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Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Titel: Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zwei Runden aus.
    Und das Glück bleibt ihr treu. Sie hat ihr Spielvermögen verdreifacht, als sie aus den Augenwinkeln zwei Chinesen aus dem Nebenraum kommen sieht. Der eine kommt ihr bekannt vor, und der andere … Oje, es gibt viele leidenschaftliche Spieler unter denChinesen, aber wieso muss ausgerechnet heute Boss Hong mit seinem Chauffeur hier sein? Sie dreht ihm den Rücken zu, aber es hilft nichts, der Mann hat sie schon entdeckt. Er kommt zu ihrem Tisch, stellt sich breitbeinig auf die ihr gegenüberliegende Seite und schaut dem Spiel zu. Sobald sie den Blick vom Tisch erhebt, lächelt er und fragt: »Na, wie viel hast du gewonnen?«
    »Ich hab’s nicht gezählt«, lügt sie glatt. Am liebsten möchte sie an einen anderen Tisch wechseln. Aber sie weiß nicht, was dort für Regeln gelten, und außerdem glaubt sie den Rhythmus der Zahlen an diesem Tisch jetzt im Blut zu haben.
    »Ein so junges Mädchen kennt schon einen so großen Spruch«, sagt Hong. »So was würde nicht mal dein Vater sagen. Du scheinst eine echte Begabung zu sein.«
    »Wer hat gesagt, dass ich überhaupt Gewinn gemacht habe?«, gibt Mendy etwas verschnupft zurück. Ihr ist aufgefallen, dass Hong zwei, drei andere Spieler im Schlepptau hat. Sie halten Abstand zu ihm, sprechen ihn nicht an, schauen aber bewundernd zu ihm auf, wenn er etwas sagt oder sich bewegt. Mendy vermutet, dass der Goldene Drache im anderen Saal einen großen Gewinn gemacht hat. Denn Spieler meiden Verlierer und suchen die Nähe von Siegern.
    »Ah, du hältst dich bedeckt. Du bist eine kluge Person«, schmeichelt der Goldene Drache. Dann steckt er den Kopf mit seinem Chauffeur zusammen und gibt ihm irgendwelche Anweisungen.
    Mendy nutzt die Gelegenheit, senkt den Blick aufden Tisch, lauscht auf das Rattern der Kugel und den Rhythmus der Zahlen. Aber als sie den Blick nach einer Weile vorsichtig hebt, stehen ihre Landsleute immer noch da. Mendy will aber nicht mit sechshundert Euro nach Hause gehen. So setzt sie erneut einen Chip ein. Dann noch einen …
    Der Wind scheint sich gedreht zu haben, seit die Männer ihr gegenüberstehen. Mendy macht jetzt drei, vier Mal Verlust hintereinander. Als ihr letzter Chip den Besitzer wechselt, wird ihr Gesicht blass wie Papier. Sie muss die Hände an die Brust pressen, um das Zittern der Finger zu unterdrücken.
    Aus der Traum. Das Kasino wird nicht für die Renovierung der Strahlenden Perle bezahlen. Welche Möglichkeiten hat sie noch, das Geld aufzubringen? Gar keine. Null Möglichkeit! Mendy ist zum Weinen zumute. Mit einem bitteren Geschmack im Mund senkt sie den Kopf und will das Spielkasino unauffällig verlassen.
    Aber der Goldene Drache hat sie genau beobachtet. Er weiß, was passiert ist, und stellt sich ihr in den Weg. »Ach, bitte«, sagt er, »kannst du mir einen Gefallen tun?« Er hält ihr einen Chip hin, der tausend Euro wert ist. »Kannst du den einmal anhauchen? Ich glaube, du hast einen Glücksatem.«
    »Halt dich lieber fern von mir«, sagt Mendy schwach und macht einen Bogen um den Mann mit dem schimmernden Kupfergesicht. »Ich bin heute anscheinend ein Pechvogel.«
    »Dann bringt dir dieser Chip eine Wende. Er hat mir schon viel Glück gebracht.« Der Goldene Drache wirftden Jeton in die Luft, um ihn mit einer geschickten Bewegung wieder zu fangen. »Aber ich spüre, dass er nicht mehr bei mir bleiben will. Hauch ihn an, dann wissen wir gleich, wo er hinwill.«
    Mendy weiß nicht, wie sie seine Beharrlichkeit brechen soll. Dieser Mann zwingt sie mit seiner Hartnäckigkeit immer wieder zum Nachgeben. Nun ja, was will er schon? Sie wird auf dieses Stück Plastik pusten, und dann wird sie rasch verschwinden. Es scheint die einzige Möglichkeit, von ihm wegzukommen.
    »Aber nur ein einziges Mal.« Sie schürzt die Lippen zu einer leicht geöffneten Kirsche, schließt die Augen und bläst auf den Jeton, als wäre er eine Geburtstagskerze. Zu ihrer Bestürzung drückt ihr der Mann plötzlich den Chip auf den Mund, sodass sie ihn küssen muss. Sie dreht den Kopf weg und will protestieren, da sagt Boss Hong: »Komm jetzt.« Mit schwungvollem Schritt steuert er auf den Tisch zu und legt den Chip auf das schwarze Feld. Die beiden Deutschen, die ihm gefolgt sind, machen es ihm nach und häufen eilig ihre Chips daneben. Denn das Rad dreht sich schon. »Rien ne va plus.« Ein paar Sekunden später hört das Klappern der Kugel auf, und ein Aufschrei geht um den Tisch. Die beiden Deutschen strecken triumphierend die Faust

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