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Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Titel: Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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in die Höhe. »Komm, Mendy, hol dir deinen Gewinn«, sagt der Goldene Drache zu ihr.
    Erst jetzt merkt Mendy zu ihrem Entsetzen, dass sie immer noch neben dem Spieltisch steht. Schlimmer noch: Sie ist dicht an den Goldenen Drachen herangetreten, um genau zu sehen, wohin die Kugel rollt. Ihre Hüfte streift sogar seine Jacke. Hastig springt sie zurück. Mit großen Augen sieht sie, wie der Croupier die Jetons über das Feld schiebt. Vor dem Goldenen Drachen bleiben zwei große Tausender liegen. Sie haben die gleiche hellblaue Farbe, die gleiche Größe, als wären sie Zwillinge. Nur, der eine trägt den roten Abdruck von Mendys Lippen, der andere nicht. Ungläubig starrt sie die blauen Monster an.
    »Haben Sie jetzt tausend Euro gewonnen?«, fragt sie töricht.
    »Nein, du hast sie gewonnen. Die beiden Chips gehören dir. Nimm sie«, sagt der Mann.
    »Nein, sie gehören nicht mir.« Jetzt schickt sich Mendy im Ernst an, zu gehen.
    Blitzschnell hält sie der Goldene Drache am Arm fest. Er tut es ganz selbstverständlich, als wären sie seit Langem miteinander vertraut. Die junge Frau zuckt zusammen, aber sie wagt nicht, sich loszureißen.
    »Du hast den Einsatz geküsst, also gehört er dir«, sagt der Mann. »Jetzt nimm auch deinen Gewinn.«
    »Nein, so ein großes Geschenk kann ich nicht annehmen.« Mendy möchte sich losmachen, aber sie will keine Zerrerei. Sonst denken die Leute womöglich, sie hätte was mit dem Kerl gehabt. Sie will jetzt nur noch weg. Sie schaut den Mann zornig an und richtet dann ihren Blick auf die Hand, die sie immer noch festhält. Wäre er ein anständiger Mensch, so hätte er gespürt, dass ihr Blick ein scharfes Messer ist. Doch er scheint nichts zu spüren und lässt sie nicht los.
    Am Tisch hat das nächste Spiel begonnen. Chipswerden scheppernd auf das Spielfeld gesetzt. Einige Blicke richten sich auf den Goldenen Drachen, weil er seine Chips noch immer nicht einsammelt, andere wandern zu Mendy herüber und mustern sie eindringlich. Da sie das Chinesische nicht verstehen, beginnen die Leute zu rätseln. Röte steigt der jungen Frau ins Gesicht. Bloß keinen Skandal! Wenn ihr Vater erfährt, dass sie im Kasino war …
    »Dummes Mädchen, nimm die Chips endlich! Oder willst du deinen Onkel beleidigen?« Er schüttelt sie am Arm, als wäre sie ein Lausbub, der bei einem Unfug erwischt worden ist. »Wer weiß, ob du beim nächsten Spiel genauso viel Glück hast!«
    Mit zusammengepressten Lippen greift sie nach den Chips. Da lockert Boss Hong seinen Griff. Tief einatmend steuert er sie auf den Ausgang zu. Sie senkt den Blick zu Boden und beschleunigt die Schritte. »Zum Wechselschalter geht’s da lang.« Der Mann streckt den Arm aus, um ihr die Richtung zu zeigen.
    Mendy sieht schon vor sich, was geschehen wird, wenn sie sich weigert: Er wird ihren Arm wieder in die Zange nehmen, um sie zum Gehorsam zu schütteln, falls sie ihre Flucht fortsetzen will. Sie geht an den Schalter, schiebt mit kalten Fingern die beiden Chips unter der Panzerglasplatte durch und sieht zu, wie ihr der Kassierer zweitausend Euro hinzählt. Als sie den kleinen Stoß grüner Scheine in ihre Handtasche steckt, murmelt sie fast unhörbar: »Danke!« Sie weiß, dass er direkt hinter ihr steht. Sie wird das Geld aufbewahren und ihm bei einer günstigen Gelegenheit zurückgeben. Aber diesen Vorsatz behält sie lieber für sich, sonstkommt sie überhaupt nicht mehr von ihm weg. »Darf ich jetzt gehen?«
    »Ich bringe dich nach Hause«, erklärt der Mann. »Dein Vater würde mir Vorwürfe machen, wenn dir in der Nacht was passiert.« Verflixt! Wieso wird sie ihn einfach nicht los?
    Zu ihrer Überraschung lässt Boss Hong sie auf dem Rücksitz einsteigen und setzt sich selbst hinters Steuer. Seinen Chauffeur hat er offenbar weggeschickt. Mendy weiß nicht, ob sie darüber froh sein soll. Während sie in seinem Auto sitzt und in die Dunkelheit starrt, wünscht sie sich einen Spalt unter den Füßen, in den sie sich verkriechen und worin sie verschwinden kann.
    »Du brauchst Geld. Viel Geld für dein zartes Alter, nicht wahr?«, sagt der Goldene Drache plötzlich, als sie ein Stück weit gefahren sind.
    Mendy hüllt sich in Schweigen. Woher weiß der Mann das? Hat Peipei sie verraten? In Zukunft muss sie noch vorsichtiger sein.
    »Wieso kommst du nicht zu mir? Ich bin doch der Partner deines Vaters.«
    »Ich brauche kein Geld«, behauptet Mendy.
    »Du kannst nicht lügen, du zartes Milchgesicht«, kommt es zurück. »Wenn

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