzen. Am Arm der Liebe. Und des Hasses.
    Giuditta, Octavia und Ariel Bar Zadok hatten ihren Weg über den Platz verfolgt, ohne die Augen von ihr abwenden zu können. Irgendetwas an dieser Dame zog sie magnetisch an.
    Giuditta spürte, wie ihr erneut ein Schauder den Rücken hinablief.
    »Sollte heute hier nicht ein Laden eröffnet werden …? Das Geschäft einer Giuditta … Giuditta di … Ach, den Rest des Namens habe ich vergessen …«, wandte sich Benedetta schließlich mit verstellter Stimme an sie und berührte dabei ihre Stirn unter dem Schleier.
    »Giuditta di Negroponte«, kam Octavia ihr zu Hilfe.
    »Oh ja, so hieß sie, genau«, dankte ihr Benedetta.
    »Sie hier ist es«, rief Octavia aus und zeigte auf Giuditta.
    Benedetta stieß einen überraschten Schrei aus, als wäre ihr das Mädchen völlig unbekannt, dann zog sie schnell ihren Handschuh aus und packte mit festem Griff Giudittas Hand. »Was für eine Freude«, sagte sie und hielt die Hand auch noch fest, als Giuditta sie mit einem

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