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Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri
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heimfahren und alles wäre wie früher«, seufzte Ella.
    »Ist es aber nicht. Die Dinge haben sich verändert. Sie ändern sich ständig.«
    Ella nahm Annies Hand und verschränkte ihre Finger mit den ihren wie früher, als sie klein gewesen waren. »Versprich mir, dass du dich nicht ändern wirst, jedenfalls nicht in den wichtigen Dingen.«
    Ein weiteres Versprechen, das sie zu halten versuchen würde. »Ich verspreche es.«
    An jenem Tag war Polly, deren Haare nicht mehr so intensiv lilafarben leuchteten, spät dran mit der Post. »Wenigstens schaut mein Kopf nicht mehr aus wie in Traubensaft getaucht.«
    »Wie nennt dein Mann dich jetzt?«, fragte Nora, die mit einer Tasse Kaffee auf der Veranda saß und über das nachdachte, was Maire ihr im Obstgarten erzählt hatte.
    »Lavender. Gott sei Dank werde ich bald wieder die gute alte Poll sein.«
    »Die Haarfarbe wird mir fehlen.«
    »Vielleicht lasse ich sie mir an Halloween wieder so färben.«
    »Du bist später dran als sonst. Ist was passiert?«
    »Der Motor hat sich überhitzt«, erklärte Polly. »Ich musste warten, bis Dozer McGettigan mir geholfen hat. Kennst du den? Dozer, Schläfer, ist sein Spitzname, weil er in der Mathestunde immer eingeschlafen ist. Zahlen waren nichts für ihn, aber für mechanische Dinge hat er ein Händchen.« Sie wandte sich dem Van zu. »Wenn du so weitermachst, verkaufe ich dich. Obwohl ich bezweifle, dass irgendjemand dich will.«
    Der Wagen hüstelte traurig vor sich hin.
    »Mimst du jetzt den reuigen Sünder?« Sie sah Nora an. »Ich hab ein wichtiges Schreiben für dich. Sieht offiziell aus – du musst den Empfang bestätigen. Das passiert auf der Insel nur alle Jubeljahre.«
    Die Scheidungspapiere? Nora unterschrieb mit Bedauern darüber, dass sie nicht selbst die Initiative ergriffen hatte. Welche Bedingungen würde Malcolm stellen? Sie wollte nicht in Anwesenheit von Anwälten mit ihm diskutieren. Was für Geschichten würde er sich ausdenken, um die eigentliche Frage zu verschleiern, einen Vorteil zu erringen?
    Pollys Blick huschte neugierig von dem Brief zu Noras Gesicht.
    Nora machte ihn noch nicht auf. Sie wusste nicht, wann sie diese Büchse der Pandora öffnen würde.
    »Tut mir leid, dass ich dich neulich Abend versetzt habe«, entschuldigte sich Polly.
    »Neulich Abend?«
    »Bei Cis McClure’s. Alison sagt, du warst da. Dad auch. Hast ihn mächtig beeindruckt. Seitdem hat er kaum von was anderem geredet.«
    »Er ist mit mir durch die Kneipe getanzt.«
    »O nein! Herrgott, dieser Mann.«
    »Ich fand’s rührend.«
    »Danke für deine Geduld mit ihm. Hast du was erfahren?«
    »Nicht so viel, wie ich wollte. Ich bin früh gegangen.«
    »Ich hab gehört, dass die Connellys aufdringlich geworden sind. Du hast dich doch von denen nicht ins Bockshorn jagen lassen, oder?«
    »Dunkle Gassen sind nicht der geeignetste Ort für Mutproben. Owen ist dazwischengegangen. Aber ich hatte die Situation im Griff.«
    »Trotzdem ist es schön, wenn einem ein Ritter in glänzender Rüstung beisteht. Von denen gibt’s heute nicht mehr allzu viele. Beschäftigt dich sonst noch was? Du wirkst geistesabwesend.«
    Nora erzählte ihr, was Maire ihr über Maeve gesagt hatte. »Wusstest du das?«, fragte sie.
    »Auf der Insel gibt’s immer irgendwelche Gerüchte. Maeve hatte tatsächlich etwas Entrücktes, das sich niemand erklären konnte.«
    »Ich versuche rauszufinden, was das für mich bedeutet.«
    »Du stehst hier vor deinem Cottage, auf festem Boden – das bedeutet es, und das solltest du nie vergessen. Wir werden alle von unseren Genen und Mythen geprägt, aber sie sind nicht der Kern unserer Identität, es sei denn, wir lassen das zu. Du bist dein eigener Herr.«
    »Danke, Polly.«
    »Keine Ursache. Auf mich kannst du zählen, Nora. Auf uns alle – auf Alison, Maire und mich. Egal, was passiert.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Himmel, ich bin spät dran. Ich muss los. Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, ja?« Sie sprang auf den Fahrersitz und brauste mit rauchendem Auspuff davon. Nora blieb mit dem Brief in der Hand zurück.
    »Was ist das?«, fragte Ella, die ihr anscheinend nachspioniert hatte. Ihre Füße waren schlammverkrustet.
    »El, ich hab dir doch gesagt, dass du dir die Füße mit dem Wasserschlauch abspritzen sollst, bevor du ins Haus kommst«, ermahnte Nora sie. Sie hatte sich noch nicht dazu durchgerungen, den Brief zu öffnen, der vor ihr auf dem Küchentisch lag.
    Ella schnappte ihn sich, bevor Nora sie

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