Das Maedchen mit dem Flammenherz
konnte er sie durcheinanderbringen.
Emily meldete sich zu Wort. »Ich will mir einen Vortrag anhören, den Mister Tesla heute Abend im New York Repository of Science hält. Ich bin schon ganz aufgeregt!«
»Ich gehe mit«, fügte Sam hinzu. Finley bemerkte amüsiert, dass er sich auf die Abendveranstaltung nicht halb so sehr freute wie Emily.
»Ich muss zu einer Party«, bemerkte Griffin. »Anscheinend sind Herzöge hier in Manhattan der letzte Schrei.«
Sam schnitt eine Grimasse. »Ich dachte, die Yankees hassen uns nicht zuletzt wegen unserer Adligen.«
»Du kannst den Amerikaner aus dem Engländer herausnehmen, aber nicht den Engländer aus dem Amerikaner«, grinste Griffin. »Es ist sicher lustig, beim Geldadel herumgereicht zu werden.«
»Viele reiche Erbinnen haben es auf einen passenden Titel abgesehen«, bemerkte Sam. »Pass auf, dass du nicht verlobt zurückkommst.«
Finleys Magen stürzte ins Bodenlose, doch Griffin lachte laut über den Scherz. »Ich denke nicht im Traum daran.« Dann wandte er sich an sie. »Keine Sorge, Fin«, sie riss die Augen auf, »ich habe den Telegrafen dabei, falls du Schwierigkeiten bekommst. Sam und Em natürlich auch. Wenn du uns brauchst, sind wir im Handumdrehen da.«
Erleichtert und gereizt zugleich, weil er sich nicht die Mühe gemacht hatte, sie hinsichtlich der Erbinnen zu beruhigen, tröstete sich Finley wenigstens mit dem Gedanken, dass ihre Freunde sie retten würden, wenn sie ihnen telegrafierte.
Sie glaubte allerdings nicht, dass sie Hilfe brauchen würde, denn sie war sich recht sicher, Daltons Aufmerksamkeit gewinnen und erhalten zu können. Außerdem wusste sie, dass sie ihm jederzeit die Arme brechen konnte, falls er irgendwelche Grenzen überschreiten sollte.
Genauso mühelos konnte sie die Arme etwaiger Erbinnen brechen, die es darauf anlegten, sich einen Herzog zu angeln. Aber das behielt sie natürlich für sich.
»Ich habe noch zu arbeiten«, verkündete Emily abrupt und schob den Stuhl zurück. »Komm mit, Sam.«
Der große dunkelhaarige Kerl starrte seinen Teller an, auf dem noch ein einsames Würstchen lag. »Ich bin noch nicht fertig.«
»Nimm es mit. Komm schon.« Sie wirkte ungeduldig.
Sam zuckte mit den Achseln und gehorchte.
Finley hatte kaum noch Zeit, sich zu verabschieden, so schnell verschwanden sie.
Griffin kicherte. »Glaubst du, Emily wollte uns allein lassen?«
»So kommt es mir vor.« Sie lächelte verzagt. »Hör mal, Griffin …«
Er hob die Hand. »Pass auf – du entschuldigst dich nicht, dann muss ich mich auch nicht entschuldigen. Sagen wir einfach, alles ist verziehen, und wir reden nicht mehr darüber.«
»Aber ich will darüber reden.«
Das schien ihn zu überraschen. »Wirklich?«
»Ja. Es tut mir leid, dass ich mich so dumm verhalten habe. Eine Entschuldigung ist das nicht, aber ich versuche immer noch herauszufinden, wer ich bin, und deshalb fällt es mir manchmal schwer, mich richtig zu verhalten.« Es tat gut, es laut auszusprechen. »Außerdem hatte ich abgesehen von meiner Mutter und Silas im ganzen Leben noch nie jemanden, dem ich vertrauen konnte. Du hast recht, wenn du es von mir erwartest, und ich will deines Vertrauens würdig sein, aber … anscheinend gelingt es uns beiden nicht sehr gut, jemandem einfach so Vertrauen zu schenken.«
Er nickte. »Da hast du recht. Daran müssen wir wohl beide arbeiten. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass es mir leidtut. Ich war in der letzten Zeit nicht ganz ich selbst.«
Als klar war, dass er nicht mehr dazu sagen wollte, hakte sie nach. »Liegt es am Äther?«
»Irgendetwas ist seltsam.« Er zuckte mit den Achseln, oder vielleicht schauderte er auch. »Egal. Ich will, dass du heute Abend vorsichtig bist. Wenn dir etwas komisch vorkommt, machst du, dass du wegkommst.«
Sie nickte. »Bestimmt.« Allerdings hatte sie nicht die Absicht, ohne Jasper zu gehen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, zog Griffin eine Augenbraue hoch. »Wir wissen nicht, ob du auf Jaspers Hilfe bauen kannst.«
Finley suchte seinen Blick. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass er ein Mörder ist, oder?«
Seufzend kratzte er sich am Kopf. »Nein, das nicht, aber ich habe mich auch früher schon geirrt. Das heißt allerdings nicht, dass ich ihn einfach bei Dalton lasse.« In diesem Augenblick wirkte er unendlich müde. Sie wollte ihm alle Sorgen nehmen, hatte aber keine Ahnung, wie sie es tun konnte.
Schließlich fasste sie seine Hand. »Wir holen ihn da raus.«
Zögernd begann
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