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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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um ihn vor weiterem Kummer zu bewahren.
    »Denkst du immer noch oft an sie?«, fragte Benedetta, und der Gedanke versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie konnte nicht verhindern, dass sich ihr Gesicht hasserfüllt verzog.
    Sie ist wütend, dachte Mercurio. Nein, es ging ihr wohl nicht darum, ihn vor weiterem Kummer zu bewahren.
    »Sie ist es doch nicht wert«, flüsterte Benedetta heiser und voller Hass. »Hast du gesehen, wie sie mit dir umgesprungen ist? Vielleicht ist sie ja keine Hexe, aber eine …« Sie hielt sich gerade noch zurück. »Hör auf mich, sie ist es nicht wert. Vergiss sie.«
    »Ja … du hast recht«, erwiderte Mercurio. Doch er hatte plötzlich das Gefühl, als müsste er sich verteidigen. »Es ist nur gar nicht so leicht, sie zu vergessen. Schließlich verkünden Ausrufer in der ganzen Stadt den Beginn des Prozesses. Selbst hier in Mestre.«
    »Dann verstopf dir die Ohren«, sagte Benedetta lachend.
    Mercurio sah sie an und zwang sich zu einem Lächeln. »Dir geht es besser. Du hast nicht mehr diese dunklen Ringe um die Augen.«
    »Ich hab dir doch gesagt, das geht vorüber.« Benedetta lächelte ihn an. »Sehe ich jetzt hübscher aus?«
    »Ja.« Mercurio sah ihr fest ins Gesicht. »Hat dieser Heilige eigentlich was damit zu tun?«
    »Dass ich hübscher aussehe?«, lachte Benedetta.
    »Mit dem Prozess gegen Giuditta«, sagte Mercurio ernst.
    »Du weißt doch, dass der Heilige alle Juden hasst«, antwortete Benedetta.
    »Ja, das weiß ich«, sagte Mercurio. »Und er lebt mit dir unter einem Dach …«
    »Was meinst du damit?«, fragte Benedetta unangenehm berührt.
    Mercurio kam es vor, als würde sie ihm etwas verheimlichen. »Er ist doch zum Inquisitor berufen worden, oder nicht?«
    »Ach wirklich? Davon weiß ich nichts, wir reden nicht miteinander …«
    Mercurio starrte sie abwartend an.
    »Ach doch, du hast recht«, sagte Benedetta schließlich. »Jetzt, wo ich darüber nachdenke … Ja, ich glaube schon …«
    Mercurio starrte sie weiter stumm an.
    »Soll ich ein gutes Wort für sie einlegen?«, fragte Benedetta leichthin.
    »Das würdest du tun?«, fragte Mercurio mit eiskalter Stimme zurück.
    Benedetta zuckte leicht mit den Schultern. »Du weißt doch, wie dieser Mönch ist«, sagte sie. »Er würde kaum auf mich hören.«
    »Wahrscheinlich nicht …«, gab Mercurio zu. »Hör zu, es tut mir leid, dass du den weiten Weg hier raus gemacht hast, aber heute habe ich leider keine Zeit für dich«, sagte er dann hastig. »Ich habe dem Doktor versprochen, ihm zu helfen.«
    »Natürlich«, sagte Benedetta. Sie legte ihm behutsam eine Hand auf den Arm und neigte den Kopf zur Seite. »Keine Sorge, das verstehe ich doch.« Sie näherte ihre Lippen seinem Gesicht und küsste ihn auf die Wange. »Pass auf dich auf«, sagte sie und ging davon.
    Als Mercurio sich dem Haus zuwandte, sah er Anna in der Tür stehen.
    »Auf Wiedersehen, Anna«, verabschiedete sich Benedetta betont freundlich.
    Anna antwortete ihr nicht, sondern sah zu Mercurio hinüber.
    Und Mercurio begriff, dass sie Benedetta nicht mochte. Und er musste feststellen, dass es ihm mittlerweile genauso erging.
    Benedetta drehte sich noch ein letztes Mal um, bevor sie ihre Gondel erreichte, und winkte Mercurio zu. Dann sah sie nach links zu einer Reihe Pappeln und glaubte hinter einem der Stämme eine dunkle Gestalt ausgemacht zu haben. Einen Moment lang war sie überzeugt, dass tatsächlich jemand sie verfolgt hatte. Doch als sie die Gondel betrat, sah sie, dass der ganz in Schwarz gekleidete Mann nun stehen blieb, ohne sie weiter zu beachten.
    Der Mann rührte sich nicht und starrte nur zu Mercurio hinüber, der sich gerade sein weißes Leinenhemd mit den weiten Ärmeln anzog. Er folgte ihm mit dem Blick, bis dieser im Stall verschwand.
    Von einem heftigen Schwindel erfasst, klammerte er sich mit beiden Händen so fest an den Stamm der Pappel, dass die Rinde unter seinen Fingern zerbröckelte.
    Ich habe dich gefunden, dachte Shimon. Eine Träne lief ihm die Wange hinunter, und er zitterte am ganzen Leib. Ich habe dich gefunden.

81
    W arum?«, fragte Jacopo Giustiniani.
    Der Mann hatte Mercurio im Saal des Großen Rates empfangen. Zwei Pagen mit langem blondem Haar hatten ihn in einen Teil des imposanten Saales begleitet, der unfassbare hundertachtzig Fuß lang, halb so breit und gut vierzig Fuß hoch war, ohne dass die Decke auch nur von einer Säule gestützt wurde. Mercurio hatte noch nie etwas so Großartiges gesehen wie diesen Saal im

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