Das Maedchen mit dem Flammenherz
»Miss Astor-Prynn, ich wünsche Ihnen alles Gute auf dieser Welt, zumal ich fürchte, Sie haben bisher nicht viel Gutes erlebt. Jedenfalls kann ich Ihnen ehrlich und ohne Bedauern erklären, dass Sie – selbst wenn ich in meinen jungen Jahren schon geneigt wäre, mich zu verheiraten – ohne jeden Zweifel das allerletzte Mädchen wären, mit dem ich den Rest meiner Tage verbringen wollte. Guten Tag.« Er verneigte sich und hakte sich bei Emily und Finley ein. »Wollen wir dann, meine Damen?«
Wäre sie ein besserer Mensch gewesen, dann hätte Finley den Blick auf den Ausgang geheftet. Sie gab jedoch der Versuchung nach und sah sich noch einmal über die Schulter zu Miss Astor-Prynn um, deren Gesicht hart wie Marmor und ebenso weiß war, wenn man von den zornigen roten Flecken auf den Wangen absah.
Finley lächelte und winkte.
»Hör auf damit«, ermahnte Griffin sie halblaut, als sie die Tür erreichten. Es klang jedoch keineswegs empört, und seine graublauen Augen funkelten.
Finleys triumphierendes Lächeln verschwand und wich einer aufrichtigeren Miene. »Danke. Ich weiß nicht, was wir getan hätten, wenn du nicht gekommen wärst.«
»Ich weiß es«, schaltete sich Emily ein. »Sie hätten uns gebeten zu gehen, und du hättest der Kuh die Zähne eingeschlagen. Ich stelle mir gerade vor, wie sie daran erstickt wäre.«
Griffin und Finley lachten. »Ihr seid die blutrünstigsten Weibsbilder, die mir je begegnet sind.«
»Gefällt dir das?« Finley drückte noch einmal seinen Arm, ehe sie ihn losließ.
Mit strahlenden Augen wandte er sich an sie. War es nur ein Reflex der Sonne oder doch eine innere Regung, die ihnen diese Wärme verlieh?
»Ich liebe es«, sagte er, und als er ihr so ernst antwortete, flatterte etwas in ihrem Bauch. Es war nicht so sehr das, was er sagte, sondern vielmehr die Art, wie er es sagte – und dazu das, was unausgesprochen blieb.
Ihr fiel absolut nichts ein, was sie ihm darauf antworten konnte.
Lächelnd hielt Griffin ihr und Emily die Tür der Droschke auf, damit sie einsteigen konnten. Als Finley saß, ließ er sich neben ihr nieder. Warm und fest drückte sein Bein gegen ihres.
Als er ihre Hand nahm und leicht drückte, zog sie sich nicht zurück. Einen Moment lang, während sie und Griffin einen tiefen Blick wechselten und lächelten, schien es, als sei alles auf der Welt genau richtig und absolut vollkommen.
Dennoch wurde Finley das entsetzliche Gefühl nicht los, dass dieser schöne Moment nicht lange anhalten würde.
SIEBZEHN
W ildcat war der allerletzte Mensch, den Jasper an diesem Abend zu sehen erwartet hätte. Nicht weil er dachte, zwischen ihnen sei alles geklärt und abgeschlossen, sondern weil sein Zimmer mehrere Stockwerke hoch lag und sie ihn auf einmal von draußen durch das Fenster angrinste.
Cats Lächeln, bei dem sie gefährliche Reißzähne entblößte, hatte schon vielen Männern große Angst eingejagt. Jasper wusste nicht sicher zu sagen, was sie eigentlich war, aber in der Zeit, die er mit ihr verbracht hatte, war für ihn deutlich geworden, dass man sie ganz sicher nicht als gewöhnliches Mädchen bezeich nen durfte. Sie war nicht nur dem Verhalten nach eine Wildkatze.
Eher neugierig als erschrocken ging Jasper über den Teppich des Zimmers, das Griffin ihm zur Verfügung gestellt hatte, und öffnete das Fenster. Er war nicht überrascht, dass Wildcat ohne Seil draußen am Gebäude hing. Sie konnte die Krallen in die Ziegelsteine bohren und war stark genug, um sich allein mit Fingern und Zehen festzuhalten.
Während seines kurzen Aufenthalts in New York hatten sie einige Abenteuer zusammen erlebt, zu denen sein Tempo und ihre Begabungen beigetragen hatten.
»Guten Abend, Cat.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Jasper. Darf ich hereinkommen?«
Er machte ihr Platz, damit sie durch das Fenster steigen konnte. Das ebenso muskulöse wie anmutige Mädchen schob einen Arm über das Fensterbrett, dann folgte der zweite. So hielt sie sich am Rahmen fest, lehnte sich zurück und schwang beide Beine gleichzeitig hinein. Mit gebeugten Knien fing sie sich ab, als ihr Rumpf und der Kopf folgten. Dann stand sie mit einer fließenden Bewegung wieder auf.
Jasper begrüßte sie mit einem kurzen Nicken. »Das war elegant.«
Sie zuckte mit den Achseln, während die fliederfarbenen Augen den Raum begutachteten. »Nette Unterkunft.«
»Geht so«, antwortete er trocken. »Was führt dich zu mir, Cat?« Er wollte nicht schroff sein, aber ihm war klar, dass die
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