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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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nach Paris.« Er hielt inne und sah sie genauer an. Sie wirkte irgendwie benommenen. »Liebling, du hörst nicht zu!«
    Sie starrte auf die Holztäfelung der Salons. »Weißt du, was AOOU bedeutet, Liebster« fragte sie.
    »Wie sollte ich das wissen?«
    »Abwesenheit ohne offiziellen Urlaub. Sie waren sehr beunruhigt, als sich dreiundreißig gleichzeitig ohne Erlaubnis entfernten, und das mit einem Dienstfahrzeug.« Sie wandte ihm den Kopf zu und sah ihn sanft an. »Das Fahrzeug war ein Lastwagen. Sie waren von Port Everglades unterwegs nach Key West. Dort liegt ihr Zerstörer, in Key West.«
    Joseph schlug sich mit der Faust auf die Stirn. »Wovon sprichst du? Wo warst du?«
    »Ich war plötzlich in einem Lastwagen mit vielen Matrosen.«
    »Entsetzlich!«
    »Ein Zerstörer ist das kleinste hochseetüchtige Kriegsschiff. Im allgemein ist er hundert bis hundertdreißig Meter lang und hat eine Wasserverdrängung von zwei- bis dreitausend Bruttoregistertonnen. Zerstörer werden vorwiegend zum Schutz anderer Schiffe und als Begleitschiffe eingesetzt, oder um bestimmte Gebiete abzuriegeln.«
    »Charla!«
    »Zerstörer sind schnell und leicht manövrierbar und haben eine große Reichweite. Zu ihrem Schutz verlassen sie sich auf wasserdichte Kammern und ihre Schnelligkeit. Bei den Matrosen heißt der Zerstörer oft ›Blechbüchse‹, weil die Rumpfwände so dünn sind.«
    Er packte sie und schüttelte sie, bis ihre Zähne klapperten, aber kaum daß er sie losließ, begann der Singsang ihrer Erzählung aufs neue.
    »Die meisten Zerstörer in der US Navy gehören zum Typ 692, ein Schiff mit langem Rumpf, das während des Zweiten Weltkriegs entwickelt wurde. Sie verfügen über zwei Gruppen von Hochdruckdampfturbinen mit insgesamt über sechzigtausend PS. Maschinen, Kessel und die übrige Antriebsgeräte nehmen fast drei Viertel der Länge unter dem Hauptdeck ein.«
    Er bückte sich und blickte ihr in die Augen. Zum ersten Mal entdeckte er darin eine entsetzliche Milde, eine Ruhe und eigenartige Selbstgefälligkeit - als hätte alles Suchen ein Ende gefunden, als wären alle Feuer erstickt.
    »Jetzt hör mir zu, meine Liebe. Wir laufen morgen aus. Wir fahren nach Nassau, Charla, und von dort fliegen wir nach Paris. Dort werden wir diesen Kirby Winter finden und wir ...«
    »Nein, Liebster«, entgegnete sie ruhig und sanft.
    »Was?«
    Sie stand auf, gähnte und streckte sich. Obwohl sie abgenommen hatte, hatte sie eine wunderbare Hautfarbe. Sie ging zur Tür. »Ich bin nur an Bord gekommen, um Kleider und Geld zu holen.«
    Er folgte ihr. »Wohin willst du?«
    Sie drehte sich um und sah ihn verständnislos an. Und in einem Ton, als hielte sie seine Frage für unvergleichlich dumm, antwortete sie: »Natürlich zurück nach Key West.«
    »Aber Charla!«
    »Sie warten auf mich, Liebling. Zerstörer sind mit Torpedos ausgerüstet, die in Röhren an Deck stecken, außerdem mit Mehrzweckgewehren, Kaliber 2,5 und Unterwasserminen.«
    Sie verschwand in der Kabine. Er hörte sie drinnen summen, konnte sich jedoch nicht an den Namen des Liedes erinnern. Es hatte etwas mit Ankern zu tun. Er stand in der Tür. Sie begann sich umzuziehen, aber als sie ausgezogen war, mußte sich Joseph unvermittelt umdrehen. Er ging in seine Kabine und legte sich hin. Als er sie fortgehen hörte, rief er ihr nach: »Ich warte in Nassau auf dich!«
    Wie lang würde es wohl dauern, bis sie wieder auftauchte? Hoffentlich lang, damit er sich an die brandneue Tätowierung gewöhnte.
    In diesem Augenblick kletterte Charla behend in den grauen Jeep, der auf sie wartete. Zwölftausend Meter über dem Atlantik hob Kirby Winter ein Glas mit Champagner an die Lippen seines weißhaarigen Mädchens, und sein Blick versank glücklich in ihren schelmischen Augen.

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