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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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oder?«
    Mercurio sah ihn an. Und erst jetzt begriff er, dass die Beziehung zwischen Scarabello und Giustiniani nicht so offensichtlich war, wie er geglaubt hatte, und dass noch wesentlich mehr dahinterstecken musste. Etwas Bedeutendes verband das Schicksal dieser beiden starken Männer.
    Auf einmal erinnerte er sich an etwas, das Giustiniani gesagt hatte, und ihm schien, dass er den Sinn nicht richtig verstanden hatte. Der Adlige hatte ihn gefragt, ob er Scarabellos Neuer sei, und auf seine Antwort hin schließlich gesagt: »Ich sehe, er hat dir nichts erzählt.«
    »Also, ist er wütend geworden?«, wiederholte Scarabello.
    »Nein …«, antwortete Mercurio nachdenklich, während sich in seinem Kopf eine unerhörte Vorstellung Bahn brach. Doch als er sah, dass Scarabellos Gesicht sich verfinsterte, fast so, als wäre er enttäuscht, fügte er hastig hinzu: »Also … ich meine, ja. Er hat ziemlich wütend dreingeschaut.«
    Scarabellos Gesicht entspannte sich in einem Lächeln, und sein Blick schien ebenso wie der Jacopo Giustinianis sehnsüchtig in die Ferne abzuschweifen. »Und wie ist es gelaufen?«
    »Gut.«
    »Du hast ihm wohl ordentlich gezeigt, dass er nicht besser ist als du, was?«
    Mercurio merkte, wie plötzlich ein merkwürdiges Gefühl von ihm Besitz ergriff, das er in der Heftigkeit nicht erwartet hätte. Er konnte es nicht benennen, und als er versuchte, ihm nachzuspüren, schien es ihm auf geheimnisvolle Weise zu entschwinden. »Er hat mir aufgetragen … dich zu grüßen.«
    »Du lügst.« Scarabellos Blick wurde hart. Er wirkte beinahe erschrocken.
    »Doch, es stimmt.«
    Scarabello drehte den Kopf weg.
    Doch davor hatte Mercurio in seinem Blick wieder jene Wehmut entdeckt, die er schon in Jacopo Giustinianis blauen Augen wahrgenommen hatte.
    »Lass mich allein«, sagte Scarabello.
    Mercurio legte ihm das Siegel auf die Brust und ging.
    »Danke, Junge«, sagte Scarabello so leise, dass ihn niemand hörte. Er umklammerte das Siegel. Und dann hauchten seine von Schwären zerfressenen Lippen einen Namen, den er schon seit Jahren nicht mehr ausgesprochen hatte.
    Mercurio lief über die Felder. Er musste nachdenken, seine Kräfte bündeln. Alle dachten, dass es für Giuditta keinen Ausweg gab, sie hatten sie längst verloren gegeben und sahen sie schon auf dem Scheiterhaufen brennen. »Nein!«, schrie er auf. »Nein …« Und er spürte, wie die Angst erneut Besitz von ihm ergriff. Er durfte Giuditta nicht noch einmal verlieren, dachte er entsetzt, und ein schneidender Schmerz stach ihm in die Brust. Dann schüttelte er energisch den Kopf, als wollte er sich so von der Angst befreien.
    Im gleichen Moment entdeckte er zwischen den verwilderten Büschen, die das Feld zu seiner Linken begrenzten, jemanden, den er sofort erkannte.
    Seine Angst schlug blitzartig in Wut um, er kniete sich hin, sammelte zwei Steine auf, lief hinter die Büsche und schrie: »Verschwinde, du Straßenköter!« Dann warf er die Steine.
    Zolfo kam mit ausgestreckten Händen hinter den Büschen hervor. »Tu mir nichts, Mercurio«, jammerte er. »Bitte, tu mir nichts!«
    »Verschwinde!«, schrie Mercurio wütend. »Was willst du hier? Hat dein Mönch dich geschickt, damit du herausfindest, ob wir etwas gegen ihn im Schilde führen? Willst du uns ausspionieren? Hau ab, oder ich schlage dich mit Steinen tot, du dreckiger Köter!«
    »Bitte nicht, bitte nicht …«, flehte Zolfo und näherte sich vorsichtig. »Niemand schickt mich …«
    »Verschwinde, hab ich gesagt!«
    »Ich bin weggelaufen, Mercurio …« Zolfo wies auf seine Kleidung, die schmutzig und zerrissen war. »Seit zwei Wochen lebe ich auf der Straße … Ich bin nicht mehr bei Fra’ Amadeo …«
    »Ich glaube dir nicht!«
    »Auch nicht bei Benedetta … Beide sind böse … so böse …«
    »Lass mich in Frieden, Zolfo!« Mercurio hob drohend eine Hand. »Was glaubst du wohl, wem ich diese Narbe verdanke? Dir, du Mistkerl! Du wolltest ein Mädchen umbringen, das dir nichts getan hat! Und jetzt kommst du her und erzählst mir, dass die beiden böse Menschen sind?«
    »Bitte … bitte …«, flehte Zolfo und kam noch einen Schritt näher.
    »Ich glaube dir nicht!«, schrie Mercurio und bückte sich nach einem weiteren Stein.
    Zolfo blieb stehen. Er weinte, und seine Tränen gruben Furchen in die Schmutzschicht auf seinem Gesicht. »Ich weiß doch nicht, wohin …«
    »Das ist mir vollkommen gleich!« Mercurio warf einen Stein nach ihm.
    Zolfo wich ihm aus und trat dann einen

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