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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Steuern, die vielen Soldaten, die das ihre verlangen und nichts dafür geben.»
    «Das ist freundlich von Euch, dass Ihr Euch Sorgen macht, aber ich komme schon klar. Bin immer schon irgendwie klargekommen.» Rosamund lächelte die Wirtin an, fühlte sich von deren freundlichen Blicken fast gestreichelt.
    «Da, nehmt das. Mehr habe ich nicht.»
    Sie reichte Rosamund ein Bündel und fügte hinzu: «Ein Maler hat dies bei uns gelassen als Pfand, weil er die Rechnung nicht begleichen konnte. Er wollte wiederkommen und sein Bündel auslösen, aber das ist jetzt über ein Jahr her. Nehmt Ihr die Farben, die Pinsel und das andere Zeug darin. Vielleicht könnt Ihr Euch auf die Art ein Auskommen schaffen. Und wenn Ihr am Grab der heiligen Elisabeth steht, dann denkt einen Augenblick an mich und grüßt die Thüringerin von mir.»
    Die Wirtin legte das Bündel auf den Tisch, wandte sichbrüsk ab und verschwand mit schnellen Schritten in der Küche, sodass Rosamund kaum dazu kam, ihr zu danken.
    Sie machte das Bündel auf und lachte hell, als sie die Farben darin fand, die Pinsel, ein Kännchen mit Leinöl sogar, einen kleinen Mörser und zwei Kohlestifte.
    Gerührt betrachtete sie die vertrauten Dinge, fühlte die weichen Borsten der Pinsel, roch an den Farben, die sie bei Bedarf reiben konnte. Jetzt hatte sie mehr, als sie sich zu träumen getraut hatte. Auch der letzte Rest Besorgnis fiel von ihr ab. Von nun an würde sie aus eigener Kraft für sich selbst sorgen können. Und den Rest, da war sie sich sicher, würde die heilige Elisabeth für sie erledigen.

Fünfunddreißigstes Kapitel
    Von Homburg aus wandte sich Rosamund nach Norden. An der Ostseite des Taunus wanderte sie an kleineren Dörfern und an der Kapersburg vorbei, bis sie die Usa, ein kleines Flüsschen, welches den Ort Mörlen durchzog, erreichte.
    Die Herbstsonne schien mittagswarm, am Himmel sammelten sich mit großem Gezeter die ersten Zugvögel. Kurz vor dem Dorfeingang setzte sich Rosamund an den Rand einer kleinen Lichtung, die an der Usa lag. Den ganzen Weg über hatte sie Holz gesammelt. Glatte Rindenstücke, Scheiben, die von einem Fuhrwerk heruntergefallen waren, sogar ein armdickes Aststück war dabei. Sie ließ sich auf der Lichtung nieder, öffnete das Bündel und begann, die Farben zu reiben. Dann füllte sie den Mörser mit Wasser aus der Usa und begann zu malen. Die Sonne beschien sie, einzelne Strahlen tanzten durch das Herbstlaub, ließen das Flüsschen wie Silber schimmern. Rosamund saß, den Pinsel in der erhobenen Hand, und nahm alles in sich auf. Dann begann sie zu malen. Sie sah auf, starrte auf den Sonnentanz, rührte Farben, tauchte den Pinsel hinein, setzte da einen gelben Lichtpunkt, schuf dort flirrendes Grün, ließ das Haar der gemalten Heiligen wie Gold schimmern.
    Als die Sonne sich hinter den Baumwipfeln versteckt hatte, war Rosamund fertig. Sie betrachtete die Heiligenbilder, die sie gemalt hatte. Ja, auch denen fehlte es an handwerklicher Feinheit, doch sie lebten. Beinahe kam es Rosamund so vor, als atmeten sie, als spielte das Licht in ihren Augen wie ein Schalk.
    Die Farben waren noch nicht trocken, also trug Rosamund die Heiligenbilder auf ihren Händen ins Dorf Mörlen.
    Auf dem Platz vor der Kirche blieb sie stehen. Einige alte Männer saßen auf Bänken unter der Dorflinde, redeten miteinander, starrten auf Rosamund.
    Einer winkte ihr mit seinem Krückstock, sie solle näher kommen.
    Rosamund grüßte.
    «Wer seid Ihr? Wohin wollt Ihr?», fragten die Männer.
    «Mein Mann, er ist Maler. Bei einem Unfall hat er sich die rechte Hand verkrüppelt. Ich will zur heiligen Elisabeth und dort für ihn bitten.»
    Der Mann mit dem Krückstock zeigte auf die Bilder. «Sind die von dem Euren?»
    Rosamund zögerte einen Augenblick. Zu gern hätte sie zugegeben, dass sie die Malerin dieser Bildchen war, doch sie sah an den Blicken der alten Männer, dass ihre Arbeiten dann weniger wertvoll gewesen wären.
    «Ja, der meine hat sie gemalt. Die Farben trocknen schlecht; der Herbst ist zu feucht.»
    Die alten Männer nickten wissend. «Gilbt der Sommer das Gras, wird der Herbst nass.»
    «Geht zum Pfarrer», riet einer der Männer. «Der ist zwar ein Lutherischer, aber kein schlechter Kerl. Vielleicht hat er Verwendung für Eure Bildchen.»
    Rosamund dankte. Die Pfarrhaustür wurde ihr von einer nicht mehr ganz jungen Frau geöffnet, deren rote Wangen wie Sommeräpfel leuchteten.
    «Kommt herein, kommt herein», sagte sie fröhlich.

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