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Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Titel: Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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kommt. Und vielleicht kann er ja bis dahin auch das Vögelchen einfangen, das sich ihm so beharrlich entzieht.
    Er tut so, als wäre er der beste Freund der Familie, und gibt Yeye zu verstehen, dass sie sich jederzeit an ihn wenden könne, wenn sie Hilfe brauche.
    Yeye ist in Tränen aufgelöst. Dieser mächtige, stattliche Mann streckt ihr die helfende Hand hin, während andere ihr den Rücken kehren. Seit ihr Mann im Gefängnis ist, steht ihre Welt auf dem Kopf. Aber jetzt gibt es jemanden, der ihr beisteht und alles wieder einrenken will. Um ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, drängt Yeye den Gast, doch zum Abendessen zu bleiben. Aber der Goldene Drache erklärt, er habe einen anderen Termin. Dabei grinst er so anzüglich, dass Yeye verlegen den Blick abwendet, als er sich verabschiedet.
    Der deutsche Anwalt, der Guan Baohan vertritt, teilt der Ehefrau Yeye mit, dass der Zustand ihres Mannes besorgniserregend sei. Er leide an Migräne und Appetitlosigkeit und habe stark abgenommen. Der Anwalt wolle alles versuchen, damit sein Mandant bis zum Prozess auf freien Fuß gesetzt werde. Dazu müsse aber eine Kaution gestellt werden, die sicher nicht niedrig sein werde.
    Der Anwalt scheint tüchtig zu sein. Zwei Tage später erhält Yeye die Nachricht, dass ihr Mann freikommen könne, wenn eine Kaution von fünfhunderttausend Euro gestellt würde. Vor Freude will sie ihr Söhnchen umarmen und mit ihm jubeln, doch die hohe Summe beunruhigt sie. Sobald die Familie ein Häufchen Geld erarbeitet hatte, hat ihr Mann es sofort in ein neues Projekt investiert. Wenn das Häufchen nicht ausgereicht hat, hat er einen Kredit aufgenommen. Geld fließt herein und genauso schnell wieder hinaus. Wo soll sie jetzt plötzlich eine halbe Million Euro hernehmen?
    Yeye macht sich hübsch und besucht ihre Hausbank. Aber seitdem ihr Mann in Untersuchungshaft sitzt, gilt er offenbar nicht mehr als guter Kunde. Nein, die Banken wollen ihr keine neuen Kredite geben.
    Yeye geht zu Freundinnen, die wie sie Restaurants und Supermärkte besitzen und mit ihr Mahjongg gespielt haben. Einige lassen sich verleugnen, als hätte Yeye Scharlach oder sonst eine ansteckende Krankheit. Einige andere, die Yeye zu Gesicht bekommt, zeigen Mitleid mit ihr. Aber sobald Yeye das Thema Geld anschneidet, machen sie ein bekümmertes Gesicht undjammern ihr die Ohren voll. Wer wolle im Olympiajahr schon still sitzen? Es hört sich an, als hätte jede gerade in irgendein Geschäft investiert und hätte selbst nicht genug. Trotzdem wollen sie Yeye nicht im Stich lassen. In ein paar Tagen solle sie wieder vorbeikommen. Eine kleine Summe könne sie schon erhalten.
    Nach der Schule klappt Michael die Kapuze hoch und trottet zur U-Bahn. Seit sein Vater von der Polizei geschnappt worden ist, spricht er nur noch wenig mit seinen Mitschülern. Umso mehr spielt er mit dem Game Boy, den ihm sein Vater aus China mitgebracht hat. Ein Schatzsuche-Spiel reizt ihn besonders. Aber seit Tagen macht er nur kleine Entdeckungen auf der virtuellen Insel, und wo die Schatztruhe steckt, weiß er noch immer nicht. Mit beiden Händen hält er das Gerät in Brusthöhe und starrt auf das Display. Mit einer ruckartigen Bewegung der linken Schulter gibt er einen Befehl ein, weil sein Held gerade in eine Falle getappt ist und schnell gerettet werden muss.
    Während er die Welt um sich herum ausblendet und mit stummer Verbissenheit eine Hilfsaktion startet, schwingt plötzlich eine fremde Hand in sein Blickfeld und reißt ihm das Spielzeug aus den Händen. Bestürzt blickt Michael auf und sieht, wie zwei Jungen lachend mit ihrer Beute davonrennen.
    »Gebt ihn mir zurück!«, ruft Michael. Seine Stimme ist nicht wütend, sondern eher vorsichtig protestierend. Seine Gegner sind größer und älter als er. Dass sie wie er asiatisch oder gar chinesisch aussehen, beruhigt ihn auch nicht. Er kann sich nicht erinnern, sie in seiner Schule schon einmal gesehen zu haben. Vielleicht ist er ihnen in der chinesischen Schule begegnet, die er jeden Samstag besucht? Ganz sicher ist er sich nicht.
    »Hol ihn dir doch, wenn du ihn haben willst!«, ruft der Räuber auf Deutsch zurück und rennt immer weiter. Bevor sie aus seinem Blickfeld verschwinden, beginnt Michael ihnen hinterherzulaufen. Er keucht und brüllt, sie sollen ihm sein Eigentum wiedergeben. Die anderen sind schneller als er, aber jedes Mal, wenn der Abstand zu groß wird, bleiben sie stehen und spielen mit dem erbeuteten Spielzeug.
    »So wenig

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