Das Maedchen mit dem Flammenherz
hatte keine Ahnung, was dies zu bedeuten hatte und wie so etwas überhaupt möglich war. Eines jedoch konnte er mit Sicherheit sagen – so etwas hatte er noch nie erlebt.
Wie sollte Finley nun gegen etwas ankämpfen, das sie weder sehen noch berühren konnte?
Noch wichtiger war die Frage, wie sie Griffin helfen konnte, obwohl sie zurückkehren und für Dalton den Lakaien spielen musste.
So betrat sie in ausgesprochen gereizter Stimmung den Flur von Daltons Haus in genau der Kleidung, die sie getragen hatte, als sie hinausgestürzt war. Die Stiefelabsätze klickten laut auf den polierten Dielenbrettern, als sie zur Treppe trampelte. Sie musste baden, sich umziehen und auf irgendetwas einschlagen.
»Wo zum Teufel hast du gesteckt?« Daltons Stimme füllte den weiten Flur.
Finley ballte die Hände zu Fäusten, bis sich die Fingernägel in ihre Handfläche bohrten. Die Schmerzen halfen ihr, die Selbstbeherrschung zu wahren. Daltons Gesicht wäre ein wundervolles Ziel gewesen. »Das geht dich nichts an«, gab sie zurück.
»Und ob mich das etwas angeht.« Mit finsterer Miene kam er auf sie zu, ein gefährlich schöner Anblick im dunkelgrauen Anzug. »Du arbeitest für mich.«
»Nicht dass ich bisher schon einen Cent gesehen hätte«, widersprach sie – als ob es auf das Geld ankäme. »Und auch wenn ich für dich arbeite, bin ich nicht dein Besitz.«
Er kniff die Augen zusammen. »Deine Loyalität gehört mir.«
Finley war empört und nicht sicher, ob sie es auf einen Streit anlegte oder achtkantig hinausgeworfen werden wollte. »Ich bin für dich nur eine angeheuerte Schlägerin, also erzähl mir nichts über Treue und Loyalität, Dalton.«
Er schüttelte den Kopf, dass die dunklen Haare hin und her flogen, und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie schlau du heute Morgen wieder bist. Eines Tages wirst du mal jemandem auf die Zehen treten, der das nicht halb so charmant findet wie ich, Miss Finley. Und dann bekommst du eine Menge Ärger.«
Auch wenn sie ihn dafür verachtete – er hatte recht. Sie konnte auf sich aufpassen und die meisten Gefahren, denen sie begegnete, selbst abwehren, aber eines Tages würde sie sich mit ihren Ausbrüchen in eine Situation bringen, aus der sie sich nicht mehr so einfach herausprügeln konnte.
»Ich habe nicht viele Freunde«, erklärte sie etwas ruhiger, »aber einer der wenigen, die ich habe, brauchte meine Hilfe, und deshalb bin ich hingegangen. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe, aber es war ein Notfall, und um ehrlich zu sein: Du warst der Letzte, an den ich in diesem Moment gedacht habe.«
Es war nicht schwer, seinen Blick zu erwidern, weil sie ihm die Wahrheit gesagt hatte. Er betrachtete sie einen Augenblick. So hatten sie früher schon andere Männer angesehen. Auch Lord Felix hatte sie so betrachtet, bevor sie ihm einen Tritt ins Gesicht versetzt hatte. Ihr war klar, dass sie Dalton fürchten musste – alles andere wäre dumm gewesen –, aber es gelang ihr nicht, tatsächlich Furcht zu empfinden. Er ging ihr einfach nur auf die Nerven.
Schließlich nickte er. »Ich bewundere Menschen, die Loyalität zeigen. Und ich habe nichts dagegen, wenn du eigene Interessen verfolgst, aber wenn du bei mir bist, dann bin ich dein wichtigstes Anliegen.«
Ihr wichtigstes Anliegen war Griffin. »In Ordnung«, log sie. »Ich würde mich jetzt gern waschen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Klar. Leg schon mal das Kleid bereit, das ich dir geschenkt habe. Morgen Abend gehen wir ins Theater. Anscheinend hast du dort mit Jasper etwas zu erledigen.«
War das letzte Stück der Maschine tatsächlich in einem Theater? Das war nicht einfach, aber wenigstens musste sie dort gegen niemanden kämpfen. Oder jedenfalls hoffte sie das. »Kein Problem. Gibt es sonst noch etwas zu tun?«
Er winkte lässig. »Nichts, was dich betreffen würde. Die Jungs kümmern sich schon darum.«
Finley erhob keine Einwände. Die freie Zeit verschaffte ihr Gelegenheit, ein bisschen herumzuschnüffeln und möglicherweise sogar herauszufinden, was Dalton eigentlich im Schilde führte. Auf jeden Fall musste sie Griffin irgendwie mitteilen, dass sie das letzte Stück in einem Theater abholen wollten. Nun blieben nur noch etwas mehr als vierundzwanzig Stunden, um herauszufinden, was die Maschine tat und was Dalton mit ihr vorhatte.
Hoffentlich war es nicht schon zu spät.
Finley verabschiedete sich von Dalton und eilte nach oben in das Zimmer, das man ihr zugewiesen hatte. Es war nett,
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