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Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri
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den Fenstern des Cottage, und er zog die Hand zurück.
    »Inselvandalismus.« Sie deutete auf die Windschutzscheibe.
    Die Umrisse des Wortes waren noch zu erkennen. »Wann ist das passiert?«, erkundigte er sich.
    »Vergangene Nacht oder heute Morgen.«
    »Du hast nichts mitgekriegt?« Owen nahm ihr das Tuch aus der Hand und wischte die letzten Reste weg.
    »Nicht das Geringste.«
    Er überlegte kurz. »Maire hat mir heute Morgen erzählt, Maggie Scanlon habe den Truck ihres Sohnes vergangene Nacht ungefähr anderthalb Kilometer von hier in den Graben gefahren. Gut möglich, dass sie von dir kam.«
    Wieder diese Frau. »Ist ihr was passiert?«
    »Ein paar Beulen und blaue Flecken.«
    »Ich wusste nicht, dass sie noch mit dem Auto fährt.«
    »Ihr Sohn hat den Wagen als gestohlen gemeldet. Ihm ist erst klar geworden, dass sie ihn genommen hat, als sie sie gefunden haben. Willst du die Polizei rufen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Gerade haben wir den Beweis vernichtet, und außerdem bin ich mir nicht sicher, ob das richtig wäre. Keine Ahnung, was sie veranlasst, solche Dinge zu tun. Sie ist auf etwas fixiert. Wenn ich rauskriege, worauf, hat es vielleicht ein Ende.«
    »Wenn du meinst«, sagte er, nicht sonderlich überzeugt. »Die sind für dich.« Er klappte den Deckel des Korbs auf, in dem sich Fische befanden. »Vom Nordteil der Insel.«
    »Genau richtig fürs Abendessen. Du warst ganz schön lange unterwegs. Ich dachte schon, du hättest die Insel verlassen.«
    »Ich bin nicht wie er«, versicherte er ihr. »Ich würde nicht gehen, ohne mich zu verabschieden.«
    Da hörte Nora die Stimmen der Mädchen, die versuchten, den Drachen aus dem Baum zu holen. Ella wollte keinen neuen, obwohl Nora ihr angeboten hatte, einen bei Scanlon’s zu kaufen. Dies war der Drachen ihres Vaters, ein Symbol all dessen, was kaputt war und repariert werden musste.
    »Worüber unterhaltet ihr euch?«, fragte Annie, die zu ihnen gesprungen kam.
    »Ein schöner Galopp«, sagte Owen, ohne ihre Frage zu beantworten.
    »Ich bin ein Araberhengst. Ich dachte, wenn ich mich auf die Hinterbeine stelle, erreiche ich den Drachen, aber es funktioniert nicht.«
    »Natürlich nicht«, rief Ella. »Der Drachen hängt zu hoch, und du bist kein Pferd. Wenn du eins wärst, würde ich dich vor eine Kutsche spannen und dafür sorgen, dass du mich in den Ort bringst.«
    »Und ich würde ausschlagen und weglaufen«, erwiderte Annie und wandte sich Owen zu. »Können Sie ihn runterholen?«
    »Du musst nicht«, mischte sich Nora ein.
    »Lasst mal sehen.« Er stellte den Korb neben Nora ab, aus dem die Fische sie stumm anstarrten, legte kurz die Hand auf ihren Rücken und machte sich auf den Weg zu dem Baum.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe nicht«, erklärte Ella.
    »Willst du ihn runterhaben oder nicht?«, fragte Owen.
    Ihr Blick wanderte zwischen ihm und dem Drachen hin und her. »Vielleicht doch«, presste sie hervor.
    Die gesplitterten Äste des Baums ragten in Richtung Meer. Der Drachen steckte oben in der Krone. Seine Flügel knatterten im Wind; Fetzen roten Papiers lagen auf dem Boden, zerschreddert von Krähen und Stürmen.
    Owen ging um den Baum herum.
    »Wir haben keine Leiter«, sagte Nora in der Hoffnung, das Projekt zu beenden.
    »Die würde sowieso nicht so weit raufreichen«, erklärte er.
    Dann begann er zu ihrer Überraschung hinaufzuklettern. Schon bald war er zwischen den oberen Ästen nicht mehr zu sehen. Nur ihre zitternden Enden zeugten von seiner Anwesenheit.
    »Gleich fällt er runter«, sagte Ella, fast ein wenig hoffnungsvoll.
    »Nein«, widersprach Nora vehementer als beabsichtigt. »Er macht das für dich.«
    »Tatsächlich?« Wieder dieser intensive Blick.
    Der Drachen stürzte in eine Ginsterhecke, so dass die gelben Blütenblätter durch die Luft wirbelten.
    »Nein!«, rief Annie aus.
    Einer der Flügel war gebrochen – ob gerade erst, ließ sich schwer beurteilen. Für Ella stand der Schuldige fest. »Sie haben ihn kaputt gemacht«, warf sie Owen vor, als er, die Hände klebrig vom Harz, herunterkletterte.
    Eine Wolke schob sich vor die Sonne und warf ihren Schatten auf die Wiese und die vier, die dort standen.
    »Er war schon so«, versicherte Annie.
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach Ella.
    »Wir könnten einen neuen besorgen«, schlug Owen vor.
    »Ich will aber den alten«, beharrte Ella. »Ich will alles wieder wie früher haben.«
    »Immerhin hat Owen ihn runtergeholt. Das wolltest du doch«, erinnerte Nora sie. »Sei

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